Jahresbericht 2023
Freiheitliche Grundlagen schützen
Die Stiftung hat sich ihrem kulturellen und ihrem institutionellen Umfeld angepasst und ist heute sowohl in der politischen als auch in der kulturellen Landschaft der Schweiz und der Welt tief verankert.
Charles Beer, Präsident Stiftungsrat
Als Kulturstiftung sind wir verpflichtet, die Gegenwart bestmöglich zu erkennen, um die Kunst- und Kulturszenen so zu unterstützen und zu begleiten, dass sie mit gestalterischem Freiraum an der kritischen Betrachtung der Gegenwart und der innovativen Gestaltung der Zukunft arbeiten können.
Philippe Bischof, Direktor
Fokus Schweiz
Die Inlandaktivitäten von Pro Helvetia umfassen die Förderung des vielfältigen künstlerischen Schaffens in der Schweiz wie auch dessen Verbreitung und den Austausch zwischen den verschiedenen Landesregionen. Die Stiftung fördert auf Gesuchsbasis kulturelle Projekte von gesamtschweizerischer Bedeutung und setzt neue Impulse.
2023 hat Pro Helvetia mehr als 2100 Kunst- und Kulturvorhaben in der ganzen Schweiz unterstützt. Sie belegen die grosse Vielfalt des zeitgenössischen Kunst- und Kulturschaffens und sind Ausdruck gesellschaftlicher Fragen und Entwicklungen. Der Kulturbetrieb bleibt angesichts ideologischer Polarisierungen und technologischer Quantensprünge auch nach der Pandemie in heftiger Bewegung. Umso wichtiger ist es für Kunst- und Kulturschaffende, sich einen klaren Arbeitsfokus geben zu können. Die Aufgabe von Pro Helvetia ist es, sie mit entsprechenden Fördermassnahmen zu unterstützen.
Unter «Zugesprochene Beiträge» publiziert die Stiftung auf ihrer Website jährlich Informationen zu Projekten, die sie im Berichtsjahr unterstützt oder realisiert hat. Entdecken Sie hier Projektbeispiele:
Rohini Devasher aus Indien, und Elisa Storelli aus der Schweiz arbeiteten während ihren Residenz-Aufenthalten am ICTS (International Centre for Theoretical Sciences) in Bengaluru, Indien, und am CERN in Genf an künstlerischen Projekten. Im Bild: Rohini Devasher und Mitarbeiterin ICTS. © Venus Maku Thokchom
Im Herbst 2023 war im Hanshan Art Museum in Suzhou und im Wuhu Museum (China) die Ausstellung «Sur Papier» zu sehen mit Werken der Schweizer Künstlerin Francine Mury und der chinesischen Künstlerin Zhuqing Jiang. © Hanshan Art Museum
Für die Arbeit an seinem Comic «Iris» über eine betagte Malerin, deren Sehvermögen schwindet, erhielt Fabian Menor 2023 einen Kreationsbeitrag. Im Bild: Projektskizze. © Fabian Menor
Das Ars Electronica Festival an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft in Linz präsentierte 2023 einen Schweizer Fokus. Zu erleben war unter anderemdas Klangkunstprojekt «OSZILOT» von Luc Gut und Rolf Hellat. © Sarah Muehlebach
Fokus International
Pro Helvetia spricht auf Basis von Gesuchen Beiträge an Kunst- und Kulturprojekte aus der Schweiz, die weltweit präsentiert werden. Mit ihrem Aussennetz unterstützt Pro Helvetia den Aufbau professioneller internationaler Netzwerke in allen von der Stiftung geförderten künstlerischen Sparten und stärkt Kulturaustausch und Kollaborationen auf internationaler Ebene.
2023 unterstützte Pro Helvetia im Rahmen ihrer internationalen Aktivitäten über 4600 Kunst- und Kulturvorhaben in 117 Ländern. Festival- und Messeteilnahmen oder Auftritte an Biennalen gehören für Kunstschaffende zu den wichtigsten beruflichen Stationen, denn sie tragen zur besonderen Wahrnehmung ihrer Arbeiten bei. Wichtige internationale Bühnen für das Schweizer Kunstschaffen boten 2023 das «House of Switzerland» während der Milano Design Week, der Schweizer Fokus am Festival «Move» im Centre Pompidou in Paris oder das Pilotprojekt «OFF Bühne Schweiz» an der Frankfurter Buchmesse.
