Auf Empfehlung einer Jury hat Pro Helvetia acht Kunstschaffende für die nächste Ausgabe der Cahiers d’Artistes ausgewählt. Für die Edition wurden über 100 Eingaben gemacht.
Zu den Auswahlkriterien gehörten insbesondere eine regelmässige, regionenübergreifende Ausstellungstätigkeit in der Schweiz und eine herausragende künstlerische Praxis. Mit den Cahiers d’Artistes realisieren die Kunstschaffenden ihre ersten monografischen Publikationen.
Die Nominierten gestalten ihre künstlerische Monografie frei und produzieren die Publikation in Zusammenarbeit mit Samuel Bänziger, Rosario Florio und Larissa Kasper (Verlag und Grafikbüro Jungle Books, St. Gallen).
Die Cahiers d’Artistes 2023 werden in unterschiedlichen Designs und Formaten herausgegeben.
Patricia Bucher *1976 Aarau,
lebt und arbeitet in Zürich und Berlin
«How birds can keep you from marrying the wrong person»
260 x 260 mm
64 Seiten
Patricia Bucher schloss ihre künstlerische Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich (heute Zürcher Hochschule der Künste) sowie an der School of Visual Arts in New York ab. Seit 2001 ist sie professionell als Künstlerin tätig und erwarb im Jahr 2020 zusätzlich einen Master of Fine Arts an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel. In den letzten Jahren hat Patrizia Bucher ein umfangreiches Werk geschaffen, das grundlegenden semiologischen Fragen nachgeht. Patricia Bucher arbeitet mit unterschiedlichen Medien und Techniken wie Installation, Architektur, Objekt, Collage, Malerei, Zeichnung oder Text. Die Künstlerin widmet sich in ihrer Arbeit der Definition, Lesbarkeit und Konstruiertheit von Zeichen und Formen, die in unserem kollektiven Gedächtnis verankert sind. Ihre Bildsprache referiert Schriftsysteme, Piktogramme und Symbole, die von Hieroglyphen bis zu Videospielen reichen.
Patricia Buchers Cahier, betitelt «How birds can keep you from marrying the wrong person», präsentiert ihre einzigartige Formensprache. Das Buch präsentiert ihre Skulpturen, die aus einfachen, meist orthogonalen Umrissen bestehen und manchmal einen Schrägstrich im 45-Grad-Winkel enthalten. Sie irritiert durch die von ihr gewählten Proportionen, bricht bekannte architektonische Normen auf und führt sie ad absurdum. Die Publikation spielt mit der gestörten Wahrnehmung der Proportionen in ihrer Arbeit. Sie besteht aus drei Teilen: im ersten Teil werden die Skulpturen präsentiert, die Patricia Bucher in den letzten Jahren in Ausstellungen gezeigt hat. Daran anschliessend präsentiert die Publikation einen Textbeitrag von Claudius Fruehauf, den Index sowie das Impressum. Der dritte Teil ist den Zeichnungen von Patricia Bucher gewidmet.
Die Publikation «How birds can keep you from marrying the wrong person» bietet einen faszinierenden Einblick in die Werke von Patricia Bucher und lädt die Leser:innen ein, sich mit den unkonventionellen Dimensionen ihrer Skulpturen und Zeichnungen auseinanderzusetzen.
Claudius Fruehauf (Lausanne) hat den Textbeitrag zu Patricia Buchers Cahier geschrieben. Er ist diplomierter Architekt, 2007 hat er sein Studium an der ETHZ abgeschlossen. Im Jahr 2008 gründete er das Büro FHV Architekten – FRUEHAUF, HENRY & VILADOMS – in Lausanne. Zuvor war er als Assistenzszenograf für Herzog & de Meuron tätig, sowohl in den Jahren 2005-2006 als auch 2009-2010. Im Jahr 2008 arbeitete er als Architekt bei Architekt Herzog & de Meuron in Basel.
