Jahresbericht 2023


Freiheitliche Grundlagen schützen

Die Stiftung hat sich ihrem kulturellen und ihrem institutionellen Umfeld angepasst und ist heute sowohl in der politischen als auch in der kulturellen Landschaft der Schweiz und der Welt tief verankert.

Charles Beer, Präsident Stiftungsrat

Als Kulturstiftung sind wir verpflichtet, die Gegenwart bestmöglich zu erkennen, um die Kunst- und Kulturszenen so zu unterstützen und zu begleiten, dass sie mit gestalterischem Freiraum an der kritischen Betrachtung der Gegenwart und der innovativen Gestaltung der Zukunft arbeiten können.

Philippe Bischof, Direktor
Zwei Männer vor einem farbigen Bücherregal.
Charles Beer, Präsident Stiftungsrat, und Philippe Bischof, Direktor (v.l.) © Gina Folly
Zwei Frauen interagieren mit einer leuchtenden Lichtinstallation, die ein warmes Licht ausstrahlt.
Ein blauer Korridor mit einem spiegelnden Boden führt zu einer beleuchteten orangefarbenen Tür am Ende. Die Decke ähnelt einem Himmel mit Wolken und schafft eine immersive Atmosphäre.
Ein Comicstrip mit acht Zellen zeigt zwei Protagonisten im Gespräch.
Zwei Personen interagieren mit einer musikalischen Kunstinstallation, wobei eine Person zwischen hängenden Objekten steht und die andere in der Hocke ein Blasinstrument spielt.
Eine Frau sitzt auf einem leuchtenden rosa Block in einem Raum mit rosa Wänden. Sie ist auf eine rote Schreibmaschine konzentriert, ihre Hände schweben über den Tasten.
Eine Gruppe von Zuschauenden sitzt und beobachtet eine urbane Aufführung. Die vier Darstellenden tragen pastellfarbene Kostüme, zwei liegen auf dem Boden und zwei stehen mit ausgestreckten Armen in triumphierender Pose.
Eine Sängerin performt in glitzerndem Oberteil und schwarzer Hose, ein Mikrofon in der Hand. Die Beleuchtung ist dramatisch. Eine zweite Person ist im Hintergrund zu erkennen.
Eine Nahaufnahme einer älteren Person, die ein lilafarbenes Hemd mit ihrem nackten Arm anhebt. Darunter kommen blonde Haarsträhnen zum Vorschein.
Eine Person mit weisser Jacke und schwarzer Mütze sitzt auf einem Fahrrad, das an einer medizinischen Trage befestigt ist. Rund herum sind moderne Gebäude und eine hohe Säule zu sehen.
Eine Vielzahl botanischer Elemente, darunter Blätter, Zweige, Moos und Flechten, kunstvoll arrangiert auf einem grünen Hintergrund.
In einem hellen Studio mit grossen Fenstern befinden sich zwei Personen in schwarz-weisser Kleidung mitten im Tanz, die Arme gegenseitig gegen die Schultern gestützt.
Eine Kunstinstallation mit einem pfirsichfarbenen Plakat mit der Aufschrift 'SPRING CLEANING' an einer weissen Wand. Darunter eine weisse, tischähnliche Struktur mit verschiedenen kleinen Objekten.
Drei Musiker:innen auf der Bühne während eines Auftritts, bei gedämpftem Licht.

Evaluation

Pro Helvetia führt regelmässig Evaluationen von wichtigen Engagements und Massnahmen durch. Im Jahr 2023 hat die Stiftung die Überprüfung der Leistungsvereinbarung mit dem Swiss Institute New York (SINY) und der kooperativen Fördervereinbarungen (KFV) 2021-2023 in Auftrag gegeben. Die durchgeführten Evaluationen geben wichtige Hinweise über die Wirksamkeit der Fördermassnahmen und zeigen allfälligen Anpassungsbedarf auf.

Kooperative Fördervereinbarungen (KFV) 2021-2023

Swiss Institute New York (SINY)


Organisation

Der Stiftungsrat, bis Ende Dezember 2023 präsidiert vom ehemaligen Genfer Staatsrat Charles Beer, ist verantwortlich für die Strategie der Stiftung und deren Governance. Die Geschäftsstelle, unter Leitung des Direktors Philippe Bischof, entwickelt die strategischen Leitlinien und die Fördermassnahmen von Pro Helvetia und sorgt mit ihren 121 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im In- und Ausland dafür, dass die Aktivitäten der Stiftung wirkungsvoll und effizient umgesetzt werden. Die Stiftung stützt sich dabei auf die Beratung durch die Fachkommission, zahlreiche Jurys sowie externe Expertinnen und Experten ab.

