Gregory Collavini
Gregory Collavini, Leise Perspektiven
Editions Favre, Lausanne, 2016
ISBN 978-2-8289-1520-9
Die in Leise Perspektiven fotografierten Lärmschutzwände mögen ein gewöhnlicher und grundsätzlich wenig bedeutsamer Bestandteil des städtischen und ländlichen Raums der Schweiz sein. Sie entfalten aber, nicht zuletzt aufgrund ihrer scheinbaren Allgegenwart, beim Betrachten des Bildbands eine beklemmende Wirkung. Als Ergebnisse politischer Massnahmen, die eher den Lärm erträglich machen wollten, als dessen Quelle zum Verstummen zu bringen, scheinen sich diese Bauten, nach und nach und ohne dass es uns besonders aufgefallen wäre, in die Landschaft geschlichen zu haben. Die von einer grossen technischen und visuellen Strenge geprägten Aufnahmen von Gregory Collavini wirken auf den ersten Blick sachlich und neutral, heben jedoch auf subtile wie beunruhigende Weise die diskrete, konstante Präsenz der Lärmschutzwände hervor. In einer Zeit, in der Mauern zu einem internationalen Sinnbild für identitäre Abschottung und repressive Migrationspolitik geworden sind, stellen diese Wände auch ein metaphorisches Echo auf gewisse Facetten der Schweiz dar, etwa die Sorge um Behaglichkeit und Bewahrung des Gewohnten, was Abkapselung und Isolation in Kauf nimmt. Danaé Panchaud