Martin Chramosta *1982 Zürich,
lebt und arbeitet in Basel
«Hotel Europa»
150 x 200 mm
308 Seiten
Martin Chramosta hat an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel sowie an der Universität für Angewandte Kunst Wien studiert. Der Künstler arbeitet vor allem mit den Medien Skulptur, Zeichnung und Performance. In seiner Arbeit untersucht Martin Chramosta den zeitgenössischen Wert und die gesellschaftliche Relevanz historischer Formen. Davon ausgehend, modelliert er in verschiedenen Medien Assemblagen materieller und ideeller Natur, arbeitet oft mit gefundenem Material oder formt diese aus Ton, Wachs oder Gips. Wichtige Referenzen für seine Arbeit sind die Ästhetiken (und Materialien) des Realsozialismus, der historistischen Architektur, und der Heraldik.
In seinem Cahier, betitelt «Hotel Europa», präsentiert der Künstler eine beeindruckende Sammlung von Fotografien: Auf den rund 300 Seiten des Buches werden Bilder gezeigt, die Martin Chramosta in den letzten fünf Jahren als fotografische Skizzen und Notizen gesammelt hat. Sie dokumentieren Objekte, Momente oder Monumente und bieten einen faszinierenden Einblick in seinen Werkprozess. Die Bilder-Auswahl erzählt Geschichten über das Arbeiten und Reisen, über Orte und Räume. Mit den Mitteln der fotografischen Sprache, lädt Martin Chramosta die Leser:innen ein, in seine Welt und seine Arbeitsweise einzutauchen. Die Fotografien zeichnen sich durch ihre Klarheit, ihre ästhetische Komposition und ihre Fähigkeit aus, die Essenz der abgebildeten Orte und Objekte einzufangen.
Die Publikation enthält eine Kurzgeschichte von Ann-Kathrin Eickhoff. Diese wurde nach einem Gespräch mit dem Künstler über Los Angeles, Rom, Kunst im öffentlichen Raum, Hotels und SchriftstellerInnen verfasst. Die Geschichte ergänzt die visuellen Eindrücke und schafft einen Resonanzraum für Chramostas Bilder.
Ann-Kathrin Eickhoff (*1990, lebt und arbeitet in Zürich/Berlin), die den Textbeitrag für das Cahier von Martin Chramosta geschrieben hat, ist Autorin, Kuratorin und derzeit künstlerische Ko-Leiterin der Halle für Kunst Lüneburg. Zuvor arbeitete sie als Kuratorin im Kunstverein Nürnberg sowie für das Online-Magazin für Kunstkritik Brand-New-Life und an der ETH Zürich, wo sie auch studierte.
Maria Guta *1983 Bukarest,
lebt und arbeitet in Neuchâtel und Genf
«Loneliness Beside The Swimming Pool»
232 x 300 mm
176 Seiten
Maria Guta schloss ihren Bachelor of Fine Arts in Grafik-Design an der Bucharest National University of Arts sowie ihren Master in Art Direction an der École cantonale d’art de Lausanne (ECAL) ab. In ihrer Arbeit setzt sie Fotografie, Video, Performance sowie immersive und soziale Medien ein und stellt sich sowohl hinter als auch vor die Kamera. Zentral für Maria Gutas Praxis sind die Mechanismen der Produktion und Darstellung des Selbst im digitalen Zeitalter. Inbesondere die Konstruktion von Online-Personas als strategische Form der privaten und öffentlichen Identität sind charakteristisch für ihr Schaffen. Themen wie Schönheitsideale, Unsterblichkeit oder auch das Phänomen des Ruhms interessieren sie besonders. Amerikanisches Kino, Reality-TV und Popkultur sind die Haupteinflüsse auf ihre Arbeit und Ästhetik.