Stiftungsrat

Geschäftsstelle

Fachkommission

Die Fachkommission besteht aus höchstens 13 Mitgliedern mit besonderen Kenntnissen in ihren Fachgebieten. Sie begutachtet mehrjährige Leistungsvereinbarungen sowie Unterstützungsanfragen über 50 000 Franken, die nicht von einer Jury beurteilt werden.

Jurys

Pro Helvetia kann zur Begutachtung von Unterstützungsanfragen und Vorhaben Jurys einsetzen.

Externe Expertinnen und Experten

Externe Expertinnen und Experten beraten die Geschäftsstelle auf deren Wunsch bei Sachgeschäften.

Infografik Organigramm
Ein grosses, hochformatiges Foto inmitten eines grünen Waldes. Das Foto zeigt eine nackte Person, die auf dem Boden hockt.
Abstraktes Bild mit einem zentralen kaleidoskopartigen Muster in Gelb- und Grüntönen, umgeben von Blumen in Pastellfarben, vor einem marmorierten blau-lila Hintergrund.
Luftaufnahme einer Freilichtbühne bei Nacht. Die Bühne ist in der Abendstimmung hell erleuchtet, und die Zuschauerränge sind voll.

Vorwort von Charles Beer, Präsident Stiftungsrat

Vor bald 85 Jahren, fast auf den Tag genau, verfasste Bundesrat Philipp Etter eine Botschaft an das Parlament und legte so den Grundstein für die bevorstehende Gründung der Stiftung Pro Helvetia. Der Zweite Weltkrieg stand kurz bevor.

Seither ist viel geschehen. Die Stiftung hat sich ihrem kulturellen und ihrem institutionellen Umfeld angepasst. Das Modell einer unabhängigen Kulturstiftung hat den Herausforderungen jeder Epoche standgehalten. Heute ist es sowohl in der politischen als auch in der kulturellen Landschaft der Schweiz und der Welt tief verankert.

Die wesentlichen Züge ihrer Verfassung wie auch die Identität der Stiftung sind unverändert geblieben. Sie ist dem Eidgenössischen Departement des Innern angegliedert und übt ihr Mandat mit einer politisch anerkannten Autonomie aus, indem sie die künstlerische und kulturelle Vielfalt der Schweiz fördert und den Kulturaustausch pflegt.

Die letzten zehn Jahre brachten eine Verstärkung ihrer Aktivitäten und ihrer Förderung mit sich. In Zeiten, die geprägt sind von der Rückkehr des Rückzugs in sich selbst, den Folgen der Pandemie und jüngst einer Reihe dramatischer Konflikte, haben der Bundesrat und das Parlament durch die verschiedenen Kulturbotschaften, die Pro Helvetia mit ihren Partnern entwickeln konnte, stets ihre Ausrichtung beibehalten. Eine Ausrichtung, die auf Öffnung, auf Partnerschaften sowie auf die Stärkung des Stellenwerts und der Finanzierung der Kultur abzielt.

In diesem Zusammenhang möchte ich Bundesrat Alain Berset meine Dankbarkeit aussprechen für sein unerschütterliches Engagement sowie für die uneingeschränkte Achtung zweier Werte, die für das staatliche Handeln zugunsten der Kultur absolut zentral sind: die Autonomie und die künstlerische Freiheit.

Zum Ende meiner Amtszeit möchte ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung, von Sao Paolo bis Shanghai, von Johannesburg bis Zürich, die Mitglieder des Stiftungsrats, die Partner und Kulturorte würdigen – sie alle vereint ihre Resilienz und ihr unermüdlicher Einsatz für die Freiheit, die Toleranz und das künstlerische Schaffen.

Ich wünsche meinem Nachfolger, Michael Brändle, vollen Erfolg im Dienste dieser wertvollen Institution und dieses gemeinsamen Ideals.

