

Jahresbericht 2024
Vorwort
Unser zukünftiges Programm versucht, den zentralen Anforderungen und Bedürfnissen des Kultursektors zu entsprechen – nun gilt es, den gesetzten Zielen auch in einem anspruchsvollen gesellschaftlichen Umfeld gerecht zu werden.
Michael Brändle, Präsident Stiftungsrat
Die Rolle der Kulturförderung ändert sich stetig. Im Falle von Pro Helvetia bedeutet dies, die Chancen und Spielarten nationaler und internationaler Kulturarbeit immer wieder neu zu erproben, sich neuen Themen zu stellen und Partnerschaften aufzubauen.
Philippe Bischof, Direktor

Fokus Schweiz
Die Inlandaktivitäten von Pro Helvetia umfassen die Förderung des vielfältigen künstlerischen Schaffens in der Schweiz wie auch dessen Verbreitung und den Austausch zwischen den verschiedenen Landesregionen. Die Stiftung fördert auf Gesuchsbasis kulturelle Projekte von gesamtschweizerischer Bedeutung und setzt neue Impulse.
Die fünf Tätigkeitsbereiche von Pro Helvetia in der Schweiz:
2024 hat Pro Helvetia mehr als 2000 Kunst- und Kulturvorhaben in der ganzen Schweiz unterstützt. Sie belegen die grosse Vielfalt des zeitgenössischen Kunst- und Kulturschaffens. Angesichts der zunehmenden Komplexität durch gesellschaftlichen und digitalen Wandel sowie der unsicheren Finanzlage gestaltet Pro Helvetia ihre Förderung in einem Gleichgewicht aus Agilität und Beständigkeit, mit dem Ziel, bestmögliche Rahmenbedingungen für Kunst- und Kulturschaffende aus der Schweiz und deren Schaffen zu gewährleisten.
Unter «Zugesprochene Beiträge» publiziert die Stiftung auf ihrer Website jährlich Informationen zu Projekten, die sie im Berichtsjahr unterstützt oder realisiert hat. Entdecken Sie hier Projektbeispiele:

In der gemeinsam mit Präsenz Schweiz organisierten Ausstellung «Joy» an der Milano Design Week zeigte Pro Helvetia Arbeiten von jungen Designschaffenden aus der Schweiz und beschäftigte sich mit der Freude als positive Kraft der Transformation. © House of Switzerland Milano 2024, Sébastien Crettaz

Die Sélection Suisse en Avignon am OFF-Festival von Avignon bot auch 2024 eine wichtige Plattform für das Schweizer Kunstschaffen in den Bereichen Theater, Tanz und Performance. Im Bild: «OUVERTURE», Géraldine Chollet – Cie Rahu LaMo. © Pascal Gely

Das Festival «woerdz» in Luzern bietet einen Treffpunkt für die nationale und internationale Spoken-Word-Szene. Es zeigt mehrsprachige Performances aus den Bereichen Poetry Slam, Lautpoesie oder Lyrik. Im Bild: Daniela Dill und Les Reines Prochaines bei der Präsentation des Werkauftrages. © Franca Pedrazzetti