Lola Lane, das Alter Ego von Maria Guta, ist in den letzten Jahren in eine Vielzahl von Rollen geschlüpft: Der Kontext und Ort diese Verwandlungen waren vor allem die sozialen Medien oder Video- und Performance-Projekte. Für ihr Cahier mit dem Titel „Loneliness Beside The Swimming Pool“ hat die Künstlerin versucht, ihre Sammlung von Kinomagazinen und Büchern zu reinszenieren. Nachdem sie eine große Anzahl von Bildern eingescannt hat, manipulierte sie die gescannten Bilder digital, indem sie alle vorhandenen Gesichter durch ihre eigenen ersetzt wurden. Im letzten Schritt druckte schließlich alles neu ab, um analoge Collagen zu erstellen.
In dieser fesselnden Sammlung von Bildern, die sich über 180 Seiten erstreckt und einem Fanbuch ähnelt, verwandelt sich Lola Lane in eine beträchtliche Anzahl von Berühmtheiten und fiktiven Figuren aus den letzten 100 Jahren. Die Publikation ist auch eine künstlerische Hommage an die wenig bekannte Schauspielerin Lola Lane und die Popkultur, die Gutas Fantasie seit ihrer frühen Kindheit beflügelt hat.
Die Genfer Künstlerin und Schriftstellerin Fabienne Radi hat die Texte für Maria Gutas Cahier beigetragen. Im Dialog mit Gutas Collagen laden ihre textlichen Ausschnitte uns auf eine Reise durch die verschiedenen Leben von Lola Lane ein. Radis Text präsentieren ein komprimiertes Schaufenster der Stars und „It-Girls“ von den 1920er Jahren bis 2020, von Joan Crawford bis Britney Spears, mit Abstechern in das Leben von Frances Farmer, Pamela Des Barres, Anna-Nicole Smith und anderen faszinierenden Charakteren, die ihren Teil an Dekadenz, Tragödien und Achterbahnfahrten erlebt haben.
Thomas Julier *1983 Brig,
lebt und arbeitet in Zürich und Brig
«Just a Few Drops Down the Hatch»
210 x 270 mm
128 Seiten
Thomas Julier schloss 2009 seinen Bachelor in Fotografie und 2013 seinen Master of Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste ab. Für die Umsetzung seiner Kunstprojekte verwendet er vor allem Fotografie, Film, Objekte, Software und Sprache. Thomas Julier arbeitet oft ort- und kontextspezifisch und untersucht gesellschaftliche, mediale und historische Phänomene. In seinem Cahier, betitelt «Just a Few Drops Down the Hatch», präsentiert Thomas Julier Fotografien, die er zwischen 2014 und 2023 aufgenommen hat. In einer rückwärts laufenden Chronologie, die bereits auf dem Cover beginnt, werden Momentaufnahmen präsentiert, die er in Rom, Palermo und Paris aufgenommen hat: Gebäudefassaden, Landschaften, Schaufenster, Plakate, Schilder, Statuen, Krähen oder Schaufensterpuppen. Diese Bilder sind keine flüchtigen Schnappschüsse – sie zeugen von seiner scharfsinnigen Wahrnehmung und technischen Präzision.
Zusätzlich werden in der Publikation auch thematisch gruppierte Slogans von T-Shirts, die Thomas Julier gedruckt hat, präsentiert. Über viele Jahre hinweg gesammelt, unterbrechen sie in unregelmässigen Abständen die Bildseiten. Die Slogans eröffnen eine weitere Ebene der Reflexion über Sprache und visuelle Ausdrucksformen. Ein Präludium und ein Text von Roman Selim Khereddine ergänzen und kontextualisieren die Arbeit von Thomas Julier. Sie geben Einblicke in seine künstlerische Herangehensweise und ermöglichen den Leser:innen eine tiefere Auseinandersetzung mit seinen fotografischen Werken.
Die Mischung aus Fotografien, T-Shirt-Slogans und den begleitenden Texten schafft ein facettenreiches Gesamtbild, das stellvertretend für Thomas Juliers Praxis steht.
