Schweizer Pavillon an der 60. Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia

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Der schweizerisch-brasilianische Künstler Guerreiro do Divino Amor zeigt im Schweizer Pavillon an der 60. Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia im Mandat der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia die Ausstellung «Super Superior Civilizations». Sie wird von Andrea Bellini kuratiert.

Die Ausstellung im Schweizer Pavillon zeigt das sechste und siebte Kapitel von Guerreiro do Divino Amors Saga «Superfictional World Atlas»: «Das Wunder der Helvetia» und «Roma Talismano». Der «Superfictional World Atlas» ist ein weltumspannendes, kartografisches Projekt allegorischer Natur, das potenziell unendlich ist und woran der Künstler seit fast zwei Jahrzehnten arbeitet. Auf der Basis seiner Studien und Recherchen im Bereich der experimentellen Architektur untersucht Guerreiro do Divino Amor in seiner künstlerischen Praxis die Beziehung zwischen städtischem Raum und kollektiver Vorstellungskraft, zwischen Architektur und Ideologie sowie zwischen politischer Propaganda und nationaler Identität.

Guerreiro do Divino Amor – Schweizer Pavillon, Biennale di Venezia 2024 © Pro Helvetia/Samuele Cherubini

Im Schweizer Pavillon möchte Guerreiro do Divino Amor die bisher komplexeste und ehrgeizigste Installation seiner künstlerischen Laufbahn schaffen: ein allumfassendes, immersives Kunstwerk, übersät mit architektonischen Elementen – den künstlichen Symbolen einer vermeintlichen, westlichen rassifizierten Überlegenheit. Säulen, Brunnen und Kapitol verweisen neben grobflächig eingesetztem falschem Marmor auf Darstellungen von Macht und Vorherrschaft und dienen als Kulisse für die beiden Hauptinstallationen des Pavillons.

Das Video «Das Wunder der Helvetia» setzt die Schweiz als grosse Allegorie in Szene, als ein wundersames, «superfiktionelles» Paradies auf Erden, in dem sich Natur und Technik, Kapitalismus und Demokratie, Bodenständigkeit und Kultiviertheit in einem perfekten und surrealen Gleichgewicht befinden. Ein langer Korridor verbindet «Das Wunder der Helvetia» mit der Installation «Roma Talismano»: ein allegorisches Gebilde, sozusagen ein phantasmagorischer Zwilling der römischen Zivilisation, und gleichzeitig das über Jahrhunderte tradierte Symbol einer vermeintlichen moralischen, politischen und kulturellen Überlegenheit. Die brasilianische Künstlerin und Sängerin Ventura Profana verkörpert die Kapitolinische Wölfin, eine symbolträchtige, phantasmagorische Kreatur, die ein Lied singt über die Heldentaten der drei allegorischen Tiere – der Wölfin, des Lamms und des Adlers. In der Entstehung von weisser Identität und ihrer vermeintlichen Überlegenheit stellen sie mythologische Figuren dar: die Wölfin gilt als die Urmutter des höherrangigen Volks, der Adler als Symbol der römischen Kriegsherrschaft, und das Lamm steht im christlichen Rom für Reinheit und Unschuld.

«In der Vision des Künstlers spielt der Schweizer Pavillon mit der nationalen Logik der feierlichen Selbstzelebrierung durch Kultur, die am eigentlichen Ursprung der Länderpavillons in den Giardini vor über hundert Jahren stand», so Andrea Bellini. «Guerreiro do Divino Amor ist ein neugieriger Dokumentarist mit einer barocken Fantasie, und ein aussergewöhnlicher Schöpfer von Welten. Er lädt uns ein, wohlwollend über unseren Chauvinismus zu lachen und über die Klischees, mit denen wir uns selbst und unsere Welt darstellen. Letzteres scheint uns von fundamentaler Bedeutung in einer Zeit der zunehmenden politischen Polarisierung und der radikalen Gegensätze, wie wir sie momentan erleben.»

Andrea Bellini (links), Guerreiro do Divino Amor (rechts), Foto von Samuele Cherubini, 2023

Projektteam

Für das Projekt «Super Superior Civilizations» im Schweizer Pavillon haben der Künstler Guerreiro do Divino Amor und der Kurator Andrea Bellini zusammengearbeitet mit Larisa Oancea (Produktionsleitung), Diego Paulino (Regieassistenz), Beà Ayoolà (musikalische Leitung), Giovanna Bellini (Szenografieproduktion), Pedro Zaz (technische Leitung), Klau’s Kellermann (Leitung Mechatronics), Lyz Parayzo (Bildhauerin), Andy Roba (Kostümdesign) und vielen anderen. Zum Cast gehören Ventura Profana (Wölfin), Adriana Carvalho (Adler) und Amanda Seraphico (Lamm).

