Schweizer Präsenz jenseits der Landesgrenzen: Veranstaltungen und Plattformen auf der ganzen Welt

Pro Helvetia Johannesburg, Pro Helvetia Kairo, Pro Helvetia New Delhi, Pro Helvetia Shanghai, Pro Helvetia South America
«Everywhere» von Sophie Guyot beim Spier Light Art Festival

Pro Helvetia fördert die Teilnahme von Kulturschaffenden aus der Schweiz an zahlreichen Veranstaltungen und Plattformen weltweit. Um die Vielfalt dieser Tätigkeit sichtbar zu machen, haben wir eine Auswahl kürzlich realisierter Projekte zusammengestellt, die in den Regionen unserer Verbindungsbüros stattgefunden haben.

Arabische Region

Internationale Buchmesse Algier

WO
Algier | Algerien

WAS
Die SILA (Salon International du Livre d’Alger – Internationale Buchmesse von Algier) zählt zu den grössten Buchmessen der Welt. Sie bietet eine Plattform zur Präsentation von Büchern für ein breites Publikum und fördert vielfältige Aktivitäten wie Konferenzen und Begegnungen.

WER UND WIE
Anlässlich der 27. Ausgabe der Messe kam es zu einer Zusammenarbeit zwischen dem MRL (Genf) und den Éditions Barzakh (Algier). Im Mittelpunkt standen dabei die Schweizer Autorin Noëlle Revaz und der Schweizer Autor Nétonon Noël Ndjékéry.

Mehrere Personen sitzen auf zwei Sofas und sprechen miteinander.
Teilnehmende der 27. SILA, Internationale Buchmesse in Algier

Das Gespräch mit den beiden Literaturschaffenden wurde vom Autor Soufiane Hadjadj geführt. Noëlle Revaz beschäftigte sich mit den spiegelbildlichen Beziehungen zwischen Algerien und Frankreich sowie zwischen der französischsprachigen Schweiz und Frankreich. Dabei beleuchtete sie insbesondere die politisch aufgeladenen Bereiche, die durch sprachliche und kulturelle Dynamiken entstehen können.

Nétonon Noël Ndjékéry berichtete über die Entstehung seines Buches « Il n’y a pas d’arc-en-ciel au paradis » (auf Deutsch: «Es gibt keinen Regenbogen im Paradies», 2022), einem Werk über die Unterdrückung von Menschen, an dem er vierzig Jahre lang gearbeitet hat.

Hadjadj moderierte ausserdem Gespräche zwischen Ndjékéry und dem algerischen Autor Salah Badis, in denen es um sprachliche Feinheiten in ihren jeweiligen Werken ging, sowie zwischen Revaz und der algerischen Dichterin Samira Negrouche, die über Macht und Komplexität literarischer Sprache diskutierten.

Les Premières Chorégraphiques

WO
Tunis und Bizerte | Tunesien

WAS
Das 2021 gegründete Festival für darstellende Künste Les Premières Chorégraphiques bietet eine Plattform für junge Choreografinnen und Choreografen, die dort ihre Arbeiten uraufführen. Es trägt zu einer lebendigen und vielfältigen Tanzszene bei. Organisiert wird das Festival jährlich von der Al Badil Association. Zum Programm gehören auch Workshops und Gespräche.

WER UND WIE
Die Schweizer Compagnie Linga nahm an der 5. Ausgabe des Festivals teil. Ihre Performance «Flow» wurde im Le 4ème Art in Tunis sowie im Théâtre Le Majestic in Bizerte aufgeführt.

Auf einer rot ausgeleuchteten Bühne halten sich mehrere Personen an den Händen und erzeugen Spannung in hockender Position.
«Flow», von Compagnie Linga © Gert Weigelt

Neben ihren Bühnenauftritten suchte die Compagnie auch den Austausch mit der lokalen Tanzszene. In der Tanzschule IKAA Bab Saadoun führte sie einen Workshop mit tunesischen Tänzerinnen und Tänzern durch.

Die Performance «Flow», inspiriert von den synchronen Bewegungen von Tiergruppen wie Sardinenschwärmen oder Vogelflügen, erforscht die Mechanismen kollektiver Koordination. Die Choreografin Katarzyna Gdaniec und der Choreograf Marco Cantalupo widmen sich dem Zusammenspiel von Individuum und Gruppe und hinterfragen die Grenzen zwischen bewusstem Handeln und Instinkt.

Cairotronica – Festival für Elektronik und neue Medien

WO
Kairo | Ägypten

WAS
Das 2016 gegründete Festival Cairotronica findet alle zwei Jahre statt und bietet aufstrebenden wie etablierten Kunstschaffenden im Bereich der neuen Medien eine Bühne. Es fördert den Austausch und die Diskussion zwischen Expertinnen und Experten dieses Fachgebiets. Das Festival präsentiert multidisziplinäre Projekte an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technologie.

WER UND WIE
Bei der 4. Ausgabe des Festivals wurde die Ausstellung «Speculative Evolution» des Schweizer Künstlers Marc Lee gezeigt. Sie blickt 30 Jahre voraus in ein mögliches Ökosystem der Zukunft, in dem Künstliche Intelligenz und Biotechnologie neue Lebensformen erschaffen, die den Folgen der globalen Erwärmung und dem Artensterben standhalten können. Mithilfe eines KI-Simulators ist das Publikum eingeladen, eigene Varianten von Organismen und Robotern zu gestalten und in die komplexe Dynamik dieser künstlichen Welt einzutauchen.

In einem Ausstellungsraum ist eine Person zu sehen, die auf eine Projektion mit verschiedenen Formen zeigt.
«Speculative Evolution» von Marc Lee auf der Cairotronica 2025

«Speculative Evolution» setzt sich zugleich kritisch mit den Risiken auseinander, die entstehen, wenn Technologie als alleinige Lösung für ökologische Krisen betrachtet wird. Das Werk macht auf mögliche unbeabsichtigte Folgen aufmerksam und regt dazu an, über die Werte nachzudenken, die unser Verhältnis zur Natur und unsere Versuche, sie zu «reparieren», prägen.

Marc Lee brachte sein Engagement auch in einem dreitägigen Workshop mit dem Titel «Imagining a Future Where AI Balances Our Ecosystem» («Vorstellung einer Zukunft, in der KI unser Ökosystem im Gleichgewicht hält») ein, den er im Medrar leitete. Der Workshop untersuchte die Schnittstelle zwischen Technologie und Natur und fragte, wie KI zu ökologischer Harmonie beitragen könnte. Die Teilnehmenden erwarben praktische Fähigkeiten, um diese Konzepte mithilfe von KI digital umzusetzen. Zudem lernten sie Grundlagen der Webentwicklung und den kreativen Einsatz von KI-Technologien.

Ostasien

A Bunch of Noise

WO
Shanghai | China

WAS
A Bunch of Noise ist ein experimentelles DIY-Noise-Festival mit kleinem Budget, das bewusst aus dem von Traffic und Algorithmen geprägten Rahmen ausbricht. Es lehnt standardisierte und etikettierte Kunstformen ab.

Das Festival ist mehr als nur ein Ort für Klangexperimente – es ist eine emotionale Kollision, ein Feuerwerk an Energie. A Bunch of Noise sucht nach reinen Klangerlebnissen, ohne Rücksicht auf markttaugliche Verpackung oder digitale Bubbles. Im Mittelpunkt steht allein der Klang.

WER UND WIE
Im April 2024 begrüsste A Bunch of Noise eine ausgewählte Gruppe Schweizer Kunstschaffender, darunter Dave Phillips, Rudolf Eb.er, Daniel Maszkowicz sowie Luis und Anton Ponomarev. Ihre Workshops und Performances fanden grossen Anklang beim Publikum vor Ort, das sich von der emanzipierenden Energie der Auftritte begeistert zeigte.

(Lesen Sie hier mehr über die Ausgabe 2024)

(Lesen Sie hier das Interview mit dem Organisator Mei Zhiyong)

«Das chinesische Publikum ist intuitiv sehr offen und neugierig gegenüber neuen Formen experimenteller Musik. Wir haben viele konkrete Massnahmen ergriffen, um die Verbindung zwischen chinesischen und internationalen Kunstschaffenden zu fördern – etwa durch gemeinsame Aufnahmen, Tourneen oder die gemeinsame Entwicklung technischer Geräte.»

– Mei Zhiyong (Organisation von A Bunch of Noise)

Eine Person mit langen Haaren steht an einem Tisch mit elektronischgen Equipment. Die Schweinwerfer sind auf sie gerichtet.
NVR bei A Bunch of Noise 2025 © A Bunch of Noise

Im April 2025 präsentierte das Festival Francisco Meirino, NVR und G*park als Teil eines Programms von Musikerinnen und Musikern aus zwölf Ländern. Gemeinsam mit dem Lausanne Underground Film & Music Festival (LUFF) kuratierte A Bunch of Noise zudem eine Reihe experimenteller Film-Workshops.

Eine Person sitzt an einem Tisch auf einer Bühne mit elektronischen Geräten. Der Raum ist abgedunkelt, im Hintergrund ist Rauch zu sehen.
G Park bei A Bunch of Noise 2025 © A Bunch of Noise

Das Festival bot experimentellen Musikerinnen und Musikern mit unterschiedlichsten Hintergründen eine Bühne für Begegnung und Austausch. Es ermöglichte spontane Kooperationen, kreative Inspiration, berufliches Networking und direkte Interaktion mit dem Publikum – an einzigartigen Veranstaltungsorten und Treffpunkten in Shanghai.

Post-Carbon

WO
Shenzhen, Peking, Hangzhou | China (2024)
Peking, Shanghai, Guangzhou | China (2025)

WAS
Post-Carbon ist ein langfristiges, interdisziplinäres Dialog-, Expeditions- und Forschungsprojekt. Es beleuchtet die vielfältigen Aspekte von Kohlenstoff durch den gemeinsamen Austausch von Künstlerinnen, Künstlern, Designerinnen, Designern, Unternehmerinnen, Unternehmern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus China und der Schweiz.

Durch die Einbindung von Perspektiven aus Ökologie, Materialwissenschaft und Produktentwicklung sowie durch die Mitwirkung von sozialen Unternehmen, Non-Profit-Organisationen, Fachkräften aus der Wissenschaft und nachhaltigen Marken zeigt das Projekt verschiedene Wege im postkarbonen Prozess. Es verbindet Forschung mit lokalen Fragestellungen durch eine Reihe thematischer Programme.

Die erste Ausgabe mit dem Titel «Carbon as Energy, Life Substance and Currency» (auf Deutsch: «Kohlenstoff als Energie, Lebensgrundlage und Währung») fand im Jahr 2024 statt (mehr erfahren). Die zweite Ausgabe mit dem Titel «The Political Economy of Sunlight and Heat» (auf Deutsch: «Die politische Wirtschaft von Sonnenlicht und Hitze») ist für 2025 geplant.

Aufnahme draussen, Berge im Hintergrund, Vorne eine industrielle Anlage.
‘Post Carbon’ Field Trip in QingHai, Concentrating Solar Power Tower. © Yixuan Cai

WER UND WIE
Kunstschaffende und Forschende aus der Schweiz auf der Post-Carbon 1.0:

  • Martina Huber, Gründerin und Kuratorin von Awareness in Art
  • Anne-Laure Franchette, Künstlerin
  • Fragmentin, Kunstkollektiv
  • Janis Polar, Künstler
  • Knowbotiq, Kunstkollektiv
  • Marie Griesmar, Mitbegründerin des Projekts rrreefs
  • Maya Minder, Künstlerin
  • Ursula Biemann & Mo Diener, Videokünstlerinnen
Ein grosser Bildschirm mit Projektion einer Präsentation. Unten sitzt ein Mann mit Mikrofon auf einem weissen Stuhl.
Forum The Pulse of Plants during Post-Carbon – Kohlenstoff als Energie, Lebenssubstanz und Währung © ART MATTERS, Wang Shiqi

UP-ON International Live Art Festival

WO
Chengdu | China

WAS
Das International Live Art Festival ist ein wegweisendes Programm des UP-ON Performance Art Archive und folgt seit seiner Gründung im Jahr 2008 vier zentralen Grundsätzen: keine Gewinnorientierung, internationale Ausrichtung, wissenschaftlicher Anspruch und aktive Einbindung der Öffentlichkeit.

Das Festival fördert professionelle künstlerische Praktiken und wissenschaftliche Forschung und hat sich als bedeutende Plattform für den weltweiten Austausch im Bereich der Live Art etabliert. In über zwölf Ausgaben hat das Festival bereits 268 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt willkommen geheissen.

Das UP-ON Performance Art Archive ist eine gemeinnützige, private Organisation mit dem Ziel, Materialien zur Performancekunst mit globalem Fokus zu sammeln und zu bewahren. Durch kuratierte Programme – darunter Symposien, Workshops, Publikationen und Festivals – schafft die Organisation eine Plattform für Austausch und Praxis im professionellen Umfeld.

WER UND WIE
Im Jahr 2023 präsentierten Julie Monot und Katja Schenker ihre Arbeiten im Guang Hui Art Museum (erfahren Sie hier mehr) und nahmen an Foren teil. Zudem hielten sie Vorlesungen am LUXELAKES·A4 Art Museum sowie an der School of Arts and Design der Geely University.

Im Rahmen des Festivals zeigte Julie Monot ihre Performance «Haunt» in einem der prachtvollen Räume des Guang Hui Art Museum, in dem monumentale Werke chinesischer Meister wie Zhang Daqian ausgestellt waren. Ihre Absicht war es, fünf geisterhafte Figuren zu beschwören, die den Raum wie Erscheinungen aus einer anderen Zeit durchdrangen.

Draussen vor einer Fensterfront stehen zwei Menschen in schwarzen Kostümen mit langen Hörnern.
«Haunt» von Julie Monot bei UP-ON 2023 © Hu Yujie

In der Performance «Dress» trat Katja Schenker in einem Kleid aus Beton auf, das ihren Körper zunächst zwischen zwei starren Schichten einschloss. Mit jeder Bewegung, jedem Schlag mit blossen Händen auf ihren Körper und jedem Schritt durch die Räume offenbarte sich zunehmend eine fragile, weiche Seite. Das Netz-Betonkleid fiel schliesslich weich und umhüllte den Körper der Künstlerin auf beinahe elegante Weise.

Eine Performerin trägt eine Weste aus brüchigem Material, Sie hat die Augen geschlossen und ihre Ellenbogen nach oben geneigt.
Katja Schenker © UP-ON International Live Art Festival, 2023 © Hu Yujie

Im Jahr 2024 gehörte Phoebe-Lin Elnan zu den 25 Künstlerinnen und Künstlern (darunter 13 aus dem Ausland) sowie 5 Kunstkritikerinnen und Kunstkritikern, die am 12. UP-ON International Live Art Festival im LUXELAKES·A4 Art Museum in Chengdu teilnahmen.

Während des Festivals entwickelte sie neue Werke im A4 Art Museum, hielt eine akademische Vorlesung an der Southwest University for Nationalities und leitete ein Kunstgespräch im Nongyuan International Art District.

Ihre Performance «Echo Tours: Paris», eine geführte «Eco-Tour» zu Fuss, dauerte 40 Minuten und basierte auf der Überlegung, dass es umweltfreundlicher ist, eine Reiseleiterin oder einen Reiseleiter nach China zu fliegen, als eine ganze Reisegruppe in die Ferne zu schicken. Die Künstlerin führte das Publikum auf einem zügigen Spaziergang durch die europäisch inspirierte Architektur Chengdus, die an die Pracht von Paris erinnert. An der 13. Ausgabe des Festivals (2025) wird Joseph Baan teilnehmen – mit Präsentationen, Gesprächen und Workshops.

Mehrere Menschen mit grünen Caps stehen draussen vor eioner Kirche.
Phoebe-Lin Elnan «Echo Tours: Paris», 2024 © Hu Yujie. Eine Kollaboration mit Zoe Li Wenwen

Südamerika

Festival Temporada Alta

WO
Lima | Peru

WAS
Dieses internationale Festival der darstellenden Künste umfasst Theater- und Tanzvorstellungen, Workshops, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Konzerte und Filmvorführungen. Es arbeitet eng mit dem ursprünglichen Temporada Alta Festival in Girona (Spanien) sowie mit dessen Ausgaben in Buenos Aires und Montevideo zusammen.

WER UND WIE
Nach der Teilnahme von Karin Elmore, der künstlerischen Leiterin der Temporada Alta Lima, an den Swiss Dance Days 2024 wurden zwei Kunstschaffende aus der Schweiz zur 10. Ausgabe des peruanischen Festivals eingeladen, die im Februar und März 2025 stattfand.

Darstellende Person mit lila Haaren, sitzend, den Kopf hin und her bewegend und die Arme zur Seite gerichtet auf einer weissen Bühne.
Ruth Childs in «Fantasia» © Marie Magnin

Die Tänzerin und Choreografin Ruth Childs präsentierte ihre Solovorstellung «Fantasia», in der sie den Körper und seine Musikalität erforscht. Sie untersucht ihre Beziehung zur Musik – von Tschaikowsky bis Dvořák – und nutzt ihren Körper als abstraktes Porträt persönlicher und kollektiver Erinnerungen. Die in der Performance eingesetzten Werkzeuge waren auch Thema eines Workshops, den Childs während des Festivals leitete.

Eine Gruppe von darstellenden Kunstschaffenden in farbenfrohen Kostümen auf einer weißen Bühne mit einem schwarzen Kreis darüber.
«How a falling star lit up the purple sky» © Philip Frowein

Der Choreograf Jeremy Nedd zeigte gemeinsam mit der Gruppe Impilo Mapantsula ihr zweites gemeinsames Projekt: «How a falling star lit up the purple sky» (auf Deutsch: «Wie eine Sternschnuppe den purpurnen Himmel erleuchtete»). Die Aufführung interpretiert die Archetypen des Westernfilms neu – als visuelles Gedicht, das verschiedene Tanzstile miteinander verbindet. Die Tänzerinnen und Tänzer der Gruppe Impilo Mapantsula gaben im Rahmen des Festivals auch eine Masterclass. Anschliessend setzte das Kollektiv seine Tournee in Kolumbien fort, mit Auftritten in Bucaramanga und Bogotá sowie einem Workshop mit Kindern in Medellín.

Intersections of the Future

WO
Buenos Aires | Argentinien

WAS
Intersections of the Future widmet sich dem Wissensaustausch rund um Kunst in der digitalen Ära. Das Event umfasst Ausstellungen, Workshops, Live-Performances und Vorträge.

Organisiert wird es von Artlab, einem Laboratorium und Kulturzentrum in Buenos Aires, das neue Technologien erforscht, um kulturelle Projekte zu entwickeln (erfahren Sie mehr über das Zentrum im Residenz-Leitfaden von Pro Helvetia Südamerika).

WER UND WIE
Zur zweiten Ausgabe von Intersections of the Future im Februar 2025 wurden Künstlerinnen und Künstler, Produzentinnen und Produzenten sowie Forscherinnen und Forscher eingeladen, um den sich entwickelnden Dialog zwischen künstlicher Intelligenz und kultureller Produktion zu vertiefen – mit besonderem Fokus auf Themen wie Umweltschutz und Posthumanismus.

Ein Ausstellungsraum mit Projektionen von Nahaufnahmen undefinierbarer Gegenstände.
Zweite Ausgabe von Intersections of the Future im Artlab in Buenos Aires

Zu den Teilnehmenden gehörte die Schweizer Künstlerin Dominique Koch, die ihre Videoinstallation «Holobiont Society» präsentierte. Basierend auf dem Konzept des Holobionten – einem biologischen System aus einem Wirtsorganismus und einer Vielzahl eng verbundener Lebensformen – untersucht das Werk Fragen zu Hierarchien, Machtstrukturen und Konzepten der Koexistenz.

Eine Videoinstallation in einem abgedunkelten, blau beleuchteten Raum. Auf einer Steinbank und am Boden liegen Kabel.
«Holobiont Society», von Dominique Koch

Bereits die erste Ausgabe im Jahr 2024 zählte auf Schweizer Beteiligung: Adrian Notz, Kurator am Forschungszentrum für KI der ETH Zürich, und Chris Salter, Leiter des Immersive Arts Space an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), nahmen teil.

Festival Tsonami

WO
Valparaíso | Chile

WAS
Das seit 2007 in Valparaíso stattfindende Sound Art Festival konzentriert sich heute auf die Entwicklung standortspezifischer Prozesse und Projekte, die die Beziehung zwischen Klang, urbanem Raum und Territorium untersuchen.

Das Programm umfasst Ausstellungen an konventionellen und ungewöhnlichen Orten, Klangaktionen, Konzerte, Radiosendungen, Workshops, Seminare sowie Residenzen, in deren Rahmen viele der präsentierten Arbeiten entstehen. Seit 2014 wurde das Festival auf Santiago, Rengo und Concepción ausgeweitet.

Zudem führt Tsonami ein eigenes Residenzprogramm durch (mehr dazu im Residenz-Leitfaden von Pro Helvetia Südamerika).

WER UND WIE
An der 18. Ausgabe des Tsonami Festivals im Januar 2025 nahm der Schweizer Künstler und Forscher Marcus Maeder teil. Seine Arbeit konzentriert sich auf die ökoakustische Erforschung von Landschaften, Gemeinschaften und Lebewesen, die besonders stark vom Klimawandel und anderen Umweltproblemen betroffen sind.

In Valparaíso leitete Marcus Maeder einen Workshop mit dem Titel «Voces de la Quebrada: Transmisión Comunitaria Inter-especies» (auf Deutsch: «Stimmen aus der Schlucht: Übertragung der Gemeinschaft über verschiedene Spezies hinweg»). Ziel war es, einen Umweltradiosender zu entwickeln, der aus den umliegenden Wäldern sendet. Die Klanglandschaft dieser Wälder wurde mit Radiobeiträgen von lokalen Gemeinschaften, Künstlerinnen, Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kombiniert.

Ein Mann sitzt an einem Tisch mit Laptop und elektronischem Equipment. um ihn herum liegen und sitzen Menschen, die seiner Musik zuhören.
Marcus Maeder präsentiert das Konzert «Voices of the Forest» beim Festival Tsonami © Raúl Goycoolea

Zudem hielt Marcus Maeder einen Vortrag mit dem Titel «Escuchando la Tierra: Arte, Ciencia y Medioambiente – Diálogos Atmosféricos» (auf Deutsch: «Der Erde zuhören: Kunst, Wissenschaft und Umwelt – Atmosphärische Dialoge») und präsentierte das Konzert «Voices of the Forest» («Waldstimmen»), in dem er einen Dialog zwischen Klängen des valdivianischen Regenwalds und menschlichen wie nicht-menschlichen Stimmen herstellte.

Mehrere Menschen stehen vor einer bemalten Mauer draussen.
Marcus Maeder leitet den Workshop «Voces de la Quebrada: Transmisión Comunitaria Inter-especies» beim Festival Tsonami © Juan Hoppe

Südasien und Vietnam

Jazzmandu

WO
Kathmandu | Nepal

WAS
Das Kathmandu Jazz Festival, bekannt als «Jazzmandu», findet jedes Jahr in Kathmandu, Nepal, statt. Das Festival wurde 2002 gegründet und präsentiert Auftritte von einheimischen und internationalen Jazzmusikerinnen und Jazzmusikern.

Jazzmandu engagiert sich zudem für die musikalische Bildung in Nepal und organisiert Bandwettbewerbe, Workshops sowie Masterclasses für Musikerinnen und Musiker vor Ort.

WER UND WIE
Der Toningenieur Antoine Quinet nahm 2022 am Jazzmandu Festival teil. Im Jahr 2023 war er erneut dabei – gemeinsam mit der Schweizer Musikerin Yumi Ito, die ebenfalls am Festival teilnahm. Zur Feier von «20 Jahre Jazzmandu» im Jahr 2024 war Erik Truffaz Teil des Programms.

Drei Männer spielen vor einem Publikum: Keyboard, Bass und Trompete. Rechts daneben ist eine Schlagzeug zu sehen.
Erik Truffaz beim Jazzmandu Festival

Long Night of LiteratureS

WO
Indien (verschiedene Städte)

WAS
Literaturabende, bei denen das Publikum mehrere Autorinnen und Autoren sowie ihre Werke in verschiedenen europäischen Sprachen, darunter auch Englisch, kennenlernt. Die Abende sind im Stil eines Speed-Datings organisiert: Das Publikum wechselt im 15- bis 20-Minuten-Takt von einem Raum zum nächsten – und verbringt so eine lange Nacht ganz im Zeichen der Literatur.

WER UND WIE
Die erste Ausgabe der Long Night of Literature fand im Jahr 2010 statt und widmete sich der Literatur in deutscher Sprache sowie ihrer Übersetzung ins Englische. Im Laufe der Jahre kamen weitere europäische Sprachen hinzu – und aus der Long Night of Literature wurde die Long Night of LiteratureS. In den bisherigen Ausgaben waren unter anderem die Schriftstellerinnen und Schriftsteller Dana Grigorcea, Max Lobe und Katja Brunner zu erleben. Im Jahr 2024 präsentierte Ralph Tharayil sein Werk «Nimm die Alpen weg» vor Publikum in Delhi, Kolkata und Varanasi. Für die kommende Ausgabe der Long Night of LiteratureS ist die Teilnahme des Autors und Dichters Rolf Herman geplant.

Ein Mann sitzt in einem Kaffee, vor ihm steht eine Kaffeetasse.
Ralph Tharayil © Mirko Lux

Chennai Photo Biennale (CPB)

WO
Chennai | Indien

WAS
Die Chennai Photo Biennale (CPB) wurde 2016 gegründet und ist ein Festival für zeitgenössische Fotografie, das in Chennai, Indien, stattfindet. Das Festival bietet eine Plattform für Fotografinnen, Fotografen sowie linsenbasierte Künstlerinnen und Künstler aus Indien und der ganzen Welt. Die Ausstellungen sind über die gesamte Stadt verteilt – in Galerien, an öffentlichen Orten und an historischen Stätten. Neben den Ausstellungen organisiert die CPB auch Workshops, Vorträge, Filmvorführungen und Bildungsprogramme, mit denen die Fotokultur in Indien weiterentwickelt werden soll.

WER UND WIE
Die jüngste Ausgabe der Chennai Photo Biennale (CPB) fand im Januar 2025 statt und umfasste unter anderem einen Workshop der Grafikdesignerin Ann Griffin zum Thema «Approaching the Book» (auf Deutsch: «Annäherung an das Buch»), gemeinsam mit der indischen Fotografin und Herausgeberin Anshika Varma. Der Workshop richtete sich an Fotografinnen und Fotografen mit einer regelmässigen künstlerischen Praxis, die sich für den Herstellungsprozess von Fotobüchern interessieren. An früheren Ausgaben der Biennale nahmen unter anderem auch die Fotografen Yann Gross und Nicolas Polli teil.

Vier Personen sitzen in einem Büro an einem Schreibtisch und schauen in einen Laptop.
Ann Griffin bei einem Workshop mit Teilnehmern des CPB-Festivals © Chennai Photo Biennale

Süd-, Ost-, Zentral- und Westafrika

Kilele Summit

WO
Nairobi | Kenia

WAS
Kilele ist ein neuer, fünftägiger Musiktechnologie- und Innovationsgipfel, der von Santori East Africa organisiert wird – einer gemeinschaftsorientierten Plattform für musikalische Innovation. Der Summit richtet sich an Musikerinnen und Musiker, Produzentinnen und Produzenten, DJs, Technikerinnen und Techniker, Aktivistinnen und Aktivisten, Akademikerinnen und Akademiker sowie alle, die sich für die Zukunft der ostafrikanischen Musik interessieren. Das Programm umfasst Showcases, Podiumsdiskussionen, Workshops, Installationen und Live-Performances.

WER UND WIE
Bei der zweiten Ausgabe von Kilele, die vom 18. bis 22. Februar 2025 stattfand, waren der kenianische Musiker Samuel Karugu und der Schweizer Musiker Basile Huguenin-Virchaux eingeladen, ihre gemeinsame Arbeit vorzustellen, die einen Fokus auf die Dekolonisierung des Instrumentendesigns richtet.

Eine Person spielt mit Schlegeln auf einem Xylophon aus Skateboarddecks. Links daneben ist ein Laptop angeschlossen.
Astrid Bin spielt beim Kilele Summit auf dem Embaire

In ihrem Projekt, das auf der Open-Source-Software Pure Data basiert, untersuchen sie digitale Instrumente aus der Perspektive traditioneller ostafrikanischer Klangwelten – jenseits der westlich geprägten Skala mit zwölf temperierten Tönen. Die Arbeit nahm ihren Anfang 2023 während einer Recherchereise von Samuel Karugu in die Schweiz.