Vorwort von Philippe Bischof, Direktor

Das Kunst- und Kulturschaffen aus der Schweiz in seiner Vielseitigkeit zu fördern und zu seiner weltweiten Verbreitung beizutragen sowie den Kulturaustausch zwischen Regionen und Kulturen zu betreiben, sind beglückende Aufgaben, die wir als Pro Helvetia mit Stolz im Namen der Eidgenossenschaft ausüben.

Unsere Aufgabe ist individuell und institutionell, gesellschaftlich und politisch relevant und sinnstiftend. Sie braucht klare Rahmenbedingungen, demokratische Prinzipien und eine offene Gesinnung – beides (weltweit) zurzeit leider keine Selbstverständlichkeit. Kaum sind die unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie verarbeitet, wird der Kulturbereich erneut erschüttert, von innen und von aussen. Schauen wir mit der kulturpolitischen Verantwortung, welche die nationale Kulturstiftung innerhalb der Schweizer Kulturförderung hat, auf die aktuelle politische und kulturelle Situation, dann müssen wir feststellen, dass wir uns in einem Zustand befinden, der geprägt ist von sich verhärtenden gesellschaftlichen Grundsatzdebatten und von unabsehbaren technologischen Entwicklungen, deren Auswirkungen zu einem grossen Teil noch ausserhalb unseres Verstehens zu liegen scheinen. Als Kulturstiftung sind wir verpflichtet, die Gegenwart bestmöglich zu erkennen, um die Kunst- und Kulturszenen so zu unterstützen und zu begleiten, dass sie mit gestalterischem Freiraum an der kritischen Betrachtung der Gegenwart und der innovativen Gestaltung der Zukunft arbeiten können. Es ist jedoch in einer hochgradig polarisierten, ideologisch überhitzten Gegenwart zunehmend schwierig zu entscheiden, wie und was wirkungsvoll gefördert werden soll, wo die Grenzen der Kunstfreiheit liegen, wo die Verantwortung des fördernden Staates beginnt bzw. endet - der Raum scheint sich verengt zu haben: Hier werden Bekenntnisse gefordert, dort Verbote und Verhaltenskodexe erlassen – dabei wird viel zu selten gefragt, wie die eigenständige Rolle der Künste im Chor der vielen Ausdrucksformen dieser Welt denn eigentlich aussehen soll. Die Zielkonflikte jagen einander: Hier stossen aktivistische Engagements auf politische Instrumentalisierung und Kontrollversuche von Kunst, dort werden soziale Probleme als hoheitliche Erwartung an die Kunstschaffenden und –institutionen herangetragen.

«Die Debatte braucht dringend ein Update zur real existierenden multipolaren Gegenwart und damit auch eine ehrliche Auseinandersetzung darüber, was Kunst darin momentan vermag oder auch nicht. Verbote und sonstige administrative Massnahmen sorgen nicht für offene Debatten, sondern tragen eher dazu bei, Kunst als solche zu verdrängen», meint die Künstlerin Hito Steyerl.

Wir sehen uns als Stiftung in einem konstruktiven Dialog darüber, was Kunst- und Kulturförderung heute und morgen kann und soll. Dazu gehört es, andere Meinungen und Haltungen auszuhalten als Basis und Ziel einer freiheitlichen, diversen und offenen Gesellschaft.

Mit ihrer Kreationsförderung leistet Pro Helvetia einen wesentlichen Beitrag zu vielfältigen, qualitativ hochstehenden Angeboten in den Bereichen Darstellende Künste, Design (inkl. Gamedesign), Literatur und Comics, Musik, Visuelle Künste und Kunst+.

2023 erweiterte Pro Helvetia die Kreationsförderung im Bereich der Fotografie: So werden beispielsweise mit der Pilotmassnahme «Focus Photo» neue Projekte in der künstlerischen, dokumentarischen oder angewandten Fotografie unterstützt.

Im Bereich Gamedesign wurden 2023 (Auswahl Frühling | Herbst) 24 Projekte mit einem Werkbeitrag unterstützt, darunter das Waadtländer Studio Oneira Games für das mit Aquarellfarben gestaltete Erkundungsspiel «Echo of the Waves», welches Musik und Natur interagieren lässt.

Der Musiker Bastien Bron erhielt 2023 einen Beitrag für sein Klangkunst-Projekt «La Machine à Tubes», das mit künstlicher Intelligenz und den Entscheidungen des Publikums Popsongs kreiert.