«‹Le livre sur les quais› würdigte an seiner Ausgabe die sprachliche Vielfalt der Schweizer Literatur. Entsprechend waren in Morges neben Autorinnen und Autoren aus der Romandie auch zahlreiche Schriftstellende aus der deutsch-, italienisch- und rätoromanischsprachigen Schweiz zu entdecken. Einen weiteren Schwerpunkt bildete das Übersetzen als essenzieller Bestandteil einer von ihrer sprachlichen und kulturellen Vielfältigkeit geprägten Literatur. Ermöglicht wurde dies durch die Hilfe von Pro Helvetia.
Alix Billen
Dank der beratenden und finanziellen Unterstützung der Stiftung konnte das Festival über die Grenze der Westschweiz hinaus namhafte Autorinnen und Autoren unseres Landes einladen und deren Reisekosten, Unterbringung und Honorare übernehmen. Pro Helvetia hat auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zum kulturellen und literarischen Austausch zwischen den vier Sprachregionen geleistet.»
Direktorin des Literaturfestivals «Le livre sur les quais» in Morges
Fokus International
Pro Helvetia spricht auf Basis von Gesuchen Beiträge an Kunst- und Kulturprojekte aus der Schweiz, die weltweit präsentiert werden. Mit ihrem Aussennetz unterstützt Pro Helvetia den Aufbau professioneller internationaler Netzwerke in allen von der Stiftung geförderten künstlerischen Sparten und stärkt Kulturaustausch und Kollaborationen auf internationaler Ebene.
Die fünf Tätigkeitsbereiche von Pro Helvetia international:
2024 unterstützte Pro Helvetia im Rahmen ihrer internationalen Aktivitäten rund 4500 Kunst- und Kulturvorhaben in 105 Ländern. Massnahmen zur Promotion und Vernetzung sowie die Unterstützung von Schweizer Auftritten an internationalen Festivals und Messen ermöglichen die Verbreitung des zeitgenössischen Kunstschaffens aus der Schweiz und steigern dessen internationale Wahrnehmung. 2024 boten zahlreiche Schweizer Schwerpunkte in allen künstlerischen Sparten wichtige Plattformen, so unter anderem am «Fierce Festival» im britischen Birmingham, am niederländischen Festival «November Music» und am Buchverfilmungstreffen «Shoot the Book!» des Filmfestivals von Cannes.
Unter «Zugesprochene Beiträge» publiziert die Stiftung auf ihrer Website jährlich Informationen zu Projekten, die sie im Berichtsjahr unterstützt oder realisiert hat. Entdecken Sie hier Projektbeispiele:

Das Centre culturel suisse «On Tour» organisierte im November 2024 gemeinsam mit mehreren Partnerinstitutionen die Swiss Dance Week Paris. Im Bild: die Tänzerin und Choreografin Ruth Childs mit ihrem Projekt «Fun Times». © Marie Magnin

Im Rahmen der Nachwuchsförderung der Visuellen Künste wurde die Ausstellungsserie Plattform24 unterstützt, die 2024 erstmals im Appenzell stattfand. Im Bild: «Resurrection Ranch», Virginie Sistek © Claude Barrault

«Das Förderprogramm ‹Fast Forward› hat den riesigen Vorteil, dass es individuell zugeschnitten werden kann: So hat mir ‹Fast Forward› beispielsweise dabei geholfen, Videoinhalte zu kreieren, die für die Vermittlung meiner Arbeit und somit das Buchen von Konzerten von enormer Wichtigkeit sind.
Julian Sartorius
Durch die Mentorate und das ‹Business-Lab› konnte ich mir spezifisches Wissen in verschiedenen Inhalten aneignen – auch davon werde ich nachhaltig profitieren.»
Der Musiker nimmt am Förderprogramm «Fast Forward» (Pilotausgabe 2023–2025) teil, das Mid-Career-Musikschaffende in den Bereichen künstlerisches Mentoring und strategische Entwicklung unterstützt.

