Über 6000 unterstützte Kunst- und Kulturvorhaben in der Schweiz und in 108 Ländern: Pro Helvetia blickt auf ein vielfältiges Jahr 2018 zurück.
Das Jahr 2018 war politisch geprägt von der Diskussion um die zunehmende Bedeutung von Grenzen und von wachsenden Widerständen gegenüber den Folgen der Globalisierung. Umso wichtiger ist es, dass die Kultur ihre wesentliche Aufgabe in der Gesellschaft wahrnimmt und für die Werte der Öffnung, des Dialogs und des Brückenschlagens einsteht. Ihr vermittelnder und kritischer Charakter ist heutzutage auf allen Ebenen essenziell, sei es international, kontinental, national wie auch regional. Die Kultur kann auf ihre Art dazu beitragen, zu verstehen, dass sich die aktuellen politischen, ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nur bewältigen lassen, wenn wir sie gleichzeitig auf lokalem und globalem Niveau angehen.
Pro Helvetia ist sich dieser Verantwortung mehr als bewusst und setzt sich mit all ihren Kräften dafür ein, Kunst und Kultur in ihrer vielfältigen Ausprägung den nötigen Platz in der Gesellschaft zu sichern. Von der Kreation bis zur Promotion entwickelt die Stiftung ihre Aktivitäten in den verschiedenen Regionen der Schweiz wie auch rund um die Welt. Sie unterstützt Schweizer Kunstschaffende und die Verbreitung ihrer Werke mit der Absicht, ihre künstlerische Weiterentwicklung zu fördern, ihnen gestalterischen Freiraum zu ermöglichen und sie im In- und Ausland bekannter zu machen. Der Stiftungsrat nimmt in diesem Sinne seine Aufgabe im Interesse der Schweizer Kunst und Kultur mit grossem Engagement wahr. So widerspiegelt das neunköpfige Gremium sowohl die sprachliche Vielfalt der Schweiz wie die Parität der Geschlechter und deckt die kulturellen wie betrieblichen Kompetenzen ab, die es für eine Organisation wie Pro Helvetia braucht. Es freut uns deshalb sehr, dass wir 2018 mit Françoise König Gerny, Marie-Therese Bonadonna und Hannes Gassert drei neue, hoch qualifizierte Mitglieder begrüssen durften, die massgeblich zur Erfüllung unseres Mandats beitragen werden.
Netzwerke prägen unseren Alltag. In der hochmobilen Kunst- und Kulturwelt sind Formen der Zusammenarbeit verbreitet. Kunstschaffende vernetzen sich über Grenzen hinweg, seien diese disziplinärer, geografischer oder gesellschaftlicher Art.
Für Pro Helvetia als Schweizer Kulturförderstiftung ist es eine zentrale Aufgabe, wichtige Netzwerke nicht nur zu erkennen und zu ermöglichen, sondern auch dafür zu sorgen, dass Künstlerinnen und Künstler in den dadurch geschaffenen Räumen nachhaltige Wirkung und Resonanz auslösen können. In Zeiten weltweiter politischer Verhärtungen und Abgrenzungsbewegungen ist es unabdingbar, freie Reflexions- und Schaffensräume offen zu halten.
Einen wichtigen Beitrag leistete in dieser Hinsicht das neue Programm «COINCIDENCIA – Kulturaustausch Schweiz–Südamerika», das 2018 zahlreiche transkontinentale kulturelle Begegnungen und Projekte ermöglichte. In acht südamerikanischen Ländern und der Schweiz selbst konnten bereits 120 Projekte initiiert oder realisiert sowie zahlreiche langfristige Kooperationen aufgebaut werden. Schweizer Künstlerinnen und Künstler tourten in Südamerika oder arbeiteten im Rahmen von Rechercheaufenthalten und Workshops mit Kunstschaffenden vor Ort. Erste Produktionen und Aktivitäten, die so entstanden, waren in der Schweiz unter anderem in Nyon, Basel und Zürich zu erleben.