Unter «Zugesprochene Beiträge» publiziert die Stiftung auf ihrer Website jährlich Informationen zu Projekten, die sie im Berichtsjahr unterstützt oder realisiert hat. Entdecken Sie hier Projektbeispiele:
2023 lancierte Pro Helvetia das Pilotprojekt «OFF Bühne Schweiz» an der Frankfurter Buchmesse. Die modular nutzbare Bühne war ein Treffpunkt mitten im Messebetrieb. Im Bild: Laura Vogt im Rahmen der Veranstaltung «Textkiosk». © Mariann Bühler
«Inmitten von unzähligen drängenden Anliegen und einer Welt, die täglich stärker brennt, fragt es sich, wie wir unseren Fokus finden und definieren. Wie entscheiden wir, wo wir uns konzentrieren können, sollten, müssen oder wollen? Beim Auswählen, an welchen Projekten ich mitwirken möchte, nähere ich mich meinem Fokus mit einem Balanceakt an: Ich wäge ab zwischen Dringlichkeit und Besonnenheit, suche das Gleichgewicht zwischen Experiment und Erfahrung und berücksichtige dabei eine Vielfalt von Stimmen und Ansichten. Jedes Projekt ist ein Versuch, bestimmte Themen zu beleuchten und gleichzeitig unterschiedliche künstlerische und kulturelle Arbeitsmethoden auszuprobieren. So findet jedes Projekt einen eigenen Fokus und findet einen Weg, Werte zu schaffen und Sinn zu stiften, während es auch zu einer Blaupause für künftige Projekte wird.»
Danaé Panchaud
Direktorin des Centre de la photographie Genève und Präsidentin von Spectrum – Photography in Switzerland
Die Company rund um den Choreografen und Tänzer Joshua Monten wurde 2023 eingeladen, zwei ihrer Produktionen an verschiedenen Festivals und Orten für junges Publikum in Südafrika zu präsentieren. Im Bild: Präsentation am Windybrow Arts Centre in Johannesburg. © Ihsaan Haffejee
Im Herbst 2023 lud das Label Humus Records aus La Chaux-de-Fonds zum Humus Fest N°2 in Freiburg. Verschiedene Musikerinnen und Musiker aus der Schweiz waren zu hören, darunter die Musikerin und Performerin Baby Volcano. © Aurelie Ayer
Aussennetz
Das Aussennetz von Pro Helvetia ermöglicht die Präsenz von Kunst- und Kulturschaffenden aus der Schweiz bei wichtigen Anlässen und fördert den Austausch und die Zusammenarbeit mit lokalen Kulturinstitutionen und Kunstschaffenden. Zum Aussennetz gehören die sechs Verbindungsbüros und das Centre culturel suisse (CCS) in Paris. Ebenfalls unterstützt werden das Istituto Svizzero in Rom (ISR) und dessen Zweigstelle in Mailand sowie das Swiss Institute in New York (SINY).
Die Verbindungsbüros
Mit der Absicht, ihre Aktivitäten über die westeuropäische Kulturgeografie hinaus auszudehnen, betreibt Pro Helvetia seit vielen Jahren mehrere Verbindungsbüros, und zwar im arabischen Raum (Kairo, 1988), im südlichen Afrika (Johannesburg, 1998), im südlichen Asien (New Delhi, 2007), in China (Shanghai, 2010), in Russland (Moskau, 2017) und als erste dezentrale Struktur in Südamerika (Bogotá, Buenos Aires, Santiago, São Paulo, La Paz, 2021). Diese regional agierenden Teams haben die Aufgabe, die Kunst- und Kulturszenen ihrer Regionen mit jenen aus der Schweiz zu vernetzen.
