Im Bereich Visuelle Künste fördert Pro Helvetia das Schaffen und die Verbreitung von zeitgenössischer Bildender Kunst, Fotografie, Medienkunst, Performance und Architektur. Unsere breite Palette an Fördermassnahmen umfasst fünf Formate, die spezifisch darauf ausgerichtet sind, Kunstschaffenden aus der Schweiz die Produktion neuer Projekte zu ermöglichen.
Kunst-, Fotografie- oder Architekturschaffenden stehen folgende fünf Massnahmen offen:
Produktionsbeitrag
Zweimal jährlich können sich Kunst-, Fotografie- und Architekturschaffende in allen Bereichen der visuellen Künste um Unterstützung von neuen Projekten via die Massnahme «Produktionsbeitrag» bewerben.
Gesuche können vom 1. Januar bis zum 1. März 2025 sowie vom 1. Juli bis zum 1. September 2025 eingereicht werden.
2024 erhielt der Künstler Samuel Haitz einen Produktionsbeitrag für «Anthology (Rimbaud)», eine serie von Fotocollagen von Kathy Ackers Erzählung über Rimbaud und Verlaine. Haitz scannte die Texte, hob manche Passagen hervor und fügte persönliche Anmerkungen und seine eigenen Fotografien hinzu. Die beiden scheinbar zusammenhangslosen Narrative verbinden sich in seiner Arbeit mit eigenen autobiografischen und autofiktionalen Elementen, es entsteht eine Fiktion innerhalb der Fiktion.

Samuel Haitz setzt das Konzept der Anthologie als künstlerisches Medium ein. Jedoch geht es ihm nicht um das klassische Zusammenstellen einer Textsammlung, sondern verwendet er für seine Form der Anthologie verschiedene Quellen, darunter Text und Bilder. Indem er seine Collagen mittels Scanning – einer lichtempfindlichen Technik, wie die Fotografie selbst – ein weiteres Mal umwandelt, präsentiert er eine ebenso subtile wie einfühlsame Reflexion über Medialität an sich.


Produktionsbeitrag mit Präsentation
Zweimal jährlich unterstützt die Massnahme «Produktionsbeitrag mit Präsentation» Kunst-, Fotografie- und Architekturschaffende dabei, neue, erstmals gezeigte Kunstwerke in allen Bereichen der visuellen Künste zu kreieren und zu präsentieren. Die Beiträge gelten der Produktion von Projekten, deren Realisierung im Rahmen einer Ausstellung geplant ist.
Gesuche können vom 1. Januar bis zum 1. März 2025 sowie vom 1. Juli bis zum 1. September 2025 eingereicht werden.
2024 erhielt Chloé Delarue einen Produktionsbeitrag mit Präsentation für «TAFAA-SIGNAL (Ice Cream so good)» im Rahmen der dritten Ausgabe der Klöntal Triennale. Diese fand auf dem Legler-Areal statt und lud Kunstschaffende dazu ein, über die Geschichte der Industriekultur, den globalen Kapitalismus, (post-)koloniale Verstrickungen und die anhaltenden Veränderungen im Zuge von Globalisierung und Digitalisierung zu reflektieren sowie mögliche Zukunftsszenarien zu entwerfen.

Für ihre Auseinandersetzung mit dem Thema befasste sich Delarue mit der Neonwerbung des 20. Jahrhunderts. Diese bildet die Grundlage ihrer Arbeit, ist ein Mittel der Übersetzung und Interpretation und stellt im Verhältnis zu automatisierten, durch KI erzeugten Bildern eine symbolische Formalisierung dar. Ihr Kunstwerk, bestehend aus Neonlichtern an einer Metallstruktur, ist sowohl tagsüber als auch nachts sichtbar und scheint, je nach Helligkeit der Umgebung, unterschiedlich zu leuchten.


Fotografische Veröffentlichung
Die ganzjährig offene Ausschreibung «Fotografische Veröffentlichung» unterstützt Fotografieschaffende (auch Duos oder Kollektive) bei der analogen oder digitalen Publikation ihrer Arbeit als Erstveröffentlichung. Gefördert werden künstlerische, dokumentarische und/oder angewandte Fotografieprojekte, die von einem professionellen Verlag oder einer anderen verlegerischen Institution mit überregionaler Ausstrahlung herausgegeben oder mitherausgegeben werden.
Folgende acht Kunstschaffende haben in letzter Zeit eine Unterstützung für ihre fotografischen Publikation erhalten:
- Akosua Viktoria Adu-Sanyah, «Rough Tide», Edition Fink
- Delphine Burtin, «Géométrie du rocher», Haus am Gern
- Yann Mingard, «Indociles», GwinZegal
- Lucas Olivet, «Medicine Tree», Skinnerboox
- Bianca Pedrina, «Architekturfotografie II», Mark Pezinger Books
- Ronald Pizzoferrato, «Mi Perro», Artphilein
- Jean-Vincent Simonet, «Kitengela», Mousse Publishing
- Corinne Vionnet, «Paris Paris Paris», RVB Books

