Chloe Tun Tun
Chloe Tun Tun, Last Time Burma
Acme, Lausanne, 2014
In der heutigen Zeit lässt sich der Begriff der «Exotik» nicht mehr unkritisch betrachten. Die Bildsprache der Fotografien mag zwar zunächst wirken wie aus einem postkolonialen Urlaubstagebuch mit exotischen Schnappschüssen von dem westlichen Auge fremden Orten, Situationen, Menschen. Dahinter verbirgt sich jedoch die Auseinandersetzung der Künstlerin mit ihrer Reise in das Land der eigenen Kindheit. Die Bilder spiegeln dem Betrachter beide Arten von Blicken, die der Touristin und die der Einheimischen, deren Perspektiven aufeinandertreffen und sich vermischen. Die Bilder sprechen von einer fotografischen Praxis, die sich ihre Gegenstände in die unmittelbare Nähe zu holen vermag, anstelle sie bloss aus der Distanz zu beobachten. Dabei wechseln die Bilder vom Dokumentarischen zum Autobiografischen mit einem Kameraauge, welches das Heimische im Fremden betrachtet. In den Szenen der Reise treffen Erinnerung und Projektion aufeinander, der häusliche Bereich der Familie trifft auf die unbändige Pflanzenwelt des Dschungels. Der Bildband dokumentiert die Bewegung einer Wiederentdeckung des Landes und seiner Kultur nach dem Ende der Militärdiktatur, die über das Persönliche hinausreicht. Alice Wilke