Roman Selim Khereddine (Zürich), der den Textbeitrag für das Cahier von Thomas Julier geschrieben hat, ist Künstler und Kunstkritiker. Bevor er seinen Master in Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste 2020 absolvierte, hat er einen Bachelor in Islamwissenschaften und Geschichte (2010-2013) und einen Master in Arabisch und Türkisch (2013-2016) an der Universität Zürich erworben. Seine Werke werden in der ganzen Schweiz und im Ausland ausgestellt, und er publiziert regelmässig Beiträge zur Gegenwartskunst.
David Knuckey *1985,
lebt und arbeitet in Genf und Zürich
«SOUP/SUP»
240 x 320 mm
124 Seiten
David Knuckey hat an der Haute École d´art et de design Genève (HEAD) und an der Zürcher Hochschule der Künste studiert. Seine Arbeit besteht hauptsächlich aus Gemälden und Skulpturen, die er als Serien konzipiert. Er verwendet Materialien wie Acrylfarbe, Wachs, Harz, PU-Schaum, Holz und Gips. Zentral für seine künstlerische Arbeit ist das Verwischen der Grenze zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Der Künstler bedient sich an Bildern und Alltagsgegenständen, die er transformiert: Reduziert auf das Wesentliche, scheinen die Objekte und Bilder dabei häufig ihren ursprünglichen Kontext verloren zu haben.
Sein Cahier d’Artiste trägt den Titel «SOUP/SUP» und präsentiert eine vielfältige Sammlung von Ausstellungsfotografien, Aufnahmen aus seinem Atelier sowie Skizzen und Notizen. Die Bilder aus seinem persönlichen Archiv treten in der Publikation in einen Dialog miteinander und fliessen von einer Seite in die nächste über, und tauchen überraschend später wieder auf. Das kompakte, inhaltlich dichte Konzept wird durch leere Seiten aufgelockert. Durch Format und Gestaltung erhält das Buch einen magazinartigen Charakter, der eine gewisse Gelassenheit, Leichtigkeit und Spontanität vermittelt. Inhaltlich dokumentiert es Knuckeys künstlerische Praxis, seinen Werkprozess (durch Skizzen und Notizen) und seine Arbeit im Studio.
Der Textbeitrag für David Knuckeys Cahier d’Artiste wurde von Judith Welter (Zürich), Kuratorin, verfasst. Sie studierte Kunstgeschichte, spanische Literatur und Religionswissenschaften an der Universität Bern. Im Jahr 2014 schloss sie ihre Promotion über die Rolle von Gerüchten und Anekdoten in der zeitgenössischen Kunst ab. Von 2015 bis 2021 war sie Direktorin des Kunsthaus Glarus. Von 2004 bis 2015 arbeitete sie für das Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich, wo sie ab 2012 als Sammlungskuratorin tätig war. Seit 2016 unterrichtet sie an verschiedenen Universitäten, und ist Studienleiterin im Master Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste.
Rhona Mühlebach *1990 Zürich,
lebt und arbeitet in Glasgow
«Obstacles for Cows»
257 x 364 mm
100 Seiten
Rhona Mühlebach schloss ihren Bachelor in Film an der École cantonale d’art de Lausanne (ECAL) ab und erwarb 2017 den Master of Fine Arts an der Glasgow School of Art. Ihr Werk umfasst Video, Audio, Text und Installationen. Rhona Mühlebachs Arbeit wird durch ihr Interesse für Beziehungen zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen und Landschaften geprägt. Die Künstlerin entwirft Fantasien, die unser unvollständiges Verständnis der Welt, in der wir leben, durch Fiktion und Narrative erweitern. Dabei tritt die emotionale Interpretation an die Stelle der rationalen Bewertung. Ihre Arbeitsweise basiert auf der Idee, dass soziale und historische Narrative im Laufe der Zeit ständigen und vielfältigen (Neu-)Interpretationen unterliegen.