Mit Unterstützung von Pro Helvetia Johannesburg präsentierte die Künstlerin Sophie Guyot am südafrikanischen Festival Spier Light Art ihre Arbeit «The Meaning of Meaning», die leuchtende Piktogramme kombiniert und so neue semantische Bezüge herstellt. © Spier Light Art
Aussennetz
Das Aussennetz von Pro Helvetia ermöglicht die Präsenz von Kunst- und Kulturschaffenden aus der Schweiz bei wichtigen Anlässen und fördert den Austausch und die Zusammenarbeit mit lokalen Kulturinstitutionen und Kunstschaffenden. Zum Aussennetz gehören die sechs Verbindungsbüros und das Centre culturel suisse (CCS) in Paris. Ebenfalls unterstützt werden das Istituto Svizzero und das Swiss Institute in New York (Siny).
Die Verbindungsbüros
Mit der Absicht, ihre Aktivitäten über die westeuropäische Kulturgeografie hinaus auszudehnen, betreibt Pro Helvetia seit vielen Jahren mehrere Verbindungsbüros, und zwar im arabischen Raum (Kairo, 1988), im südlichen Afrika (Johannesburg, 1998), im südlichen Asien (New Delhi, 2007), in China (Shanghai, 2010) und als erste dezentrale Struktur in Südamerika (Bogotá, Buenos Aires, La Paz, Santiago, São Paulo, 2021).
Angesichts des anhaltenden Krieges und der angespannten politischen Lage beschloss der Stiftungsrat an seiner Sitzung vom 28. Februar 2024, alle Aktivitäten von Pro Helvetia Moskau Ende 2024 einzustellen. Ab 2025 wird Pro Helvetia nicht mehr in Russland präsent sein.
Die Verbindungsbüros von Pro Helvetia sind in sehr unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten aktiv. Ihre Aktivitäten werden ausschliesslich von lokalen Mitarbeitenden verantwortet. Die Verbindungsbüros unterstützen Projekte in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerinnen und Partnern in allen von Pro Helvetia geförderten Sparten und ermöglichen Residenzen und Recherchereisen für Kulturschaffende aus ihren Regionen in die Schweiz oder aus der Schweiz in ihre jeweiligen Regionen.
Das Centre culturel suisse (CCS) in Paris
Das von Pro Helvetia betriebene Centre culturel suisse (CCS) in Paris präsentiert und verbreitet zeitgenössisches Kunstschaffen aus der Schweiz in Paris und darüber hinaus Frankreich, insbesondere in den Bereichen Darstellende Künste, Musik und Visuelle Künste. Es fördert dabei die Beziehungen zwischen der Kunst- und Kulturszene aus der Schweiz und aus Frankreich. Die Räumlichkeiten des CCS sind derzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Bis zu seiner Wiedereröffnung entfaltet das CCS ein «On Tour»-Programm in verschiedenen Regionen Frankreichs.
Die Partnerinstitutionen
Pro Helvetia beteiligt sich auf der Basis von Leistungsvereinbarungen an den Kulturprogrammen von zwei Schweizer Institutionen im Ausland: dem Istituto Svizzero und dem Swiss Institute in New York (Siny).

Auch 2024 unterstützte das Aussennetz von Pro Helvetia den professionellen kulturellen Austausch und die Vernetzung von Kunst- und Kulturschaffenden aus der Schweiz und den Regionen der Verbindungsbüros in sehr unterschiedlichen Kontexten. Geopolitische Konflikte und unsichere politische Verhältnisse stellten die Stiftung dabei vor operative Herausforderungen. Dank der zahlreichen und langjährigen Partnerschaften der Verbindungsbüros und in Zusammenarbeit mit den Abteilungen der Stiftung konnten dennoch neue Austausch-, Netzwerk- und Förderformate geschaffen werden, mit dem Ziel, den Kunst- und Kulturschaffenden einen Zugang zu neuen kulturellen Kontexten zu eröffnen und ihre beruflichen Perspektiven zu erweitern. So wurde 2024 die Pilotmassnahme «Ko-Kreation» weitergeführt. Dabei wird die Weiterentwicklung von Projekt- und Kooperationsideen unterstützt, welche auf früheren Residenzen und Recherchereisen aufbauen. Mit «She Got Game» wurde das international erfolgreiche Mentoringprogramm für Game Designerinnen weitergeführt. Weiter nahmen Delegationen aus den Regionen von Pro Helvetia Südamerika und Shanghai in Partnerschaft mit dem Mesh Festival in Basel an einem Netzwerkprogramm zum Thema Kunst und Künstliche Intelligenz in der Schweiz teil.
Unter «Zugesprochene Beiträge» publiziert die Stiftung auf ihrer Website jährlich Informationen zu Projekten, die sie im Berichtsjahr unterstützt oder realisiert hat. Entdecken Sie hier Projektbeispiele:

Der Trompeter Erik Truffaz war im Herbst 2024 am Jazzmandu in der Hauptstadt von Nepal zu hören. Das grösste Jazzfestival in der Himalajaregion feierte 2024 seine Ausgabe und wurde von Pro Helvetia New Delhi unterstützt. © Jazzmandu

«Meine Teilnahme an der ‹Sélection Suisse en Avignon› war in mehrfacher Hinsicht vorteilhaft für die Weiterentwicklung meiner Arbeit und Karriere. Das Festival ist bekannt dafür, ein vielfältiges Publikum anzuziehen, von Kunstschaffenden und -vermittelnden über Kritiker bis zu Theaterinteressierten aus aller Welt. Dank der hohen Visibilität dieser Plattform konnte ich meiner Arbeit Aufmerksamkeit verschaffen und mein Publikum verbreitern. Die Veranstaltung vernetzte mich mit Kunstschaffenden, Intendanten, Produzentinnen und Kuratorinnen – ein äusserst wertvolles Netzwerk für zukünftige Kollaborationen, Bookings oder Koproduktionen. Das Erleben der Arbeit anderer Künstlerinnen und Künstler und das Feedback des internationalen Publikums in Avignon eröffneten mir neue Sichtweisen auf mein Handwerk. Ich erhielt viele Einblicke in neue Stile und Praktiken, die mein zukünftiges Schaffen inspirieren undverfeinern werden.»
Tiran Willemse
Der Tänzer und Choreograf nahm 2024 an der «Sélection Suisse en Avignon» teil,
einer kuratierten Auswahl von Schweizer Bühnenproduktionen im Rahmen des OFF-Programms des Festival d’Avignon.

«Für uns bedeutet ‹Ökologie› nicht nur, der Umwelt Sorge zu tragen, sondern auch, neue Arten des Lebens und Arbeitens in Kunst und Kultur zu erkunden. Die Unterstützung von Pro Helvetia für unser Projekt ‹Arpentage› gab uns die Möglichkeit, eine nomadische und experimentelle Initiative in einem von ruralen Herausforderungen geprägten alpinen Kontext zu entwickeln, insbesondere mit Blick auf geografische Randlage und Abwanderung der Bevölkerung. Auf der Grundlage lokaler Kompetenzen und traditioneller Kenntnisse haben wir Instrumente zur Ko-Kreation mit der Bevölkerung eingerichtet, um auf künstlerischem Weg Antworten auf die aktuellen Herausforderungen durch Biodiversitätsverlust und Klimawandel zu finden. Auf diese Weise konnten wir neue Ansätze eröffnen, die ebenfalls in der alpinen Realität verankert sind.»
Véronique Ferrero Delacoste
Direktorin «least» (laboratoire écologie et art pour une société en transition)