Die Verbindungsbüros von Pro Helvetia sind in sehr unterschiedlichen kulturellen und politischen Kontexten aktiv. Ihre Aktivitäten werden ausschliesslich von lokalen Mitarbeitenden verantwortet. Die Verbindungsbüros unterstützen Projekte in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerinnen und Partnern in allen von Pro Helvetia geförderten Sparten und ermöglichen Recherchereisen und Residenzen für Kulturschaffende aus ihren Regionen in die Schweiz oder aus der Schweiz in ihren jeweiligen Regionen.
Im Rahmen des reduzierten Mandats von Pro Helvetia Moskau wurde in den Jahren 2022 und 2023 nur noch der direkte Austausch zwischen Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturschaffenden in Form von Residenzen oder Rechercheprojekten unterstützt. Angesichts der unveränderten politischen Lage mit dem anhaltenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine stellte die Stiftung fest, dass es für das Büro in Moskau nicht mehr möglich war, sein Mandat der Verbreitung der Schweizer Kultur in Russland zu erfüllen. Nach einem Grundsatzbeschluss im November 2023 entschied der Stiftungsrat an seiner Sitzung vom 28. Februar 2024, die Aktivitäten des Büros per Ende 2024 einzustellen. Im Einklang mit dem Auftrag, den kulturellen Dialog zu fördern, ist die Stiftung jedoch davon überzeugt, dass der Austausch mit der freien Kunstszene aufrechterhalten werden soll. Zu diesem Zweck wird ab dem 1. Januar 2025 für eine zweijährige Pilotphase eine Minimalstruktur in Form einer Einheit für den Kulturaustausch eingerichtet.
Das Centre culturel suisse (CCS) in Paris
Das von Pro Helvetia betriebene Centre culturel suisse (CCS) in Paris präsentiert und verbreitet zeitgenössisches Kunstschaffen aus der Schweiz in Paris und Frankreich, insbesondere in den Bereichen Darstellende Künste, Musik und Visuelle Künste. Es fördert dabei die Beziehungen zwischen der Kunst- und Kulturszene aus der Schweiz und aus Frankreich. Die Räumlichkeiten des CCS sind derzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Bis zu seiner Wiedereröffnung entfaltet das CCS ein «On Tour»-Programm in verschiedenen Regionen Frankreichs.
Die Partnerinstitutionen
Pro Helvetia beteiligt sich auf der Basis von Leistungsvereinbarungen substanziell an den Kulturprogrammen von zwei Schweizer Institutionen im Ausland: dem Istituto Svizzero in Rom (ISR) und dessen Zweigstelle in Mailand sowie dem Swiss Institute in New York (SINY).
2023 setzte Pro Helvetia im Palazzo Trevisan degli Ulivi in Venedig ein Veranstaltungs- und Residenzprogramm mit Fokus auf experimentellem und ortsbezogenem künstlerischem Schaffen um. Als Teil dieses Programms werden jährlich eine Reihe von Konzerten sowie thematische Residenzen für Kulturschaffende aus der Schweiz durchgeführt.
Auch 2023 unterstützte das Aussennetz von Pro Helvetia den professionellen kulturellen Austausch und die Vernetzung zwischen Kunst- und Kulturschaffenden unter sehr unterschiedlichen Umständen. Die angespannte weltpolitische Situation führt überall zu Verunsicherung. Dank langjährigen Partnerschaften können die Verbindungsbüros zu mehr Stabilität beitragen. Austauschformate ermöglichen es Kunst- und Kulturschaffenden, ihre Kenntnisse und Netzwerke auszubauen, neue kulturelle Kontexte kennenzulernen und ihre beruflichen Perspektiven zu erweitern. 2023 lancierte Pro Helvetia in Zusammenarbeit mit allen Verbindungsbüros die Pilotmassnahme Ko-Kreation. Unterstützt wird die Weiterentwicklung von Projektideen, welche auf früheren Residenzen, Recherchereisen oder anderen Zusammenarbeiten aufbauen.