Das Cahier von Rhona Mühlebach trägt den Titel «Obstacles for Cows» und umfasst acht (Noten-)Hefte, die zu einem Buch vereint wurden. Die in den «Heften» präsentierten Scores gehen von Drehbüchern der Künstlerin aus. Sie wählte Passagen aus Dialogen aus und arrangierte diese – gemäss einemgrafischen System, ähnlich einer Notation – auf mehreren Seiten. Die Dialoge wurden zudem typografisch der Sprechart der Charaktere angepasst und mit Notationen vom Komponisten William Aikman (Glasgow) ergänzt.
Auch das Format der Publikation selbst referiert auf Notenhefte und lädt zur Aneignung und Neuinterpretation der acht Scores, die im Buch gezeigt werden, ein.
Obwohl das Cahier d’Artiste von Rhona Mühlebach von ihren Filmarbeiten ausgeht, schlägt die Publikation nur einzige visuelle Brücke zu ihnen, nämlich durch acht Bilder. Ein Essay von Chloë Reid erstreckt sich in den Innenseiten der jeweiligen «Heftcovers» durch die gesamte Publikation und verbindet dadurch die individuellen «Hefte».Chloe Reid (Johannesburg) ist die Autorin des schriftlichen Beitrags in Rhona Mühlebachs Cahier d’Artiste. Sie ist Künstlerin, Schriftstellerin und Kuratorin. Ihre Hauptinteressen beinhalten die Soziologie des Alltags, Beziehungen zwischen Lesen, Schreiben und künstlerischer Praxis. 2011 hat sie den BFA an der School of Fine Art, Cape Town abgeschlossen. Darauffolgend hat sie den MFA von der Glasgow School of Art 2017 abgeschlossen.
Gabriel Stöckli *1991 Mendrisio,
lebt und arbeitet in Lugano und Mailand
«Cuori»
250 x 355 mm
56 Seiten
Nach Abschluss des Studiums am Centro scolastico per le industrie artistiche (CSIA) in Lugano hat Gabriel Stöckli an der La Nuova Accademia delle Belle Arti in Mailand ein Bachelorstudium der Visuellen Kunst und ein Masterstudium in Visueller Kunst und Curatorial Studies absolviert. Seit 2014 ist er zudem Co-Direktor des Kunstraums «Sonnenstube» in Lugano. Gabriel Stöckli fertigt seine skulpturalen Werke aus einfachen, oft gefundenen Materialien und präsentiert sie in einem experimentellen Stil, der typisch für das Zeitalter des DIY (Do it yourself) ist. Die Werke, die Gabriel Stöcklis künstlerische Praxis ausmachen, bewohnen die Orte des Verlusts eines gesellschaftlich geteilten Bedeutungshorizonts. Zeitlichkeit und Vergänglichkeit sind ausschlaggebend für die Wahl der Formen, Handlungen und Objekte in seiner gesamten Produktion. Die Beschäftigung mit einer unklaren Zukunft wird zu einer treibenden Kraft für die Suche nach einem Gefühl von Kollektivität und nach Werkzeugen, um im Jetzt leben zu können.
Im Zentrum von Gabriel Stöcklis Cahier d’Artiste, betitelt «Cuori», steht ein fesselndes Gespräch zwischen dem Künstler und der Autorin Stella Succi. Das Buch präsentiert auf 56 Seiten ihre Unterhaltung, – die durch visuelle Interventionen von Gabriel Stöckli ergänzt wird. Zusätzlich zum Gespräch enthält die Publikation eine Auswahl von Illustrationen aus dem renommierten italienischen Wochen-Magazin «La Settimana Enigmistica», die Gabriel Stöckli zu neuen Collagen arrangiert hat.
Stella Succi (Mailand) hat den Textbeitrag für Gabriel Stöcklis Cahier d’Artiste verfasst. Sie ist Kunsthistorikerin und unabhängige Forscherin. Sie war Teil der Redaktionen von Alfabeta2, Mousse Magazine, The Towner, Prismo und ist derzeit Koordinatorin des Tascabile. Sie ist Teil von Altalena, einer interdisziplinären Forschungsgruppe im Bereich der visuellen Künste. Seit 2020 arbeitet sie mit Tänzerin und Choreografin Annamaria Ajmone im Bereich der dramaturgischen Recherche.
