
RUSSLAND
Eröffnung eines Verbindungsbüros in Moskau.
Über 4000 Veranstaltungen und Auftritte im 102 Ländern und fast 1500 Kunst- und Kulturvorhaben in der ganzen Schweiz: Pro Helvetia blickt auf ein vielfaltiges Jahr 2017 zurück.
Eröffnung eines Verbindungsbüros in Moskau.
Neue Promotionsstrukturen in Berlin und London.
Erste Ausschreibungen für interaktive Medien und Design.
Auftakt von «COINCIDENDIA – Kulturaustausch Schweiz-Südamerika»
Schweizer Literatur an der Frankfurter Buchmesse: «Francfort en Français»
Philippe Bischof wird neuer Direktor.
2017 war für Pro Helvetia ein Jahr der Erneuerung. Auf mehreren Ebenen ihrer Organisation, von der Direktion bis zum Stiftungsrat, fanden personelle Veränderungen statt. Diese Wechsel meisterte die Stiftung bestens, da sie sich auf solide Prozesse und eine breite Verankerung ihres Wirkens in der Schweiz und weltweit stützen kann. Geprägt war das Berichtsjahr zudem von bedeutenden Fortschritten bei der Umsetzung der Neuerungen aus der Kulturbotschaft 2016–2020.
Im vergangenen Jahr wurden bei Pro Helvetia mehrere wichtige Positionen neu besetzt, sowohl in der Direktion als auch im Stiftungsrat und in der Fachkommission. Im Zuge dieses Umbruchs bewies die Stiftung einmal mehr ihre ausgeprägte Fähigkeit zur Zusammenarbeit aller Gremien. Diese beruht auf einheitlichen Werten, klaren Prioritäten und einer breit abgestützten Agenda.
Als Direktorin ad interim seit Dezember 2016 hat Sabina Schwarzenbach die Kräfte erfolgreich so bündeln können, dass von der Stiftung unterstützte Projekte nicht nur realisiert, sondern auch nachhaltig weiterentwickelt wurden. Mit Philippe Bischof erhielt Pro Helvetia im Herbst einen neuen Direktor. Er wird die Stiftung mit seiner kulturpolitischen Kompetenz, seiner grossen Erfahrung im Führen komplexer Organisationen sowie mit seiner Offenheit und Innovationsbereitschaft bereichern. Zu Erneuerungen kam es aufgrund der geltenden Amtszeitbeschränkung auch im Stiftungsrat. Mit Anne-Catherine Sutermeister (Vizepräsidentin), Felix Uhlmann und Guillaume Juppin de Fondaumière waren gleich drei ausscheidende Mitglieder adäquat zu ersetzen — dies sowohl in Bezug auf die fachlichen Anforderungen als auch auf die Wahrung des regionalen Gleichgewichts und einer ausgewogenen Geschlechtervertretung. Wir schätzen uns glücklich, dass wir mit Françoise König Gerny aus Basel, Marie-Thérèse Bonadonna aus La Chaux-de-Fonds und Hannes Gassert aus Zürich drei Persönlichkeiten für diese Aufgabe gewinnen konnten, welche die Werte der Stiftung und ihren Sinn für Zusammenarbeit teilen.
Besonders erfreulich ist, dass wir bei der Umsetzung der Neuerungen aus der Kulturbotschaft 2016–2020 auf gutem Weg sind. Während im Jahr davor der Fokus noch auf der vorbereitenden Recherche und der konzeptuellen Arbeit lag, führten wir 2017 eine Reihe konkreter Massnahmen durch. Dazu zählten, um nur einige Beispiele zu nennen, die nun zwei Mal jährlich vergebenen Werkbeiträge in der visuellen Kunst, die ersten Ausschreibungen für interaktive Medien und Design im Rahmen des Schwerpunkts «Neue Zusammenarbeitsmodelle – Kultur und Wirtschaft», wie auch die Ergänzung und Konsolidierung unserer Instrumente zur Nachwuchsförderung. Zu erwähnen sind auch die Einführung neuer Promotionsstrukturen in Berlin und London sowie der Auftakt zu unserem neuen Programm «COINCIDENCIA – Kulturaustausch Schweiz-Südamerika» im Oktober 2017.
Gleichzeitig richten wir den Blick auch bereits auf die nächste Kulturbotschaft für die Jahre 2021 bis 2024 sowie auf mögliche Fragen und Themen der Zukunft. Um für die Herausforderungen von morgen gewappnet zu sein, muss Pro Helvetia ihre Aktivitäten stetig neu hinterfragen, um daraus die richtigen Schlüsse für die mittel- und langfristige Zukunft zu ziehen. Verlassen kann sich die Stiftung dabei auf eine ihrer traditionellen Stärken: das Wissen um die richtige Balance im Zusammenspiel von Stabilität und Innovation.