Unter «Zugesprochene Beiträge» publiziert die Stiftung auf ihrer Website jährlich Informationen zu Projekten, die sie im Berichtsjahr unterstützt oder realisiert hat. Entdecken Sie hier Projektbeispiele:
Im Bereich Design erhielt Final Studio einen Beitrag an die Entwicklung von Prototypen für das Projekt «Finally. für die Lebensreise. für fragile Zeiten.», das funktionelle und ästhetische Produkte für das Existenzende beinhaltet. © Mina Monsef
«Fokussieren bedeutet für mich, einen bewussten Raum zu schaffen, in dem ich ganz bei mir sein kann. Es ist die Möglichkeit, mich auf das zu besinnen, was mich zutiefst antreibt, fasziniert und beglückt. Das kann vielfältige Formen annehmen, wobei es eine entscheidende Rolle spielt, sich viel Zeit zu nehmen. Derzeit kehre ich wieder viel zu den Kunstwerken zurück, die mich vor zwanzig Jahren als Jugendlicher beeindruckt haben und seitdem bei mir geblieben sind. Dabei entstehen eine Erdung und das Gefühl einer gewissen Kontinuität. Das gibt mir die nötige Stabilität, um mich weiterhin den Herausforderungen unserer gegenwärtigen Welt zu öffnen.»
LUDWIG BERGER
Der Klangkünstler arbeitete 2023 zusammen mit dem Biologen Juan José López Díez an einem Projekt über Insektenklänge
Der Schweizer Künstler Luc Mattenberger und der Wirtschaftspolitik-Forscher Reto Odermatt erhielten 2023 einen Kunst+: Austausch-Beitrag für ihr Projekt «Bien-être, entre tyrannie et expiration – un dialogue expérimental entre science et art». © Luc Mattenberger und Reto Odermatt
Das recherchebasierte Langzeitprojekt «Fungi Cosmology» widmet sich der Welt der Pilze und bringt Fachleute aus Wissenschaft und Kunst aus Brasilien, Chile und der Schweiz für Vorträge, Workshops und Expeditionen zusammen. © Rodrigo Valle
Zahlen und Fakten
Von den 45,4 Millionen Franken, die Pro Helvetia 2023 zur Verfügung standen, wurden 86,8 Prozent direkt in die Förderung von Kulturaktivitäten investiert. Der Anteil der Administrationskosten lag mit 13,2 Prozent im Rahmen der vom Bundesrat definierten Vorgabe. Im Jahr 2023 erhielt Pro Helvetia insgesamt 6359 Gesuche. Der Anteil bewilligter Gesuche sank im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozentpunkte auf 38,9 Prozent.
Oberste Priorität: die Kultur
86,8 Prozent der 45,4 Millionen Franken, die Pro Helvetia im Jahr 2023 eingesetzt hat, flossen direkt in Kulturaktivitäten. Mit 13,2 Prozent lag der Anteil der Administrationskosten, berechnet nach dem ZEWO-Standard, im Rahmen der vom Bundesrat definierten Vorgabe.
Gemäss dem Kulturförderungsgesetz und den strategischen Zielen des Bundesrates ist Pro Helvetia tätig im Bereich der Nachwuchsförderung, der Kunstvermittlung, der Förderung des künstlerischen Schaffens, des Kulturaustauschs im Inland und im Ausland und bei Projekten, die neue kulturelle Impulse setzen.
Zu diesem Zweck unterstützt Pro Helvetia auf Gesuch Dritter Vorhaben aus den Sparten Darstellende Künste, Design inkl. Game Design, Literatur, Musik, Visuelle Künste sowie Kunst+. Die Stiftung setzt ausserdem Massnahmen zur internationalen Promotion und Vernetzung von Kunstschaffenden aus der Schweiz um und lanciert thematische Initiativen. Sie berät und unterstützt Schweizer Kulturschaffende, Kulturbehörden sowie Veranstalterinnen und Veranstalter weltweit und engagiert sich in den Bereichen Diversität, Chancengleichheit und angemessener Entschädigung.
Bundesmittel in CHF
Im Rahmen der Kulturbotschaft spricht das Parlament für Pro Helvetia alle vier Jahre einen Zahlungsrahmen. Für die Vierjahresperiode 2021-2024 wurden der Stiftung 180,4 Millionen Franken zugesprochen. Die tatsächlich ausbezahlten Beträge liegen aufgrund von Kreditkürzungen leicht darunter. Die effektiv ausbezahlte Summe für die Jahre 2021-2024 wird 178,8 Millionen Franken betragen.
Überblick über die eingegangenen Gesuche
2023 haben die verschiedenen Abteilungen und Verbindungsbüros von Pro Helvetia 6359 Gesuche Dritter erhalten.
2023 ist kein Rekurs gegen Entscheide von Pro Helvetia eingegangen.
* Ohne Partnerausschreibungen
**
Residenzen von Kunstschaffenden aus der Schweiz, globale Recherchereisen und Ko-Kreations-Projekte.
Entwicklung der Anzahl Gesuche
Der Anteil bewilligter Gesuche sank im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozentpunkte. 2023 wurden jedoch insgesamt deutlich mehr Gesuche eingereicht als im Vorjahr. Der absolute Wert bewilligter Gesuche stieg daher 2023 leicht an.
Für die Finanzierungsperiode 2021–2024 hat die Stiftung ein neues Kennzahlensystem eingeführt. Die Zusagequote wird dabei ausschliesslich für die von Dritten eingegangenen Gesuche erhoben. Eigeninitiativen werden nicht mehr eingerechnet.
Beiträge unter Berücksichtigung der sprachlichen Vielfalt
Pro Helvetia publiziert jährlich die zugesprochenen Beiträge. Die Online-Datenbank gibt Auskunft über die beteiligten Kunstschaffenden oder Kulturinstitutionen, die Art der Projekte oder Formate und die Höhe der Beiträge. Sie umfasst den Zeitraum der Beschlüsse der letzten fünf Jahre und ergänzt den Jahresbericht.
Die Beiträge von Pro Helvetia berücksichtigen die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Schweiz.
Hauptsprachen nach Sprachgebiet. Quelle: Bundesamt für Statistik (Stand: 2021)
Zugesprochene Beiträge
Beiträge in der ganzen Schweiz
Aus einem zugesprochenen Beitrag können mehrere Kunst- und Kulturvorhaben (wie Veranstaltungen, Veröffentlichungen oder Recherche- oder Atelieraufenthalte) entstehen. Im Jahr 2023 hat Pro Helvetia zur Realisierung von 2120 Kunst- und Kulturvorhaben in der Schweiz beigetragen. Diese verteilten sich auf 205 Ortschaften im ganzen Land – von Gemeinden in ländlichen Regionen wie Zuoz, Saint-Imier oder Schongau über Städte wie Kreuzlingen, Vevey oder Locarno bis zu bevölkerungsreichen Ballungszentren wie Bern, Genf, Basel oder Zürich.
Kulturschaffen aus der Schweiz weltweit gefördert
Neben ihren Inlandaktivitäten unterstützte Pro Helvetia im Jahr 2023 über 4600 Schweizer Kunst- und Kulturvorhaben in 117 Ländern.
Geografische Verteilung der zugesprochenen Beiträge:
Das Festival «Move» im Centre Pompidou in Paris widmete sich 2023 dem performativen, weiblichen Kunstschaffen und legte einen besonderen Fokus auf Produktionen von darstellenden und visuellen Künstlerinnen aus der Schweiz. Im Bild: Performance von Natasza Gerlach, «Eventfully Tender». © Herve Veronese
Mit «Shoplifters from Venus» zeigte das Kunstmuseum Winterthur im Sommer 2023 eine umfassende Einzelausstellung der Genfer Künstlerin Sylvie Fleury. © Courtesy of the artist and Sprüth Magers / Courtesy of the artist and Karma International, Zurich / Courtesy of Galerie Mehdi Chouakri, Berlin, Reto Kaufmann
Wo finden wir Quellen der Heilung? Was ist die Quelle von Musik? Das Projekt «Sources» der Konzertreihe «Outernational» ging diesen Fragen in einem Konzert im Radialsystem Berlin nach. Das internationale Trickster Orchestra spielte unter anderem die Komposition des Schweizers Jessie Cox. © Phil Dera
«Meine Arbeit ist von dunklen Themen geprägt: intrusive Gedanken, Schuld, Tod. Und Enten. Die Enten sind entscheidend. Ohne sie gibt es keine Zugänglichkeit und damit keinen Grund für mich, weiterzuschreiben. Ich entwickle narrative Spiele, um Bewusstsein zu schaffen. Spiele sollen sich über ihre Geschichten neu definieren. Geschichten müssen nicht geschrieben sein. Handlungen erzählen ebenso viel. Ich möchte Veränderung herbeiführen und meine Szene prägen.»
Natasha Sebben
Die Game Designerin erhielt einen Werkbeitrag für ihr Projekt «Psychotic Bathtub»
Evaluation
Pro Helvetia führt regelmässig Evaluationen von wichtigen Engagements und Massnahmen durch. Im Jahr 2023 hat die Stiftung die Überprüfung der Leistungsvereinbarung mit dem Swiss Institute New York (SINY) und der kooperativen Fördervereinbarungen (KFV) 2021-2023 in Auftrag gegeben. Die durchgeführten Evaluationen geben wichtige Hinweise über die Wirksamkeit der Fördermassnahmen und zeigen allfälligen Anpassungsbedarf auf.
Kooperative Fördervereinbarungen (KFV) 2021-2023
Die kooperativen Fördervereinbarungen im Bereich der Darstellenden Künste sind ein gemeinsames Förderinstrument von Städten, Kantonen und Pro Helvetia, das seit 2006 existiert. 2021-2023 erhielten insgesamt 13 freie Gruppen einen solchen Dreijahresvertrag. Die Evaluation Anfang 2023 hat gezeigt, dass die Gruppen trotz der schwierigen Situation während und nach der Pandemie die geforderten Leistungen erbringen konnten. Das Instrument an sich hat sich bewährt, denn es bietet den Gruppen Flexibilität und eine gewisse Planungssicherheit, was sonst in der freien Szene nicht gegeben ist. Dadurch ermöglicht es Kontinuität und eine regelmässige Tätigkeit auf internationaler Ebene. Es wird für die Periode 2024-2026 weitergeführt.
Swiss Institute New York (SINY)
2023 hat Pro Helvetia die Leistungsvereinbarung mit dem Swiss Institute in New York evaluiert. Überprüft wurde, welche Auswirkungen im Sinne der Promotion und Vernetzung die Vereinbarung, die zuletzt für den Zeitraum 2017-2020 erneuert und seitdem jährlich verlängert wurde, für visuelle Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz hat. Es wurden dafür sowohl die Ausstellungen als auch die 2019 eingeführten jährlichen Residenzen am SINY ausgewertet. Sowohl das Ausstellungsprogramm wie auch die Residenzangebote werden grundsätzlich von den Kunstschaffenden geschätzt, da New York als Standort und das SINY als Veranstaltungsort eine grosse Ausstrahlung haben und positiven Einfluss auf künstlerische Karrieren haben können. Zugleich gilt es, aufgrund der hohen Kosten für den Betrieb der Einrichtung und ihrer Programme strukturelle und finanzielle Aspekte zu diskutieren. Aufgrund der Ergebnisse der Evaluation wird derzeit eine neue Leistungsvereinbarung vorbereitet, die ab 2025 Gültigkeit haben soll.
Organisation
Der Stiftungsrat, bis Ende Dezember 2023 präsidiert vom ehemaligen Genfer Staatsrat Charles Beer, ist verantwortlich für die Strategie der Stiftung und deren Governance. Die Geschäftsstelle, unter Leitung des Direktors Philippe Bischof, entwickelt die strategischen Leitlinien und die Fördermassnahmen von Pro Helvetia und sorgt mit ihren 121 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im In- und Ausland dafür, dass die Aktivitäten der Stiftung wirkungsvoll und effizient umgesetzt werden. Die Stiftung stützt sich dabei auf die Beratung durch die Fachkommission, zahlreiche Jurys sowie externe Expertinnen und Experten ab.
Stiftungsrat
Die neun Mitglieder des Stiftungsrats repräsentieren die Vielfalt des Kultursektors, der betrieblichen Anforderungen und der Sprachregionen der Schweiz.
