Das Ausstellungsprojekt «puzzled» mit Werken der Künstlerin Xénia Laffely war im Kunstraum Niederösterreich in Wien zu sehen. © Joanna Pianka
Unter dem Label «Design Switzerland» präsentierten zehn aufstrebende Designstudios aus der Schweiz ihre Projekte an der «Milan Design Week». © Szenografie: iiode / Fotos: Jonathan Maloubier
«Kultur mit ihrer Fähigkeit, sich vertieft mit den grundlegendsten Fragen unserer Existenz auseinanderzusetzen, ist für den sozialen Zusammenhalt unabdingbar.»
Charles Beer, Präsident Stiftungsrat
«Die Pandemie hat schonungslos die Verletzlichkeiten des Systems und ihrer Akteure aufgezeigt, denen wir uns nun gemeinsam stellen müssen.»
Philippe Bischof, Direktor
2021 hat Pro Helvetia mehr als 2500 Kunst- und Kulturvorhaben in der ganzen Schweiz unterstützt. Die Förderung des vielfältigen künstlerischen Schaffens in der Schweiz wie auch dessen Verbreitung in den verschiedenen Landesregionen, beides auf der Grundlage von Gesuchen, stehen im Fokus der Inlandaktivitäten von Pro Helvetia. Die Stiftung unterstützt kulturelle Projekte von gesamtschweizerischer Bedeutung und setzt neue Impulse für das kulturelle Leben.
Auch dieses Jahr hatte die Pandemie einschneidende Auswirkungen auf den Kulturbereich. Zwar konnten kurzzeitig Veranstaltungen in vollem Umfang wieder stattfinden, das gesamte Jahr war jedoch von grossen Unsicherheiten bestimmt. Kulturschaffende und -institutionen waren gezwungen, laufend neue Strategien und Formate zu entwickeln, um ihre Projekte realisieren zu können. Um in dieser anspruchsvollen Transformationsphase die bestmögliche Unterstützung zu bieten, lancierte die Stiftung das Massnahmenpaket «Bridges to the Future». Die Förderung wurde in den verschiedenen Disziplinen den gegenwärtigen Umständen angepasst, zudem wurden in allen von der Stiftung geförderten Sparten ausserordentliche Ausschreibungen lanciert, mit Fokus auf neue Modelle der Verbreitung, der Sichtbarmachung und der Vernetzung.
2021 unterstützte Pro Helvetia im Rahmen ihrer internationalen Aktivitäten über 2400 Kunst- und Kulturvorhaben in 100 Ländern. Pro Helvetia spricht auf Basis von Gesuchen Beiträge an Kulturprojekte aus der Schweiz, die weltweit gezeigt werden. Damit fördert die Stiftung zeitgenössische Kunst und Kultur aus der Schweiz in der ganzen Welt. Mit ihrem globalen Aussennetz unterstützt Pro Helvetia den Aufbau professioneller, internationaler Netzwerke in allen von der Stiftung geförderten künstlerischen Disziplinen und stärkt den internationalen Kulturaustausch sowie internationale Kooperationen.
Die stark eingeschränkte Mobilität stellte die internationale Zusammenarbeit auch 2021 vor grosse Herausforderungen. Zudem hat die Pandemie verdeutlicht, wie stark strukturelle Ungleichheiten einen grossen Teil der Kunst- und Kulturlandschaft weltweit prägen. Mit «To-gather» hat Pro Helvetia daher erstmalig eine internationale Ausschreibung lanciert, um neue Formen und Methoden im Hinblick auf die internationale Zusammenarbeit von Schweizer Kulturinstitutionen zu erproben.
Zum Aussennetz gehören die sechs Verbindungsbüros und das Centre culturel suisse in Paris (CCS) sowie die Partnerinstitutionen Istituto Svizzero in Rom und Mailand (ISR) und das Swiss Institute in New York (SINY). Das Aussennetz von Pro Helvetia ermöglicht die Präsenz von Kunst- und Kulturschaffenden aus der Schweiz bei wichtigen Anlässen und fördert den Austausch und die Zusammenarbeit mit lokalen Kulturinstitutionen und Kunstschaffenden.
2021 war zum einen geprägt von dem Bestreben, die bestehenden Kooperationen zu stärken und trotz zahlreicher Einschränkungen im Austausch zu bleiben. Zum andern wurde der Bedarf erkannt, neue Formate und Möglichkeiten für eine nachhaltige internationale Zusammenarbeit zu finden und zu testen. Die von der Stiftung erstmals lancierte Ausschreibung «To-gather» zielte darauf ab, neue oder laufende langfristige internationale Kooperationsprojekte zwischen Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen in der Schweiz und den Aussenstellen- Regionen zu unterstützen, um dadurch die bestehenden Verbindungen zu festigen und neue Partnerschaften zu schliessen.
Von den 43 Millionen Franken, die Pro Helvetia 2021 zur Verfügung standen, wurden 86,3 Prozent direkt in Kulturaktivitäten investiert. Der Anteil der Administrationskosten lag mit 13,7% im Rahmen der vom Bundesrat definierten strategischen Vorgabe. Im Jahr 2021 erhielt Pro Helvetia insgesamt 5041 Gesuche. Der Anteil bewilligter Gesuche stieg wieder auf den durchschnittlichen Wert der Prä-Covid Jahre auf 48,8 Prozent.
Pro Helvetia führt regelmässig Evaluationen von wichtigen Engagements und Massnahmen durch. Im Jahr 2021 hat die Stiftung aufgrund der pandemiebedingten Sondersituation und der entsprechenden Anpassungen ihrer Förderinstrumente auf eine Evaluation von etablierten Massnahmen verzichtet, stattdessen jedoch zwei wichtige Sondermassnahmen ausgewertet, mit denen auf die ausserordentliche Situation reagiert wurde: Es handelt sich um Fördermassnahmen unter dem Titel «Bridges to the future» und den Call «To-gather». Die Auswertungen geben wichtige Hinweise über Wirksamkeit und Angemessenheit der Sondermassnahmen und zeigen allfälligen Anpassungsbedarf für die zukünftige Förderpraxis auf.
Mit «Bridges to the Future» hat Pro Helvetia für die hart von der Pandemie getroffene Kunst- und Kulturszene ein spezielles Unterstützungsangebot bereitgestellt und für sämtliche von der Stiftung geförderten Kunstsparten weltweit Massnahmen entwickelt, die mithilfe von Vertreterinnen und Vertretern der Szene bestmöglich auf die sich ändernden Bedürfnisse der Kunstschaffenden ausgerichtet wurden. Dank diesem integrativen Ansatz haben die meisten der getroffenen Vorkehrungen Früchte getragen: Sie reichten von gewährten Recherchebeiträgen in den Bereichen Darstellende Künste und Musik über die Unterstützung beim Erwerb digitaler Kompetenzen bis hin zur Entwicklung und Umsetzung von Marketingstrategien speziell für Studios aus dem Bereich Interaktive Medien. Vom Erfolg dieses Angebots zeugen insbesondere die rund 320 eingereichten Gesuche für Recherchebeiträge in den Bereichen Darstellende Künste und Musik oder die etwa 150 Kunstschaffenden, die beim Erwerb digitaler Kompetenzen unterstützt wurden. In einigen Fällen waren Resonanz und Erkenntnisse aus den Prozessen derart positiv, dass entschieden wurde, die betreffenden neuen Massnahmen künftig ins Produkteportfolio der betreffenden Sparten aufzunehmen.
Auch 2021 wirkte sich die Covid-19-Pandemie stark auf den Kunst- und Kulturbetrieb weltweit aus und gefährdete die Aufrechterhaltung etablierter Partnerschaften und bestehenden künstlerischen Schaffens. Das Mandat von Pro Helvetia zur Förderung des kulturellen Austauschs zwischen der Schweiz und anderen Regionen hängt stark von der «Gesundheit» der Kunst- und Kulturszene in der jeweiligen Region ab. Mit «To-gather» beabsichtigte Pro Helvetia, Verbindungen zwischen Schweizer und internationalen Kunstschaffenden sowie weiteren Akteurinnen und Akteuren im Kunst- und Kulturbetrieb zu fördern, bestehende berufliche Netzwerke zu pflegen und neue aufzubauen, während der Pandemie und darüber hinaus. Künstlerinnen und Künstler sowie Kollektive wurden ermutigt, Gesuche für Projekte einer künstlerischen Zusammenarbeit von 2 bis 3 Jahren Dauer einzureichen mit Partnerinnen und Partnern aus der Schweiz und aus mindestens einem Land mit Pro Helvetia Verbindungsbüro.
Für die offene Ausschreibung wurden 133 Gesuche eingereicht. Pro Helvetia wählte 31 Bewerbungen aus verschiedenen Kunstdisziplinen und Regionen für eine Förderung aus; darunter auch multidisziplinäre Projekte: 5 aus dem arabischen Raum (total 15 Gesuche), 8 aus dem südlichen Afrika (37), 7 aus dem südlichen Asien (28), 3 aus China (14), 3 aus Russland (13) und 6 aus Südamerika (26). Viele Bewerbungen schlugen Projekte vor, die die Möglichkeiten der digitalen und hybriden Zusammenarbeit genauer untersuchen. Ein anderes Thema von besonderem Interesse war die Frage nach der Zukunft von Residenzaufenthalten, um internationale Verbindungen zu fördern. Als weitere Tendenz dieser Ausschreibung erwiesen sich schliesslich auch forschungsbasierte Projekte, deren Umsetzung eine längere Zeitperiode erfordert.
Die Ausschreibung erweckte grosse Aufmerksamkeit und zog insgesamt ein breites Spektrum von Interessierten an. Dies zeigt, wie wichtig die vorgeschlagenen Massnahmen für die Belange von Künstlerinnen und Künstlern sowie Organisationen aus dem Kunst- und Kulturbetrieb der Schweiz und im internationalen Kontext sind.
Jahresbericht 2021 Printversion
Jahresrechnung 2021
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