Pro Helvetia definiert ihre Auslandstrategie neu
Publiziert am 25.10.2004
Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hat Ziele und Mittel ihrer Auslandarbeit überprüft und deren Prinzipien neu definiert. Sie wird auch künftig auf die drei bewährten Instrumente Unterstützungsgesuche, Länderprogramme und Aussenstellen setzen und will bei allen kulturellen Schweizer Auslandinstituten eine wichtige Position einnehmen. Länderprogramme wird es jedes Jahr eines in Europa und eines im aussereuropäischen Raum geben. Auf weitere Aussenstellen in Europa verzichtet die Stiftung. Dafür beabsichtigt sie, in den übrigen grossen Kulturräumen der Welt mit je einem Verbindungsbüro präsent zu sein.
Verschiedene Gründe veranlassten Pro Helvetia, ihre Auslandstrategie neu zu definieren. Mit dem Beitritt der mittelosteuropäischen Länder zur Europäischen Union haben die drei Antennen in Budapest, Bratislava und Prag ihren Auftrag – Transitionshilfe – erfüllt. Das Bundesamt für Kultur (BAK) zieht sich aus dem Istituto Svizzero di Roma (ISR) und dem Swiss Institute in New York (SINY) zurück. In Kunst und Kultur ist ein vermehrtes Interesse an Ländern wie China, Indien, Brasilien und Mexiko wahrzunehmen. Diese Nationen treten auf der globalen Kulturbühne verstärkt in Erscheinung. Nicht zuletzt sieht sich Pro Helvetia durch den Sparauftrag des Bundes aufgefordert, den Einsatz ihrer finanziellen Mittel im Ausland zu überprüfen.
Pro Helvetia in Europa
Die neue Auslandstrategie von Pro Helvetia geht von zehn grossen Kulturräumen aus: Europa, Russland/Zentralasien, arabische Kulturen, Afrika, China, Indien, Südostasien, Ozeanien, Nordamerika und Lateinamerika. Ein Pro-Helvetia-Verbindungsbüro macht für die Stiftung Sinn in Regionen, zu denen die kulturelle Differenz besonders gross ist. Je näher ein Kulturraum der Schweiz liegt, umso weniger Vermittlungsarbeit ist für einen gegenseitigen Austausch nötig, umso höher ist die Autonomie der Kulturschaffenden. Dies gilt insbesondere für den europäischen Raum. Deshalb ist eine Weiterführung jener Aussenstellen, die Pro Helvetia derzeit im Auftrag der DEZA in Südosteuropa führt, nach Abschluss des Mandats unwahrscheinlich, bezweckt jenes doch ausdrücklich kulturelle Aufbauhilfe. In Europa setzt Pro Helvetia ganz auf die subsidiäre Förderung kultureller Projekte, die in Form von Gesuchen an sie herangetragen werden. Über ein Länderprogramm rückt überdies jährlich ein europäisches Land ins Zentrum der Aufmerksamkeit; jedes zweite davon soll in einem Nachbarland stattfinden. Die engen Beziehungen zu den Nachbarn sowie die besondere Bedeutung der französisch- und italienischsprachigen Minderheiten der Schweiz stützt Pro Helvetia auch mit den beiden Kulturzentren in Frankreich und Italien.
Pro Helvetia weltweit
Die Distanzen haben sich in einer globalisierten Welt für viele Menschen verändert. Schweizer Künstlerinnen und Künstler interessieren sich seit längerem nicht nur für Europa, sondern auch für aussereuropäische Kulturräume, in denen sie zum einen wertvolle Impulse erhalten, zum anderen aber auch wichtige Märkte für ihre Arbeiten finden. Als kleines Land kann die Schweiz sich nur durch kulturelle Dialogbereitschaft auszeichnen. Die Arbeit von Pro Helvetia im aussereuropäischen Raum profiliert sich deshalb durch den gegenseitigen Austausch und das Lernen an der kulturellen Differenz. Langfristig will die Stiftung in den grossen Kulturräumen mit einem Verbindungsbüro vertreten sein, wie sie je eines in Kairo und Kapstadt bereits mit grossem Erfolg betreibt. In Abklärung ist der Aufbau von Verbindungsbüros in China, Indien und Lateinamerika bis 2007. Das Lernen gilt auch für die Länderprogramme, von denen Pro Helvetia im aussereuropäischen Raum jährlich eines durchführen will; im Zentrum werden jeweils Koproduktionen zwischen Schweizer und lokalen Kulturschaffenden stehen.
Kulturzentren, Aussenstellen, Partner
Hat Pro Helvetia sich in den 80er Jahren für den Aufbau von Kulturzentren in Frankreich und Italien engagiert, stehen heute andere Modelle im Vordergrund: Partnerschaften mit selbständigen Institutionen sowie Verbindungsbüros. Die Vereinbarungen mit der Fondazione ISR in Rom und dem Swiss Institute in New York ermöglichen es der Stiftung, ihr Engagement für die Schweizer Kultur bei begrenztem Mitteleinsatz zu optimieren. Gleichzeitig vertraut sie auf die kulturelle Kompetenz von Partnern, welche die lokalen Gegebenheiten kennen und als selbständige Institutionen frei sind, weitere Mittel zu akquirieren – in New York stammt mehr als die Hälfte des Budgets aus privaten Kassen. In Kulturräumen ausserhalb Europas, in denen eine Pro-Helvetia-Vertretung nötig und machbar erscheint, setzt die Stiftung ausschliesslich auf das Modell des Verbindungsbüros. Verbindungsbüros sind in der Regel mit zwei lokalen Mitarbeitern besetzt und funktionieren als Agentur, welche Begegnungen initiiert, Partner akquiriert und Schweizer Kulturschaffende vor Ort betreut.
Hinweis: