Sandra Knecht
Home is a Foreign Place, seit 2016
Gläser, Pflanzen, Alkohol, Salz, Zucker, Essig, Dimensionen variabel
Sandra Knecht präsentiert einen Teil ihres seit 2016 fortlaufenden Werks Home is a Foreign Place, welches aktuell eine Sammlung von über 300 «Heimatgläsern» umfasst. Das Projekt nahm seinen Anfang anlässlich der Einladung durch Koyo Kouoh und Samuel Leuenberger an den Salon Suisse, welcher im Rahmen des Schweizer Auftritts an der Biennale in Venedig stattfindet: Knecht sollte ihre Interpretation der Geschmäcker von den Schweizer Bergen bis zum Meer in Venedig in Gerichte verkochen. Sie begann Pflanzen, die ihr begegneten, einzumachen, einzulegen oder einzukochen und damit eine Kartografie der sie umgebenden Natur anzulegen. Gleichzeitig konservierte sie ihre Heimat in ihrer ganzen Vielfalt.
In diesem Projekt werden für Knecht zentrale Themen wie Transformation, Identität und Diversität deutlich. Knecht versteht Heimat als etwas Wandelbares, das auf Begegnung mit der Natur beruht. Identität wird über diese Begegnung geformt, im Austausch mit Tieren, Pflanzen und Menschen. Die Transformation von Pflanzen und Tieren, welche sich in den «Heimatgläsern» und in der Zubereitung von Essen zeigt, ist bei Knecht Symbol für und Mittel zur Veränderung des gesellschaftlichen Zusammenlebens und starrer Identitätskonstruktionen. Diese Auseinandersetzung zeigt sich nicht nur im Kochen, sondern auch in bildnerischen und konzeptuellen Arbeiten der Künstlerin, wie etwa der 2021 im Park des Hofguts Mapprach realisierten sozialen Skulptur Babel. Hierfür hat Knecht die «Vergesellschaftung von Hühnern» in einer Voliere erprobt und eine temporäre Heimat für Perlhühner, Tauben, verschiedene Hühnerrassen und Pflanzen geschaffen. Im Zentrum des Projekts und des gleichnamigen Buchs stand die Frage: Wie viel Diversität erträgt eine Gesellschaft? Sie sagt, dieses Thema wird sie noch in den nächsten Jahren beschäftigen.
Sandra Knecht (*1968) lebt in Buus, einem kleinen Dorf in Basel-Landschaft, zusammen mit ihren Tieren. Von 2016 bis 2019 veranstaltete sie in ihrem Restaurant Chnächt in Basel monatlich ein Kochhappening mit dem Titel Immer wieder sonntags. Nach langjähriger beruflicher Tätigkeit als Sozialpädagogin absolvierte sie einen Master Fine Arts an der Hochschule der Künste in Zürich.
Text: Josiane Imhasly