Im Rahmen der internationalen Fotomesse «Paris Photo» präsentierte Pro Helvetia in Zusammenarbeit mit Spectrum eine Auswahl von Fotobüchern aus der Schweiz, die im Bereich fotografische Veröffentlichung unterstützt worden waren. © Valentin Duciel
Zahlen und Fakten
Von den 45,7 Millionen Franken, die Pro Helvetia 2024 zur Verfügung standen, wurden 87,0 Prozent direkt in die Förderung von Kulturaktivitäten investiert. Der Anteil der Administrationskosten lag mit 13,0 Prozent im Rahmen der vom Bundesrat definierten Vorgabe. Im Jahr 2024 erhielt Pro Helvetia insgesamt 7046 Gesuche. Der Anteil bewilligter Gesuche sank im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozentpunkte auf 35,8 Prozent.
Oberste Priorität: die Kultur
87,0 Prozent der 45,7 Millionen Franken, die Pro Helvetia im Jahr 2024 eingesetzt hat, flossen direkt in Kulturaktivitäten. Mit 13,0 Prozent lag der Anteil der Administrationskosten, berechnet nach dem ZEWO-Standard im Rahmen der vom Bundesrat definierten Vorgabe.
Gemäss dem Kulturförderungsgesetz und den strategischen Zielen des Bundesrates ist Pro Helvetia tätig im Bereich der Nachwuchsförderung, der Kunstvermittlung, der Förderung des künstlerischen Schaffens, des Kulturaustauschs im Inland und im Ausland und bei Projekten, die neue kulturelle Impulse setzen.
Zu diesem Zweck unterstützt Pro Helvetia auf Gesuch Dritter Vorhaben aus den Sparten Darstellende Künste, Design, Literatur, Musik, Visuelle Künste sowie Kunst+. Die Stiftung setzt ausserdem Massnahmen zur internationalen Promotion und Vernetzung von Kunstschaffenden aus der Schweiz um und lanciert thematische Initiativen. Sie berät und unterstützt Schweizer Kulturschaffende, Kulturbehörden sowie Veranstalterinnen und Veranstalter weltweit und engagiert sich in den Bereichen Diversität, Chancengleichheit und angemessene Entschädigung.
Bundesmittel in CHF
Im Rahmen der Kulturbotschaft spricht das Parlament für Pro Helvetia alle vier Jahre einen Zahlungsrahmen. Für die Vierjahresperiode 2021–2024 wurden der Stiftung 180,4 Millionen Franken zugesprochen. Die effektiv ausbezahlten Beträge liegen aufgrund von Kreditkürzungen darunter und betragen für die Jahre 2021–2024 178,8 Millionen Franken.
Überblick über die eingegangenen Gesuche
2024 haben die verschiedenen Abteilungen und Verbindungsbüros von Pro Helvetia 7046 Gesuche Dritter erhalten.
2024 ist kein Rekurs gegen Entscheide von Pro Helvetia eingegangen.
* Residenzen von Kunstschaffenden aus der Schweiz, globale Recherchereisen und Ko-Kreations-Projekte.
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Inkl. Gesuche, die 2023 eingereicht, jedoch erst 2024 administrativ erfasst wurden.
Entwicklung der Anzahl Gesuche
Der Anteil bewilligter Gesuche sank im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozentpunkte. 2024 wurden jedoch erneut insgesamt deutlich mehr Gesuche eingereicht als im Vorjahr. Der absolute Wert bewilligter Gesuche stieg daher 2024 leicht an.
Für die Finanzierungsperiode 2021–2024 hat die Stiftung ein neues Kennzahlensystem eingeführt. Die Zusagequote wird dabei ausschliesslich für die von Dritten eingegangenen Gesuche erhoben. Eigeninitiativen werden nicht mehr eingerechnet.
Beiträge unter Berücksichtigung der sprachlichen Vielfalt
Pro Helvetia publiziert jährlich die zugesprochenen Beiträge. Die Online-Datenbank gibt Auskunft über die beteiligten Kunstschaffenden oder Kulturinstitutionen, die Art der Projekte oder Formate und die Höhe der Beiträge. Sie umfasst den Zeitraum der Beschlüsse der letzten fünf Jahre und ergänzt den Jahresbericht.
Die Beiträge von Pro Helvetia berücksichtigen die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Schweiz.
Hauptsprachen nach Sprachgebiet. Quelle: Bundesamt für Statistik (Stand: 2021)
Zugesprochene Beiträge
Beiträge in der ganzen Schweiz
Aus einem zugesprochenen Beitrag können mehrere Kunst- und Kulturvorhaben (wie Veranstaltungen, Veröffentlichungen oder Recherche- oder Atelieraufenthalte) entstehen. Im Jahr 2024 hat Pro Helvetia zur Realisierung von 2076 Kunst- und Kulturvorhaben in der Schweiz beigetragen. Diese verteilten sich auf 222 Ortschaften im ganzen Land – von Gemeinden in ländlichen Regionen wie Torre, Evolène oder Stans über Städte wie Aarau, Sion oder Chur bis zu bevölkerungsreichen Ballungszentren wie Bern, Genf, Basel oder Zürich.
Kulturschaffen aus der Schweiz weltweit gefördert
Neben ihren Inlandaktivitäten unterstützte Pro Helvetia im Jahr 2024 4474 Schweizer Kunst- und Kulturvorhaben in 105 Ländern.
Geografische Verteilung der zugesprochenen Beiträge:

Das Fierce Festival für Theater, Tanz und Performance in Birmingham zeigte 2024 einen Schweizer Fokus. Zu sehen war unter anderem das Duo «husbands» rund um Yevheniya Kravets und Yann Slattery. © Irina Mackie

An der 60. Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia bespielte der schweizerisch-brasilianische Künstler Guerreiro do Divino Amor den Schweizer Pavillon mit seiner monumentalen Installation «Super Superior Civilizations». © Samuele Cherubini

Die Künstlerin Patricia Domínguez aus Chile war 2024 für einen Rechercheaufenthalt am CERN in Genf und führte ihr Projekt «Tres Lunas Más Abajo» an der Schnittstelle von Mystik und Wissenschaft weiter, das im Rahmen des Residenzprogramms Connect Chile entstand. © Marina Cavazza 2024 CERN

Anlässlich der Klöntal Triennale feierte das von Pro Helvetia unterstützte Projekt «TAFAA – SIGNAL (Ice Cream so good)» der visuellen Künstlerin Chloé Delarue Premiere. © Thalles Piaget
Evaluation
Pro Helvetia führt regelmässig Evaluationen von wichtigen Engagements und Massnahmen durch. 2024 evaluierte die Stiftung den Schwerpunkt Kunst, Wissenschaft und Technologie (Kulturbotschaft 2021–2024), der Ende 2024 abgeschlossen wurde, und gab eine Benchmark-Studie zur Game-Design-Industrie in der Schweiz in Auftrag.
Schwerpunkt Kunst, Wissenschaft und Technologie (KWT)
Die intern durchgeführte Evaluation des Schwerpunkts Kunst, Wissenschaft und Technologie (KWT) zeigt, dass die Schnittstellen zwischen diesen Bereichen ein grosses Potenzial für neue Kooperationsmodelle bieten. Von 2021 bis 2024 konnten vielfältige Förderinstrumente entwickelt und erfolgreich lanciert werden, ebenso wurden mehrere sehr wirkungsvolle Partnerschaften gebildet. Pro Helvetia hat insgesamt ihre Ziele in den Bereichen Vernetzung, Projektförderung, transversale Kollaboration und Promotion erreicht.
Als wichtige Erkenntnis wird festgehalten, dass Kollaborationen auf institutioneller Ebene mit entsprechender Zeit und integralem Commitment gelingen. Weitere Voraussetzungen sind fachliche Recherchen und Analysen im Vorfeld. Zudem ist die transversale Zusammenarbeit innerhalb von Pro Helvetia, besonders mit Sparten und Aussenstellen, entscheidend für den Erfolg. Die vierjährige Laufzeit erlaubte es, die wirkungsvollsten Formate zu festigen sowie externe Netzwerke und interne Kompetenzen aufzubauen.
Unterstützung der Schweizer Game-Design-Industrie: eine Benchmark-Studie
Im Jahr 2024 beauftragte Pro Helvetia Nordicity und Jason della Rocca mit einer Beurteilung des Förderpotenzials der Game-Design-Industrie in der Schweiz. Seit der Einführung der Abteilung Design im Jahr 2021 führte die Stiftung damit erstmals eine Evaluation in diesem Bereich durch. Der Auftrag bestand in einem Benchmarking der Schweizer Game-Design-Industrie, einer Branchenumfrage und einer Wirkungsanalyse. Das Ergebnis der Studie zeigt zum einen ein klares Wachstumspotential der Szene auf und zum anderen Anpassungsbedarf bei den Förderinstrumenten. Ziel der Stiftung ist es, ausgehend von der vorhandenen Analyse eine massgeschneiderte Förderstrategie für den Bereich Game-Design zu entwickeln, im Sinne eines nachhaltigen Ökosystems. Ausserdem wird die Rolle von Pro Helvetia in der Förderung und Unterstützung des Schweizer Game-Design-Schaffens näher betrachtet. Die Beobachtungen und Empfehlungen werden in die laufenden Diskussionen über die Zukunft des Fördermodells Game-Design einfliessen.
Pro Helvetias Engagement zur Verbesserung der Klimabilanz
Mit dem Ziel einer zweijährlichen CO2-Bilanz hat die Schweizer Kulturstiftung ein System und Kriterien zur Erfassung des Energieverbrauchs ihrer wesentlichen Aktivitäten entwickelt. Auf dieser Grundlage kann die Stiftung ihren CO2-Ausstoss systematisch messen und nachvollziehen sowie laufend Massnahmen erkennen und nach Möglichkeit ergreifen, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Diese Massnahme ist eine Vorbereitung des Handlungsfeldes «Kultur als Dimension der Nachhaltigkeit», das in der Kulturbotschaft 2025–2028 festgelegt wurde. Ebenso hat Pro Helvetia umfassende Richtlinien für den Betrieb und die Mobilität der Mitarbeitenden formuliert. Auch wurden die Entwicklung eines Emissionsrechners für Kulturorganisationen und ein Fortbildungs- und Netzwerkprogramm für Kulturschaffende (Creative Climate Leadership Programme), in enger Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wie dem Migros-Kulturprozent und der Stiftung Mercator Schweiz, initiiert und erfolgreich umgesetzt.

