Elena Montesinos
LIBERTAS LIBERTAS, 2021
PVC, Autolack Fiat 527 Oro Lingotto Effect, Durchmesser je 55 cm
The Montesinos Foundation (TMF) presents: LIBERTAS LIBERTAS ! Das Motto der Foundation, gegründet von Elena Montesinos, lautet wie folgt: “Some people make money with art & power, TMF makes art with money & power instead”. Die Macht von TMF erwächst zum einen aus der unbändigen Energie der Künstlerin selbst und ihrer do-it-yourself-Methode. Zum anderen nährt sich TMF aus persönlichen Netzwerken und freundschaftlichen Beziehungen, in denen das Teilen von Wissen und Fertigkeiten sowie gegenseitige Unterstützung selbstverständlich sind. Geld ist mehr Gegenstand ihrer Aktionen und Werke, als dass es reichlich vorhanden wäre. Damit zeigt sich im Motto ein starkes Stilmittel Montesinos’: die Ironie.
Geld und Ironie manifestieren sich auch in Montesinos’ Intervention am stark befahrenen Hirschengraben: Zwei vielfach vergrösserte «Fünfräppler», platziert auf den zwei Säulen, welche das nördliche Eingangsportal umfassen. Man sieht abwechselnd den auf der Münze abgebildeten Libertas-Kopf, Personifikation von Freiheit, und den geringsten Nominalwert des Schweizer Gelds. Das Changieren zwischen den zwei Seiten des Geldstücks erinnert an ein Kopf-oder-Zahl-Spiel. Wird Geld hier als Zufallsgenerator dargestellt, der Freiheit produzieren kann?
Fun Facts: das Fünf-Rappen-Stück sollte abgeschafft werden, da seine Produktion mehr kostet als sein Nennwert. Weil die 5 centimes aber zum Schweizer Kulturgut gehören, lässt der Schweizer Staat sich den «Fünfräppler» etwas kosten. Die abgebildete Libertas wird oft für Helvetia gehalten, eine allegorische Frauenfigur, welche die Eidgenossenschaft symbolisiert. Diese Verwechslung bringt die Münze in Namensverwandtschaft mit unserer Stiftung. Montesinos’ Skulpturen aus Plastik, welche Referenzen zur Pop Art anklingen lassen, überwachen den Eingang Pro Helvetia. Die Künstlerin fordert uns so indirekt dazu auf, den Zugang zu Fördermitteln zu befragen.
Elena Montesinos (*1971) lebt und arbeitet in Genf und im Cyberspace, vermischt Aktivismus und soziologische Kunst und ist eine geborene Medienmixerin. Sie war Co-Direktorin des Kunstraums Forde in Genf (2012–2014) und ist seit 2020 Kuratorin von „Home of TMF“ (The Montesinos Foundation). Sie wurde 1998 mit dem Swiss Art Award ausgezeichnet. 2021 hat sie von der Stadt Genf das Stipendium für Kunstschaffende über 35 Jahre erhalten.
Text: Josiane Imhasly