Die Förderung der kulturellen Vielfalt und des Kulturaustauschs sind zwei zentrale Aufgaben von Pro Helvetia, denen wir uns im Jahr 2017 mit besonderer Intensität gewidmet haben. In einer unruhigen Welt, in der Abgrenzungen – und leider auch Ausgrenzungen – zunehmen, sehen wir es als unsere Verantwortung, den Dialog über unterschiedliche Wertesysteme und deren Einflüsse auf die freiheitliche Gesellschaft mit künstlerischen Mitteln zu fördern und so zum gegenseitigen Verständnis der Kulturen in der Schweiz und im Ausland beizutragen.
Verstehen ist stets auch ein Akt des Übersetzens. Umso erstaunlicher, dass die Bedeutung des literarischen Übersetzens noch immer nicht überall erkannt ist. Gerne geht vergessen, dass das Übersetzen selbst eine künstlerische Tätigkeit ist und Übersetzerinnen und Übersetzer wichtige Vermittlungsarbeit leisten. In der mehrsprachigen Schweiz müssen wir diesem Aspekt besondere Sorge tragen, weil der unmittelbare Austausch über die Sprachgrenzen hinweg wesentlich zu einer tragfähigen Gemeinschaft beiträgt. Der Buchmarkt ist selten in der Lage, Wagnisse einzugehen und das finanzielle Risiko der Übersetzung von qualitativ hochstehender Literatur ohne Bestsellerpotenzial zu tragen. Dies ist mit ein Grund, weshalb Pro Helvetia ihre Übersetzungsförderung ab 2017 wesentlich verstärkt hat. Wir wollen massgeblich dazu beitragen, dass in den jeweils anderssprachigen Landesteilen vielfältigere Werke in Übersetzungen gelesen werden können.
Mehr und vor allem qualifizierte Übersetzungen zahlen sich doppelt aus. Denn sie tragen nicht nur zur Verbreitung von Schweizer Literatur im eigenen Land bei, sondern ermöglichen Autorinnen und Autoren aus der Schweiz, auch international wahrgenommen zu werden. An der diesjährigen Frankfurter Buchmesse lud das Gastland Frankreich unter dem Titel «Frankfurt auf Französisch» Pro Helvetia ein, die Literatur aus der Romandie zu präsentieren. Die Aufmerksamkeit dafür war erfreulich gross und zeigte die Bedeutung der Literatur aus der Westschweiz in der frankophonen Welt insgesamt.
«Dans la vie, rien n’est à craindre, tout est à comprendre.» Was Marie Curie für die Naturwissenschaften formulierte, könnte unseren Auftrag nicht besser beschreiben: Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen. Pro Helvetia will im Rahmen ihres Auftrags zum Kulturaustausch mit dem Ausland zu diesem Verständnis ihren Teil beitragen. Im Jahr 2017 konnten wir gleich zwei wichtige Schritte in der kulturüberschreitenden Arbeit machen:
Im Zuge der neuen Direktion setzte sich Pro Helvetia intern zum Ziel, ein neues Verständnis füreinander und für die eigene Arbeit zu gewinnen. Am 1. November fand die Stabübergabe statt, nach einer interimistischen Leitungsphase. Verstehen, dazulernen, weiterentwickeln: Dieses Leitmotiv wollen wir in das Jahr 2018 hinübertragen im Sinne einer vielfältigen und erfolgreichen Schweizer Kunst- und Kulturszene, in deren Förderung Pro Helvetia eine führende und verbindende Rolle spielt.
2017 hat Pro Helvetia fast 1500 Kunst- und Kulturvorhaben in der ganzen Schweiz unterstützt. Zu den wichtigsten nationalen Massnahmen der Stiftung im Berichtsjahr zählten die Lancierung der ersten Ausschreibungen für interaktive Medien und Design im Rahmen des Schwerpunkts «Neue Zusammenarbeitsmodelle – Kultur und Wirtschaft» sowie die Weiterentwicklung der Nachwuchsförderung.
Im Rahmen ihrer Auslandaktivitäten unterstützte Pro Helvetia im Jahr 2017 über 4000 Kunst- und Kulturvorhaben in 102 Ländern. Ihre Präsenz verstärkte die Stiftung insbesondere in Europa, durch die Entwicklung flexibler Promotionsstrukturen in London und Berlin, sowie in Südamerika, wo sie ihr neues Kulturaustauschprogramm COINCIDENCIA lancierte.
Pro Helvetia unterstützt den kulturellen Austausch zwischen der Schweiz und dem Ausland mit ihrem Netzwerk von Aussenstellen. Dazu gehören ihre Verbindungsbüros, das von ihr betriebene Centre culturel suisse in Paris und mehrere Partnerinstitutionen.
Von den 39,8 Millionen Franken, die Pro Helvetia 2017 eingesetzt hat, flossen 88,1% direkt in die Kultur. Der Anteil der Administrationskosten lag mit 11,9% weiterhin klar unter der strategischen Vorgabe des Bundes von 15%. Im Jahr 2017 hat Pro Helvetia über 5000 Gesuche erhalten.
Um ältere Jahresberichte einzusehen, kontaktieren Sie uns bitte unter communication@prohelvetia.ch.