Der Stiftungsrat hat 2023 im Hinblick auf die Gesamterneuerungswahl der ausserparlamentarischen Kommissionen durch den Bundesrat eine Aktualisierung zu den Interessenbindungen und Mandaten der einzelnen Mitglieder ausserhalb der Stiftung vorgenommen. Die Angaben sind öffentlich einsehbar. Die Mitglieder des Stiftungsrates sind verpflichtet, vor der Annahme neuer Mandate die Genehmigung des Stiftungsratspräsidenten einzuholen. Grundsätzlich sind sie gehalten, ihre persönlichen und geschäftlichen Angelegenheiten so zu regeln, dass Interessenskonflikte vermieden werden, dauerhafte Interessenskonflikte schliessen eine Mitgliedschaft im Stiftungsrat aus. Ergänzend zu den Bestimmungen in Art. 34 Abs. 4 und Art. 35 Abs. 2 des Kulturförderungsgesetzes (KFG), Art. 8f. der Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung (RVOV) sowie Art. 17 der Geschäftsordnung der Stiftung Pro Helvetia (GO PH) gilt für Mitglieder des Stiftungsrats bei Interessenskonflikten die Befangenheits- und Ausstandsregelung von Pro Helvetia.
Geschäftsstelle
Der Direktor leitet die Geschäftsstelle und steht der Geschäftsleitung vor. Die Geschäftsleitung verantwortet die Umsetzung der Strategien und der Förderaktivitäten der Stiftung.
Die Bereiche sowie die Abteilungen und Aussenstellen bearbeiten die Anträge um finanzielle Unterstützung, entwickeln Förderkonzepte und -massnahmen und sind für Vorhaben der Verbreitung und Promotion zuständig. Sie beraten Veranstaltende und Kunstschaffende und setzen eigene Initiativen um.
Fachkommission
Die Fachkommission besteht aus höchstens 13 Mitgliedern mit besonderen Kenntnissen in ihren Fachgebieten. Sie begutachtet mehrjährige Leistungsvereinbarungen sowie Unterstützungsanfragen über 50 000 Franken, die nicht von einer Jury beurteilt werden.
Jurys
Pro Helvetia kann zur Begutachtung von Unterstützungsanfragen und Vorhaben Jurys einsetzen.
Externe Expertinnen und Experten
Externe Expertinnen und Experten beraten die Geschäftsstelle auf deren Wunsch bei Sachgeschäften.
Fotografinnen und Fotografen aus zahlreichen Ländern trafen sich 2023 am Verzasca Foto Festival, mit dabei waren auch Kunstschaffende aus den Regionen der Pro Helvetia Aussenstellen, wie Mahmoud Khattab aus Ägypten. © Ascanio Cecco / Pro Helvetia
Das Schweizer Studio Strangers erhielt im Herbst 2023 einen Werkbeitrag für ihr Game «Trailblazers» und war Teil der SwissGames-Delegation an der Gamescom. © Adrien Cantone, 2023 Strangers Sàrl
«Das Schreiben bedingt in gleichen Massen ein sich herausnehmen und ein sich hineingeben. Das Schreiben braucht Augen und Riesenohren für die Welt, in der Schrecklichstes und Schönstes geschieht, die sich immer und immerzu dreht, von der man nicht loskommt. Wie darauf eingehen, angesichts der Grösse, der Schwere, der Fülle?
Und doch ist es das, was mich am Schreiben hält, immer wieder auf diese Welt zu blicken, in sie zu horchen, im Gespräch zu bleiben, Raum zu schaffen für den Austausch. Um dann auch wieder dem Gären Platz zu machen, der Zeit, die verstreicht, dem Verarbeiten und Überarbeiten dessen, was gesammelt wurde. Um sich dann erneut hineinzugeben, herauszunehmen, hineinzugeben.»
Gianna Molinari
Die Schweizer Autorin kuratierte 2023 mit Mariann Bühler das Programm der «OFF Bühne Schweiz» an der Frankfurter Buchmesse.
Die «Sélection Suisse en Avignon», eine kuratierte Auswahl von Schweizer Bühnenproduktionen am OFF-Festival von Avignon, fand zum ersten Mal unter der Leitung von Esther Welger-Barboza statt. Im Bild: Maud Blandel «L’œil nu». © Pascal Gely