Noha Mokhtar
Lila, 2021
Sound, Siebdrucke auf Plattenhüllen, je 31.5 × 31.5 cm
Vor einigen Jahren hatte Noha Mokhtar die Gelegenheit an einer traditionellen Lila, auch Derdeba genannt, teilzunehmen, einem Heilungsritual des Stammes der Gnawa in Marokko. Die Gnawa, eine aus der südlichen Sahara stammende schwarzafrikanische Minderheit, die ursprünglich durch Versklavung ins Land kam, verbindet in ihrer Kultur Sufismus mit vorislamischen afrikanischen und animistischen Ritualen. Die Lila-Zeremonie mit Musik, Tanz, Farben und Düften ist ein zentrales Element davon.
Lila bedeutet auf Arabisch Nacht. In der nächtlichen Zeremonie werden durch rhythmisch-repetitive Musik und Tanz tranceartige Zustände hervorgerufen, welche die Beteiligten von physischen und psychischen Leiden befreien sollen. Mokhtar nahm diese prägende Erinnerung zum Ausgangspunkt für die gleichnamige Videoarbeit Lila und daran anknüpfend für eine Zusammenarbeit mit dem Gnawa Musiker Khalil Bensid. Sie lud Bensid ein, mit einer Komposition auf ihre Bewegtbilder zu reagieren. Zu Mokhtars Nahaufnahmen von Körpern beim Hula-Hoop war das mit traditionellen Gnawa Instrumenten eingespielte Stück von Bensid zu hören.
Für ihre Arbeit im Pro Helvetia Gebäude löst Mokhtar die Klänge wieder von ihrer visuellen Vorlage. Als eigenständiges Stück wird die als heilend geltende Musik in Vinyl gepresst und als Schallplattenedition herausgegeben, welche an die Mitarbeitenden verschenkt wird. Zudem dreht Mokhtar das ursprüngliche Vorgehen um und antwortet nun mit eigenen Bildern auf Bensids Musik. Sieben Motive hat sie so zusammengestellt und als Siebdrucke auf Schallplattenhüllen gedruckt. Die Bilder, die aus Mokhtars Fundus sogenannt fotografischer Notizen sowie aus der Videoarbeit selbst stammen, bilden den visuellen Anker der Soundarbeit, die vor Ort abgespielt werden kann. Wie die Videobilder sind auch sie in Blau- und Rottöne getaucht und verweisen auf die farb- und klangtherapeutischen Komponenten der Zeremonie.
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Noha Mokhtar (*1987) lebt und arbeitet in Zürich und New York und ist derzeit Doktorandin in Sozialanthropologie und Critical Media Practice an der Harvard University. Ihre künstlerische Praxis umfasst hauptsächlich Fotografie, Installationen und Objekte. Sie interessiert sich dafür, wie Räume und Objekte mit sozialen und politischen Themen verbunden sind.
Text: Yasmin Afschar