Wirkungs- und Resonanzräume zu schaffen, bedeutet für eine Stiftung wie Pro Helvetia aber auch, in neue inhaltliche und ästhetische Bereiche vorzudringen. Mit dem Aufbau einer umfassenden Förderung von Design und interaktiven Medien werden Kreative an der Schnittstelle zwischen Kunst, Technologie und Wirtschaft unterstützt, die sich mit ihren Produkten in kompetitiven, internationalen Märkten behaupten müssen. Diesen Bedürfnissen trägt die Schweizer Kulturstiftung mit einem spezifischen Fördermodell Rechnung, das Kultur und Wirtschaft in Verbindung bringt. 2018 konnte es vielversprechende Ergebnisse vorweisen: Insgesamt 125 junge Game- und Designstudios präsentierten ihre geförderten Kreationen und Produkte an internationalen Messen in San Francisco, Shenzhen, Paris, Mailand oder London und erzielten damit unmittelbare Resonanz bei Retailern und der Industrie.
Solche durchaus auch kommerziell erfolgreichen Projekte dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kultur und deren Förderung niemals nach den Regeln des klassischen Marktes funktionieren kann und darf. Denn Künstlerinnen und Künstler bewegen sich oft in zwar kleinen Nischen und Netzwerken, die jedoch in ihrem Gebiet bedeutsam sind und garantieren, dass neue Ausdrucksformen entstehen können. Das englische «Huddersfield Contemporary Music Festival» ist ein Beispiel dafür. Einem breiteren Publikum dürfte es nicht bekannt sein, und doch ist es weltweit eine der wichtigsten Plattformen für neue und experimentelle Musik. Pro Helvetia ist glücklich darüber, dank einer mehrjährigen Zusammenarbeit mit diesem Festival dem zeitgenössischen Schweizer Musikschaffen international zu grosser Hör- und Sichtbarkeit verholfen zu haben. Manchmal braucht es aber auch nur das Zusammentreffen von wenigen Personen, um Resonanz zu erzeugen. Persönlich besonders gefreut hat mich im letzten Jahr das Engagement des Genfer Festivals «Les Creatives», das spontan und innerhalb kürzester Zeit zwei Podiumsdiskussionen zu dem dringlichen Thema «Chancengleichheit für Männer und Frauen in der Kultur» organisierte. Bei den zahlreichen Veranstaltungen, die wir 2018 unterstützt haben, mag dies als Fussnote unserer Tätigkeit erscheinen. Es sind aber genau solche gezielten, kulturpolitisch motivierten Initiativen, welche wichtige Anliegen in neue Netzwerke tragen und uns ermöglichen, aus dem Heute das Morgen zu denken – immer im wachen Wechselspiel mit den jeweiligen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten. Denn das ist die eigentliche Raison d’Etre der Kulturförderung: sich aktiv und offen mit den wichtigen Fragen der Gegenwart auseinanderzusetzen, um so die Weichen für die Zukunft zu stellen.
2018 hat Pro Helvetia mehr als 1600 Kunst- und Kulturvorhaben in der ganzen Schweiz unterstützt. Zu den wichtigsten Massnahmen der Stiftung im Inland zählten im zweiten Jahr des Schwerpunktes «Neue Zusammenarbeitsmodelle – Kultur und Wirtschaft» die Ausschreibungen für Design und interaktive Medien. Das Fördermodell konnte sich in kurzer Zeit erfolgreich etablieren.
Pro Helvetia unterstützte 2018 insgesamt gegen 4500 Kunst und Kulturvorhaben in 108 Ländern. Im Fokus standen insbesondere die Präsentation von Schweizer Schwerpunkten an bedeutenden internationalen Veranstaltungen wie auch die Jubiläen ihrer Verbindungsbüros in Kairo (30 Jahre), Johannesburg (20 Jahre) und New Delhi (10 Jahre).
Pro Helvetia unterstützt den kulturellen Austausch zwischen der Schweiz und dem Ausland mit ihrem Netzwerk von Aussenstellen. Dazu gehören ihre fünf Verbindungsbüros, das von ihr betriebene Centre culturel suisse in Paris und mehrere Partnerinstitutionen.
Von den 42,1 Millionen Franken, die Pro Helvetia 2018 zur Verfügung gehabt hatte, wurden 88,2% direkt in die Kultur investiert. Der Anteil der Administrationskosten lag mit 11,8% deutlich unter der strategischen Vorgabe des Bundes von 15%. Im Jahr 2018 erhielt Pro Helvetia fast 5500 Gesuche.
Um ältere Jahresberichte einzusehen, kontaktieren Sie uns bitte unter communication@prohelvetia.ch.