Das Festival A Bunch of Noise in Shanghai bringt experimentelle Musik auf die Bühne und bot 2024 sechs Acts aus der Schweiz eine internationale Plattform. Mit der Unterstützung von Pro Helvetia Shanghai und der Abteilung Musik war unter anderem der Musiker Rudolf Eb.er zu hören. © A Bunch of Noise

«Diese Residenz hat meine künstlerische Praxis tiefgreifend beeinflusst und mich dazu bewogen, nicht nur mein eigenes Schaffen, sondern allgemein die Praktiken im globalen Süden kritisch zu begutachten. Ich bin enorm dankbar für die unschätzbaren Gelegenheiten und neuen Perspektiven, die mir die Residenz eröffnet hat.»
Ishita Chakraborty
Die in der Schweiz und Indien arbeitende Künstlerin absolvierte 2024 in Zusammenarbeit mit Pro Helvetia Südamerika eine dreimonatige Residenz im brasilianischen Amazonasgebiet.

Das Jazz-Trio Knobil rund um die Kontrabassistin und Sängerin Louise Knobil trat im Rahmen von Suisse Diagonales Jazz 2024 in Lausanne auf. Die Konzertreihe programmiert in allen Landesteilen aufstrebende Jazzformationen aus allen Sprachregionen. © Pascal Schmidt