Der Verein Spectrum – Photography in Switzerland selektionierte diese Publikationen für eine Präsentation. Die Fotobücher wurden in Zusammenarbeit mit Pro Helvetia und dem Centre Culturel Suisse während der Paris Photo 2024 in Anwesenheit der Kunstschaffenden vorgestellt.


Focus Photo
Die Massnahme «Focus Photo» unterstützt Fotografie- und Kunstschaffende bei der Produktion neuer fotografischer Projekte auf der Basis eines spezifischen Fokus. Dieser wird in Absprache mit einer Gruppe von Expertinnen und Experten jedes Jahr neu festgelegt und kann thematisch interpretiert oder auch auf künstlerische Praktiken oder Schaffensprozesse bezogen werden. Die Massnahme ermöglicht eine gezielte Unterstützung und begünstigt zugleich die Debatte rund um zentrale Fragen der zeitgenössischen Fotografie.
Gesuche können vom 1. Juli bis zum 1. September 2025 eingereicht werden.
2023 lautete der Fokus «Photographic Uncertainties» und beleuchtete die stetigen Veränderungen bei der Erstellung von Bildern, ob durch neue Aufnahmegeräte, Computer oder künstliche Intelligenz. Diese Entwicklungen konfrontieren die zeitgenössische Fotografie mit Unsicherheiten, die zuweilen sogar den Fortbestand des Mediums infrage stellen.

Mindaugas Matulis geht das Thema mit der Produktion «Take Your Life in Your Own Hands» an, in der er sich mit modernen Vorstellungen von Erfolg, Zugehörigkeit und materiellem Reichtum beschäftigt. Aktuelle Trends auf sozialen Medien wie Instagram und TikTok zeigen jüngere Generationen, die sichals erfolgreiche Geschäftsleute präsentieren und auf Aktien und Kryptowährungen setzen. Durch seine Fotografie reflektiert Matulis über ihre grenzenlosen Träume und über Unsicherheiten, die von digitalen Erfolgsversprechungen angetriebenen werden.


Perform!
Diese Massnahme unterstützt visuelle Kunstschaffende und Kollektive, die ihre Performance-Praxis professionalisieren, vertiefen und verbreitern wollen, zum Beispiel durch die Aufbereitung ihrer Projekte für die Bühne oder die Ausweitung ihrer Praxis auf Video-Performances oder in den digitalen Raum.
Die Ausschreibung «Perform!» wird 2026 wieder geöffnet. Performance-Projekte können sich auch für die beiden Fördermassnahmen «Produktionsbeitrag» und «Produktionsbeitrag mit Präsentation» bewerben; entsprechende Gesuche sind vom 1. Januar bis zum 1. März 2025 oder vom 1. Juli bis zum 1. September 2025 einzureichen.
Mittels dieser Fördermassnahme war das Kollektiv ‘nSchuppel 2024 in der Lage, seine rund um Vanessà Heers künstlerische Recherche «Scheerenschnitt in die erste Helligkeit» entwickelte Performance-Praxis zu professionalisieren. Das Projekt befasst sich mit der Beziehung zwischen Selbst, Raum und Klang sowie mit Folklore-Praktiken.

Die Fördermassnahme half dem Kollektiv, hochwertige Kostüme und Masken zu gestalten und eine audiovisuelle Installation zur Begleitung der Performance zu kreieren. Ebenso konnte das Kollektiv seine Praxis in Zusammenarbeit mit Fachleuten weiterzuentwickeln, um ein umfassendes Verständnis für die vielschichtigen Facetten von Performance und die Beziehung Körper/Klang im Raum zu erlangen.


Initialphase eines Projekts
Sie wollen ein neues Projekt anpacken? Dann könnten folgende Massnahmen Sie interessieren:
- Für Kunst-, Fotografie- und Architekturschaffende: START: Projektentwicklung Künstler:innen
- Für freischaffende Kuratierende: START: Projektentwicklung Kurator:innen