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Ramaya Tegegne

[English version]


Ramaya Tegegne "Doors are not just physical things that swing on hinges, they are mechanisms that enable an opening and a closing", 2021 © Büttner

Doors are not just physical things that swing on hinges, they are mechanisms that enable an opening and a closing, 2021
10 originale Absagebriefe, gedruckt auf unterschiedlichem weissem A4-Papier und gerahmt

Übersetzung der Briefe in Deutsch, Französisch und Englisch


Ramaya Tegegne ist Mitbegründerin von Wages For Wages Against, eine Initiative, die sich für bessere Arbeitsbedingungen und die faire Entlohnung von Kunstschaffenden einsetzt. Wurde noch vor wenigen Jahren hingenommen, dass Kunstschaffende Ausstellungen erarbeiten oder an Veranstaltungen teilnehmen, ohne ein Honorar zu erhalten, existieren heute, dank Kampagnen wie dieser, allgemein geltende Empfehlungen. Auch wenn das nicht heisst, dass sich alle Akteur:innen danach orientieren. Tegegne veranschaulicht die Achterbahnfahrten künstlerischer Vergütungen in ihrem Cahier d’Artistes, indem sie zu den abgebildeten Arbeiten die finanzielle Entstehungsgeschichte mitliefert.

An im Verborgenen gehaltene Realitäten knüpft auch Tegegnes Arbeit am Hirschengraben an. Täglich evaluieren hier Mitarbeitende und die von ihnen zugezogenen Expert:innen künstlerische Ideen und Vorhaben, prämieren sie als unterstützungswürdig oder erteilen ihnen eine Absage. Letztere stehen im Zentrum von Tegegnes Beitrag. Säuberlich gerahmt präsentiert sie zehn Originalbriefe mit Absagen, die sie in letzter Zeit erhalten hat. Ein Filmfestival lehnt ihre Eingabe geradezu einfühlsam ab; die Rijksakademie erläutert in vielen Details ihre Kriterien, wohingegen eine Stiftung nur drei knappe Standardsätze versendet. Auch ein Schreiben von Pro Helvetia kann nachgelesen werden. Mit ihrer freimütigen Geste legt Tegegne den Finger auf das Machtgefälle im Kunstfeld. Sie pocht auf mehr Transparenz hinsichtlich der Bedingungen, unter denen das Kunstfeld Eintritt gewährt. Nicht nur die Frage, wer ausgewählt wird, zählt, sondern auch wer auswählt. Wir müssen, bekundet die Künstlerin mit dem von der queer-feministischen Theoretikerin Sara Ahmed entliehenen Titel, die Mechanismen verstehen, mit denen sich die Türen öffnen und schliessen lassen. Bezeichnenderweise platziert Tegegne ihre Kritik von Innen heraus. Sie ging aus dem Wettbewerb um die Cahiers d’Artistes als Gewinnerin hervor und setzt mit dieser Arbeit ein Zeichen für jene, die ein Nein erhielten.


Ramaya Tegegne (*1985) lebt und arbeitet in Genf. Mit Performances, Installationen, Diskussionen und Publikationen thematisiert sie Strukturen der Dominanz und Macht in der Kultur. Sie absolvierte einen MFA an der HEAD Genf und einen BA in Design der Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam. Ferner erhielt sie mehrere Reise- und Atelierstipendien in Paris, Rio de Janeiro, London und New York.

Text: Yasmin Afschar

Anstehende Wartungsarbeiten

Das Gesuchsportal myprohelvetia wird vom 1.1.-7.1.2024 überarbeitet. Offene, noch nicht fertig gestellte Gesuche müssen bis 31. Dezember 2023 23:59 verbindlich abgesendet werden. Bis dahin gelten die Fristen und Kriterien der aktuellen Wegleitungen und Ausschreibungen. Neue Gesuche können ab dem 8. Januar 2024 im Portal erstellt und eingereicht werden.