Eva Zornio *1987 Arlesheim,
lebt und arbeitet in Genf
«Who are you performing today?»
210 x 260 mm
160 Seiten (japanische Bindung)
Nach dem Studium der Biologie und einem Master in Neurowissenschaften, wandte sich Eva Zornio der Kunst zu. 2015 schloss sie ihren Master in zeitgenössischer künstlerischer Praxis an der Haute école d’art et de design Genève ab. Eva Zornios künstlerische Praxis umfasst Installationen, Performances und Videoarbeiten. Beeinflusst von ihrem Hintergrund in Biologie und einer Faszination für die Lebenswissenschaft, untersucht sie soziale Realitäten, arbeitet mit verkörperten Mikrofiktionen und evoziert Affekte.
Das Cahier d’Artiste von Eva Zornio, das den Titel «Who are you performing today?» trägt, basiert auf den Antworten eines Fragebogens, «Affective evaluation», die sie während des Backslash Festivals in Zürich 2022 gesammelt hat. Die vier Fragen, die sie dem Publikum stellte und die dazugehörigen Antworten strukturieren das Buch. Zwischen den Exzerpten aus dem Fragebogen, befindet sich ein Gespräch mit Lucie Kolb, das für das Cahier d’Artiste geführt wurde. Eva Zornig konzipierte ihre Monographie als «empathisches Buches» und spiegelt dies in Papier, Format, Gewicht und seiner Farbigkeit.
«Wer bist du heute?» gibt nicht nur Antworten, wie die Anlehnung an ihren Fragebogen, nahelegt, sondern es befragt die Leser:innen und läd sie ein, sich mit den verschiedenen Facetten ihrer Identität auseinanderzusetzen.
Lucie Kolb (Basel) ist Kritikerin und Autorin. 2017 promovierte sie zu künstlerischen publizistischen Strategien seit 1960 an der Akademie der bildenden Künste Wien. Als Herausgeberin veröffentlichte sie zuletzt die Publikationen «Der radikale Katalog» (Fabrikzeitung, 2021) und «Artwork as Institution. Stephen Willats» (BNL, 2019), als Autorin «Study, Not Critique» (transversal texts, 2018). Sie forscht am Critical Media Lab der Hochschule für Kunst und Gestaltung FHNW, lehrt am BA Fine Arts der Zürcher Hochschule der Künste und ist Mitherausgeberin des Online-Magazins für Kunstkritik Brand-New-Life.
Mehr zu den Kunstschaffenden 2023 und ihren Arbeiten auf der kuratierten Plattform theartists.net.
Die Ausgabe 2023 markiert das Ende der Cahiers d’Artistes. Die Cahiers wurden 1984 von der Schweizer Kulturstiftung ins Leben gerufen und geben einen umfangreichen Einblick in das Schweizer Kunstschaffen der letzten 39 Jahre.
Nachdem die Cahiers d’Artistes zu Beginn im Selbstverlag herausgegeben wurden, zeichnete sich Ende der 1990er-Jahre Lars Müller Publishers verantwortlich und seit 2006 publiziert der Verlag Edizioni Periferia, Luzern/Poschiavo die Bücher. Mit der Gestaltung war von 2015 bis 2021 das Grafikdesignstudio Bonbon mit Sitz in Zürich beauftragt. Die Ausgabe 2023 wurde von Jungle Books erstellt.
Jury 2023
- Valérie Knoll, Kuratorin, ehem. Direktorin Kunsthalle Bern
- Zilla Leutenegger, Künstlerin, Zürich
- Andrea Marioni, Künstler, Biel
- Sylvain Menétrey, Kurator, Genf