Pro Helvetia fördert den künstlerischen und kulturellen Austausch zwischen den Landesregionen. Die von der Stiftung unterstützten Ausstellungen, Theater- und Tanzaufführungen, Festivals, Konzerte, Übersetzungen oder volkskulturellen Anlässe stellen Verbindungen zwischen verschiedenen kulturellen und sozialen Gruppen her.

Gefördert wurde beispielsweise das dreitägige Netzwerktreffen «M2ACT x BURNING ISSUES – Performing Arts & Action» in Bern, bei welchem Themen rund um Gendergerechtigkeit, Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Beruf, soziale Nachhaltigkeit und bessere Arbeitsbedingungen mit Akteurinnen und Akteuren der Darstellenden Künste diskutiert wurden.

Einen Beitrag erhielt ausserdem das mehrsprachige Projekt «Textures – Literarische Begegnungen», das rund 50 Veranstaltungen an verschiedenen kulturellen Orten in Freiburg umfasste.

Unterstützt wurde auch die pluridisziplinäre «Biennale Son» im Wallis: Rund 70 Kunstschaffende, Musikerinnen und Musiker präsentierten ihre Werke während 6 Wochen an 17 Standorten.

Pro Helvetia unterstützt Nachwuchskünstlerinnen und -künstler dabei, in den nationalen und internationalen Szenen professionell Fuss zu fassen, und arbeitet dafür gezielt mit Partnerinstitutionen zusammen. Die Stiftung bietet Residenz- und Coachingprogramme, Promotionsmassnahmen oder Beiträge an öffentliche Präsentationen.

Mit der 2023 initiierten Ausschreibung «COMPASS» fördert Pro Helvetia vielversprechende Nachwuchs-Compagnien der Darstellenden Künste während zwei Jahren bei ihrer internationalen Vernetzung und der strategischen Tourneeplanung. Unterstützt wurde unter anderem das Genfer Kollektiv Ouinch Ouinch.

Das Mentoring-Programm SwissGames Showcase bietet jungen Game-Design-Studios individuelle Coachings und Möglichkeiten der Vernetzung mit der Branche.

Im Bereich der Visuellen Künste werden Kunsträume unterstützt, die kuratorische Initiativen für Nachwuchskünstlerinnen und -künstler aus der Schweiz organisieren. So erhielt 2023 beispielsweise der Lausanner Kunstraum TunnelTunnel einen Beitrag an sein Jahresprogramm.

Pro Helvetia greift wichtige Entwicklungen des aktuellen Kunst- und Kulturschaffens auf und unterstützt Projekte, die neue Impulse für die Kultur in der Schweiz setzen.

So unterstützte die Stiftung 2023 das Branchentreffen der Schweizer Tanzszene «Forum Tanz»: Unter dem Titel «Artistic Processes – Safe Spaces» wurden künstlerische Prozesse und Arbeitsbedingungen beleuchtet und diskutiert, wie der kreative Prozess in einen sicheren Rahmen gestellt werden kann.

In der Literatur erhielt das Projekt «Weiter Schreiben Schweiz» einen Beitrag, das Exil-Autorinnen und -Autoren, die in ihren Heimatländern oft nicht mehr veröffentlichen können, das Weiterschreiben in der Schweiz ermöglicht. Sie werden mit der hiesigen Literaturszene vernetzt, ihre Texte in der Originalsprache in eine Landessprache übersetzt und veröffentlicht oder Lesungen und Workshops veranstaltet.

Pro Helvetia fördert Projekte zur Kunstvermittlung, die Beispielcharakter besitzen und die Öffentlichkeit zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur einladen.

Mit der 2023 lancierten Ausschreibung «Expanding Perspectives» wurden Projekte unterstützt, die neue kreative Wege der Vernetzung und des Austauschs suchen.

Die Fachjury sprach Beiträge für insgesamt elf Projekte, darunter das Projekt «PAV living room», das gängige städtebauliche Formen hinterfragt und ein Modell der partizipativen Stadtplanung im Austausch mit der Genfer Bevölkerung anstösst.

Pro Helvetia FÖRDERT DIE VERBREITUNG von Werken Kunst- und Kulturschaffender aus der Schweiz, welche von wichtigen Institutionen, Veranstaltern oder Festivals im Ausland eingeladen werden. Zu diesem Zweck vergibt die Stiftung Beiträge an Theater- und Tanzproduktionen, Konzerttourneen, Lesereisen, Ausstellungen und Übersetzungen.

Unterstützt wurde beispielsweise die Musikerin Baby Volcano, die 2023 an zahlreiche Sommerfestivals in Europa wie Printemps de Bourges (FR) oder Haldern Pop (DE) eingeladen wurde.

2023 wurde in den Darstellenden Künsten mit den Weiterentwicklungsbeiträgen eine neue Ausschreibung lanciert, die erfahrene, international tätige Gruppen dabei unterstützt, ihre Arbeitsweisen zu reflektieren, Kompetenzen zu erweitern oder sich neu aufzustellen.

Mit Unterstützung von Pro Helvetia zeigte die Künstlerin Miriam Cahn im Palais de Tokyo ihre erste umfassende Retrospektive in Frankreich. In der Ausstellung «Ma pensée sérielle» führte ihr Bild «Fuck abstraction!» zu kontroversen Diskussionen über die Darstellung von Gewalt und Krieg.

Mit einer breiten Palette von Promotionsmassnahmen trägt Pro Helvetia dazu bei, dass das Kunst- und Kulturschaffen aus der Schweiz von Veranstalterinnen und Veranstaltern im Ausland kontinuierlich wahrgenommen wird.

2023 wurde in enger Zusammenarbeit mit Präsenz Schweiz und zahlreichen Partnerorganisationen zum zweiten Mal das «House of Switzerland Milano» während der Milano Design Week organisiert, das zahlreichen Schweizer Designschaffenden, Studios, Brands und Institutionen internationale Sichtbarkeit verleiht.

Unterstützt wurde auch die Teilnahme des Comic Netzwerk Schweiz am Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême, dem wichtigsten europäischen Treffen der Comicszene.

2023 erschien die letzte Ausgabe der Cahiers d’Artistes: Acht vielversprechende Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz realisierten ihre erste monografische, künstlerische Publikation.

Pro Helvetia unterstützt schweizer Auftritte oder Schwerpunkte an zahlreichen Messen, Biennalen und Veranstaltungen von internationaler Ausstrahlung.

So wurde in Koordination mit dem Centre culturel suisse (CCS) der Schweizer Fokus am Festival «Move» im Centre Pompidou in Paris unterstützt. Dieser präsentierte ein Panorama des aktuellen schweizerischen Schaffens in den Darstellenden und Visuellen Künsten.

Das von Pro Helvetia initiierte zweijährige Pilotprojekt «OFF Bühne Schweiz» ergänzte den Schweizer Auftritt an der Frankfurter Buchmesse, neben dem traditionellen Gemeinschaftsstand und dem Mentoringprogramm «Frankfurter Seilschaften». Die neue Initiative nutzt die Potenziale des Wandels, welche durch die grundlegenden Veränderungen des Messebetriebs für die Branche und das Publikum freigesetzt werden. Die «OFF Bühne Schweiz» bietet ein kuratiertes Programm, welches die Sichtbarkeit der vielfältigen, mehrsprachigen Schweizer Literaturszene an der weltweit bedeutendsten Fachmesse steigert.

An der 18. Internationalen Architekturausstellung – La Biennale di Venezia war die Ausstellung «Neighbours» von Karin Sander und Philip Ursprung zu sehen. Mit ihrer Arbeit untersuchten die Künstlerin und der Architekturhistoriker die bauliche Geschichte und die räumliche Nähe des Schweizer Pavillons zu seinem venezolanischen Nachbarn und ermöglichten neue Perspektiven auf die territorialen Beziehungen innerhalb der Giardini della Biennale di Venezia.

Pro Helvetia fördert den internationalen Kulturaustausch mittels Residenzen, Wissensaustausch und Kooperationen, die es Kunst- und Kulturschaffenden aus der Schweiz ermöglichen, ihre Netzwerke auszubauen, neue kulturelle Kontexte kennenzulernen und ihre beruflichen Erfahrungen zu erweitern.

Erstmals nahm eine Schweizer Delegation von Game-Designerinnen und -Designern an der Africa Games Week in Kapstadt teil, um den Austausch im Bereich Gamedesign zu stärken. Ein wichtiges Thema der Delegation war «Women in Games», im Zusammenhang mit der Pilot-Ausschreibung «She Got Game», die 2023 zum zweiten Mal durchgeführt wurde.

Ausserdem wurde das Projekt «Norient City Sounds» unterstützt, welches den Klang von Städten auf der ganzen Welt erforschen und dokumentieren will.

Ebenso richtet Pro Helvetia den Blick auf neue Netzwerke, Regionen und Märkte, in denen Potenzial für einen intensiveren Austausch und eine verstärkte Präsenz von Kunst und Kultur aus der Schweiz besteht. Zentral sind dabei der Aufbau und die Pflege von Partnerschaften mit regionalen Veranstalterinnen und Veranstaltern.

In Zusammenarbeit mit der Róng Design Library und Pro Helvetia Shanghai wurde ein Residenzprogramm für Designschaffende aus der Schweiz lanciert: Während dem einmonatigen Aufenthalt in der Nähe von Hangzhou (China) beschäftigten sich die fünf Teilnehmenden mit der Erforschung und Dekonstruktion von traditionellen chinesischen Handwerkstechniken und Materialien.

Im Rahmen des erweiterten Förderangebots im Bereich Fotografie lancierte Pro Helvetia zusammen mit der europäischen Fotografie-Plattform FUTURES eine neue Ausschreibung für Schweizer Fotografie-Institutionen. Drei ausgewählte Schweizer Kulturinstitutionen werden Mitglieder der FUTURES-Plattform und wählen jeweils aufstrebende Fotografinnen und Fotografen aus, die Zugang zum internationalen Netzwerk erhalten und von gezielten Kampagnen profitieren.

Im Rahmen des Schwerpunktes «Kunst, Wissenschaft und Technologie» lancierte Pro Helvetia 2023 das «Art, Science and Technology Directory», ein Verzeichnis zur verstärkten Vernetzung von Kunstschaffenden, Kulturorganisationen, Wissenschafts- sowie Technologie-Organisationen.

Mit Unterstützung von Pro Helvetia Johannesburg tourte der in Basel ansässige Jazzmusiker Kesivan Naidoo im Sommer 2023 mit seiner Big Band Experience durch Südafrika. Für diese «Homecoming»-Tour arrangierte der Posaunist Adrian Mears das 2014 erschienene Album «Brotherhood» des Schlagzeugers Kesivan Naidoo für ein Ensemble aus 18 jungen Musikerinnen und Musikern aus Südafrika und der Schweiz.

Pro Helvetia Johannesburg unterstützte ausserdem das Forschungs- und Austauschprogramm «Travel Somewhere Nice», das von drei Kulturinstitutionen aus Uganda organisiert und durchgeführt wurde. Das Projekt brachte Kunstschaffende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Ghana, Uganda und der Schweiz für eine 14-tägige Exkursion zusammen, um überregionale Begegnungen, die Verbreitung von Wissen sowie künstlerischen und kulturellen Austausch zu stärken.

Pro Helvetia Kairo unterstützte 2023 die Teilnahme von Jenna Hendry und Matilda Bilberg am Festival «IDEA – International Dance Encounter Amman» in Jordanien. Die Tänzerinnen und Choreografinnen zeigten ihr Stück «I U M I», das ausgehend vom Motiv einer Umarmung die Nähe von Intimität und Privatheit hinterfragt.

Pro Helvetia Kairo und die Abteilung Musik unterstützten ausserdem die Schweizer Präsenz von Musik- und Kulturschaffenden am «Visa for Music», einer Messe und einem Showcase-Festival in Rabat, Marokko. Die Westschweizer Band El Mizan wurde für ein Showcase ausgewählt und eine Schweizer Delegation von Veranstalterinnen und Veranstaltern reiste nach Rabat, um mehr über den Musikmarkt im arabischen Raum zu erfahren sowie wichtige Kontakte zu knüpfen.

Trotz der Suspendierung der Unterstützung für alle öffentlichen Aktivitäten in Russland konnte das Team von Pro Helvetia Moskau die Partnerschaften und den Austausch zwischen der Schweizer Kunstszene und der unabhängigen russischen Szene aufrechterhalten.

Zu den unterstützten Initiativen 2023 gehörte die digitale Kunstresidenz «Digital AIR», die vom Fabrika Center for Creative Industries zusammen mit dem 8XR Game Studio initiiert wurde. Fünf Kunstschaffende lernten während fünf Monaten in Projektteams und gemeinsam den Arbeitsprozess auf der virtuellen Plattform kennen.

Unterstützt wurde ausserdem das Projekt «Call a Friend 2.0.22» von Oksana Yushko und Aishat Adueva, das Kunstschaffende verschiedener Sparten aus Russland, Georgien und der Schweiz zusammenbringt, um in einer Reihe von Workshops, Diskussionen und Begegnungen gemeinsam darüber nachzudenken, wie neue Krisen und Traumata der Vergangenheit die kulturelle Landschaft verändern und wie der professionelle Austausch aufrechterhalten werden kann.

Pro Helvetia New Delhi unterstützte 2023 vier Ko-Kreations-Projekte, darunter «Hallucinations of an Artifact», in welchem der indische Choreograf Mandeep Raikhy und der Schweizer Künstler Jonathan O’Hear ein antikes Artefakt durch Tanz und künstliche Intelligenz zum Leben erwecken.

Gefördert wurde ausserdem die Partnerausschreibung «Connect India»: Die Schweizer Künstlerin Elisa Storelli und die indische Künstlerin Rohini Devasher entwickelten ein künstlerisches Projekt während ihren Aufenthalten am International Centre for Theoretical Sciences (ICTS) in Bengaluru und am CERN in Genf.

Mit Unterstützung des Büros in New Delhi nahm der Schweizer Schriftsteller Rolf Hermann 2023 am «Bhutan Echoes: Drukyul’s Literature Festival» teil und leitete einen Workshop zu Poesie und Verständigung.

Mit Unterstützung von Pro Helvetia Shanghai reisten sechs Kunstschaffende aus China und der Schweiz im Rahmen des Projekts «When Future Meets the Past» für eine gemeinsame Recherche während sechs Wochen durch China. Dabei ging es um die Schärfung des Bewusstseins für die Geschichte, die lokalen Traditionen und das ethnische Kulturerbe der Bergregion Guizhou und dessen Potenziale für die Zukunft. Die Ergebnisse der Recherche wurden in musikalischen, visuellen und performativen Formaten am ARTRA (Shanghai International Arts Festival) präsentiert.

Die Aussenstelle in China unterstützte ausserdem das Projekt «Readings of Plays by Swiss Writers»: Wichtige zeitgenössische Theaterstücke aus dem deutschsprachigen Raum wurden ins Chinesische übersetzt und in Form von szenischen Lesungen dem lokalen Publikum präsentiert. 2023 waren dies die Texte «Die toten Freunde» von Ariane Koch und «Die Hand ist ein einsamer Jäger» von Katja Brunner.

Mit der Unterstützung von Pro Helvetia Südamerika startete 2023 das Langzeitprojekt «Fungi Cosmology», welches an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft das Reich der Pilze erforscht. Das Programm bringt Kunstschaffende, Kuratorinnen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Brasilien, Chile und der Schweiz zusammen und umfasst Vorträge, Workshops und Expeditionen in Manaus (Brasilien), Patagonien (Chile) und den Alpen (Schweiz).

In den Darstellenden Künsten unterstützte die Aussenstelle in Südamerika den Schweizer Fokus an der «Cali International Dance Biennial». Das Festival in Kolumbien zeigte fünf Werke von zeitgenössischen Kunstschaffenden aus der Schweiz. Vor und nach dem Festival tourten die Kunstschaffenden durch andere kolumbianische Städte sowie durch verschiedene südamerikanische Länder.

Das Centre culturel suisse (CCS) in Paris ist bis 2025 wegen Bauarbeiten geschlossen. Seit September 2022 ist das Centre culturel suisse deshalb mit dem multidisziplinären Programm «CCS on Tour» in verschiedenen Städten Frankreichs aktiv und präsentiert Kunstschaffen aus der Schweiz in Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen.

Im Januar machte die Tour Halt in Lyon: Ausstellungen, Aufführungen, Konzerte, Performances, Lesungen und literarische Begegnungen bestimmten den Rhythmus der Stadt.

Weitere Etappenziele waren Rennes und Bordeaux, wo am Festival international des Arts de Bordeaux métropole (FAB) zeitgenössische Kunstformen aus der Schweiz zu erleben waren und in Form eines Schweizer Fokus in das Programm des spartenübergreifenden Festivals integriert wurden.