2024 ging die «OFF Bühne Schweiz» an der Frankfurter Buchmesse in die zweite Runde. Das mehrsprachige Programm rund um Literatur(en) aus der Schweiz umfasste Kurzlesungen, thematische Akzente, Workshops und Netzwerkanlässe. Im Bild: Lena Studer, «Das Dorf der Steine». © Leonhard Hamerski
Organisation
Der Stiftungsrat, ab Januar 2024 unter dem Präsidium von Michael Brändle, ist verantwortlich für die Strategie der Stiftung und deren Governance. Die Geschäftsstelle, unter Leitung des Direktors Philippe Bischof, entwickelt die strategischen Leitlinien und die Fördermassnahmen von Pro Helvetia und sorgt mit ihren 118 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im In- und Ausland dafür, dass die Aktivitäten der Stiftung wirkungsvoll und effizient umgesetzt werden. Die Stiftung stützt sich dabei auf die Beratung durch die Fachkommission, zahlreiche Jurys sowie externe Expertinnen und Experten ab.
Stiftungsrat
Die neun Mitglieder des Stiftungsrats repräsentieren die Vielfalt des Kultursektors, der betrieblichen Anforderungen und der Sprachregionen der Schweiz.
Der Stiftungsrat hat anlässlich seiner Sitzung vom 20. November 2024 das Thema der Interessenbindungen und Mandate seiner Mitglieder ausserhalb der Stiftung diskutiert und sich mit den geltenden Regeln befasst. Diese verpflichten die Mitglieder des Stiftungsrates, vor der Annahme neuer Mandate die Genehmigung des Stiftungsratspräsidenten einzuholen. Weiter ist das 9-köpfige Gremium angehalten, persönliche und geschäftliche Angelegenheiten so zu regeln, dass Interessenkonflikte vermieden werden. Dauerhafte Interessenkonflikte schliessen eine Mitgliedschaft im Stiftungsrat aus. Per Ende 2024 haben alle Mitglieder des Stiftungsrates eine Aktualisierung ihrer Interessenbindungen vorgenommen. Die Angaben sind öffentlich einsehbar. Der Präsident des Stiftungsrates ist zuständig für die Kontrolle der Interessenbindungen.
Geschäftsstelle
Der Direktor leitet die Geschäftsstelle und steht der Geschäftsleitung vor. Die Geschäftsleitung verantwortet die Umsetzung der Strategien und der Förderaktivitäten der Stiftung.
Die Bereiche sowie die Abteilungen und Aussenstellen bearbeiten die Anträge um finanzielle Unterstützung, entwickeln Förderkonzepte und -massnahmen und sind für Vorhaben der Verbreitung und Promotion zuständig. Sie beraten Veranstaltende und Kunstschaffende und setzen eigene Initiativen um.
Fachkommission
Die Fachkommission besteht aus höchstens 13 Mitgliedern mit besonderen Kenntnissen in ihren Fachgebieten. Sie begutachtet mehrjährige Leistungsvereinbarungen sowie Unterstützungsanfragen über 50 000 Franken, die nicht von einer Jury beurteilt werden.
Jurys
Pro Helvetia kann zur Begutachtung von Unterstützungsanfragen und Vorhaben Jurys einsetzen.
Externe Expertinnen und Experten
Externe Expertinnen und Experten beraten die Geschäftsstelle auf deren Wunsch bei Sachgeschäften.

Im Oktober ermöglichte das Mesh Festival in Basel und Münchenstein den Austausch zwischen dem breiten Publikum, Kunstschaffenden und Fachleuten der Technologieszene. Im Bild: «Spatial Affairs. Extended Reality Experiences». © Nicolas Gysin, Mesh Festival 2024

Im Rahmen der Designförderung ging ein Beitrag für die Weiterentwicklung von Internationalisierung und Marketingstrategie an LARMA Studio. Das Genfer Designstudio hat sich auf die Herstellung von ausgefallenen Sonnenbrillen aus recycelten Materialien spezialisiert. © Yan Miranda Mayer

«Die Unterstützung von Pro Helvetia bei der Entwicklung von Prototypen für ‹La Cordée› und meine Präsentation im House of Switzerland Milano waren letztes Jahr von entscheidender Bedeutung für die Weiterentwicklung meines Studios. Diese Gelegenheit hat mir ermöglicht, wertvolle Kontakte zu knüpfen und mein Publikum erheblich zu erweitern, und mir das notwendige Vertrauen gegeben, um meine Arbeit auf einer internationalen Bühne zu präsentieren. Die Unterstützung und Ermutigung vonseiten der Stiftung haben mich darin bestärkt, meine Erforschung von Materialien und Techniken fortzuführen, dies mit der Ambition, neue Perspektiven im Bereich des zeitgenössischen Textildesigns zu eröffnen.»
Estelle Bourdet
Die Designerin präsentierte ihr von Pro Helvetia unterstütztes Projekt «La Cordée» im «House of Switzerland Milano» an der Milano Design Week.

An den Winterthurer Musikfestwochen war die vielfältige Schweizer Musikszene zu entdecken, darunter die Indie-Folkband Black Sea Dahu. © Paul Märki