Im Rahmen einer einwöchigen Residenz im Ma Lab arbeiteten die beiden mit der multidisziplinären Künstlerin und Designerin Astrid Bin zusammen, um ein Embaire – ein grosses hölzernes Xylophon – zu bauen. Dafür verwendeten sie acht Skateboarddecks, die mit massgeschneiderten Sensoriknetzwerken ausgestattet wurden. Die Signale wurden in ein Mehrkanal-Audiosystem eingespeist, gefiltert, geglättet und anschliessend in einen Synthesizer mit Pure Data überführt, um Klänge zu erzeugen.

Während der Vorführung spielten Samuel Karugu und Astrid Bin mit Schlegeln aus Skateboardrädern auf dem Embaire, während Basile Huguenin-Virchaux das Pitch-Bending, Sounddesign und Tuning der Pure-Data-Implementierung steuerte.

Drei Personen spielen mit Schlegeln auf einem Xylophon aus Skateboarddecks.
Samuel Karugu, Basile Huguenin-Virchaux und Astrid Bin spielen beim Kilele Summit auf dem Embaire

Dieses Projekt setzte die Partnerschaft zwischen Pro Helvetia und Kilele fort, die bereits 2024 mit dem Gemeinschaftsprojekt «Rolex» begann – einer Zusammenarbeit zwischen dem ugandischen Synthesizer-Künstler Brian Bamanya (Afrorack) und dem Schweizer Musiker und Künstler Manuel Oberholzer (Feldermelder). Auch diese Kollaboration nahm ihren Anfang mit einer Recherchereise in die Schweiz.

Spier Light Art

WO
Stellenbosch | Südafrika

WAS
Spier Light Art (SLA) ist das führende Festival für Lichtkunst in Südafrika und findet seit 2018 jährlich auf der historischen Spier Wine Farm statt.

Das von Vaughn Sadie und Jay Pather gemeinsam kuratierte Festival ist bekannt für die Kuration und Produktion von Werken etablierter sowie aufstrebender Künstlerinnen und Künstler.

Die Kunstschaffenden erhalten hier die Möglichkeit, grossformatige Lichtkunstinstallationen zu präsentieren, die auf kritische und fantasievolle Weise auf die üppige Landschaft und die koloniale Vergangenheit der Farm reagieren.

WER UND WIE
Beim einmonatigen Spier Light Art Festival (SLA) 2025, das vom 21. März bis 21. April in Stellenbosch stattfand, präsentierten sowohl die Schweizer Künstlerin Sophie Guyot als auch der Schweizer Künstler Florian Bach jeweils ein lichtbasiertes Werk. Ihre Teilnahme erfolgte im Rahmen des Residenzprogramms des Festivals.

In einem Park im Dunkeln ist im Hintergrund eine rote Leuchtschrift zu sehen "power to our voice".
«Everywhere» von Sophie Guyot beim Spier Light Art Festival

Nachdem Sophie Guyot im Vorjahr ihr bestehendes Werk «The Meaning of Meaning» (auf Deutsch: «Die Bedeutung von Bedeutung») gezeigt hatte, kehrte sie im März für eine Residenz auf die Farm zurück. Dort leitete sie einen dreitägigen Workshop mit einer Gruppe von Landarbeiterinnen und entwickelte auf dieser Grundlage ein neues, textbasiertes Werk mit dem Titel «Everywhere» («Überall»). Das Werk thematisiert die tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Boden und macht die oft unsichtbaren Stimmen der Landarbeiterinnen und Landarbeiter greifbar.

Florian Bach präsentierte sein bereits bestehendes Werk «HALID», eine monumentale Installation, die an Strategien der Grenzüberwachung erinnert. Während seines Aufenthalts begann er zudem mit Recherchen für ein neues Projekt, die er im Rahmen seiner Residenz im kommenden Jahr fortsetzen wird. Dieses neue Werk soll bei der Ausgabe 2026 des Festivals vorgestellt werden.

Mehrere Menschen stehen auf einem Rasen vor einer beleuchteten kahlen Wand.
«HALID» von Florian Bach beim Spier Light Art Festival

Die Teilnahme der Schweizer Kunstschaffenden am Festival im Rahmen des integrierten Residenzprogramms geht auf eine Recherchereise des Ko-Kurators Vaughn Sadie zurück, die er 2023 in die Schweiz unternahm, um sich mit der lokalen Kunstszene vertraut zu machen.