Die Ausstellung «Super Superior Civilizations» wird von einer Publikation im Zeitungsformat begleitet werden, welche ein Gespräch zwischen Guerreiro do Divino Amor und Andrea Bellini umfasst.


Unterstützung

Die Ausstellung «Super Superior Civilizations» wird ermöglicht dank der grosszügigen Unterstützung von Centre d’Art Contemporain Genève (Co-Produzent), Archivorum, Fluxum Foundation, Amis du Centre d’Art Contemporain Genève, Spada Partners, Burger Collection Hongkong, Fondation Jan Michalski, Republik und Kanton Genf, Stadt Genf, Stiftung Temperatio, Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung und Allianz. Ein spezieller Dank geht an die Co-Produzenten Arsenic – Centre d’art scénique contemporain Lausanne und Embassy of Foreign Artists, an das Istituto Svizzero sowie an den Medienpartner Il Giornale dell’Arte.


Schweizer Beiträge an den Internationalen Kunst- und Architekturausstellungen von La Biennale di Venezia

Die Internationale Kunstausstellung – La Biennale di Venezia findet alle zwei Jahre statt und wechselt sich im Jahresturnus mit der Internationalen Architekturausstellung ab. Die Schweiz nimmt an der Biennale Arte seit 1920 teil, an der Biennale Architettura seit 1991. Sie unterhält in den Giardini der Biennale ihren eigenen Pavillon, für dessen Ausstellungen Pro Helvetia seit 2012 verantwortlich ist. Zwei von Pro Helvetia ernannte Jurys sprechen jeweils für die Biennale Arte oder die Biennale Architettura eine Nominationsempfehlung aus. Der Schweizer Pavillon in Venedig wurde vom Schweizer Architekten Bruno Giacometti entworfen und 1951/52 erbaut. Er befindet sich im Besitz der Schweizerischen Eidgenossenschaft.


Biografien

Guerreiro do Divino Amor

Der schweizerisch-brasilianische Künstler Guerreiro do Divino Amor (geboren 1983 in Genf, lebt und arbeitet in Rio de Janeiro) hat einen Master in Architektur der nationalen Hochschule für Architektur in Grenoble (ENSAG) und von La Cambre Architecture in Brüssel. In seiner Recherche untersucht er Superfiktionen sowie historische, politische, religiöse und mediale Narrative, die sich auf die Bebauung des Raums und das Schaffen einer kollektiven Vorstellungskraft auswirken. Aus Bruchstücken der Wirklichkeit kreiert er ein Science-Fiction- und Fantasy-Universum in Form von Filmen, Publikationen und grossformatigen Installationen.

Divino Amor war Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms DAAD Artist-in-Berlin und 2019 gewann den PIPA-Preis 2019. 2016 war er Finalist beim «Generations»-Preis der Biennale de l’Image en Mouvement in Genf. Er gehörte zweimal zu den Finalistinnen und Finalisten der Schweizer Kunstpreise. 2019 erhielt er zudem das Stipendium Bolsa Pampulha. 2022 zeigte Divino Amor die retrospektive Einzelausstellung «Superfictional Sanctuaries» im Centre d’Art Contemporain in Genf. Werke von ihm wurden unter anderem ausgestellt an der Frestas Trienal in Sorocaba (Brasilien), am Visual Arts Center der University of Texas in Austin, an der Arte Pará 2018, an der 2. Bienal Tropical in Puerto Rico, am Zentrum für zeitgenössische Kunst in Vilnius (Litauen), in der Pinacoteca von São Paulo und der Iberê Camargo Foundation in Porto Alegre (Brasilien). Er war Artist in Residence bei Pivô-Pesquisa und FAAP-Lutetia (São Paulo, Brasilien), bei UnB Casa da America Latina (Brasília, Brasilien) und bei Embassy of Foreign Artists (Genf). Seine Arbeiten sind Teil der Sammlungen des MAR (Art Museum of Rio), des MAB FAAP São Paulo (Museum of Brazilian Art) und des Kunstmuseums von Pampulha (Belo Horizonte). Seine preisgekrönten Filme wurden an diversen nationalen und internationalen Veranstaltungen und Festivals gezeigt.

Andrea Bellini

Der Kurator Andrea Bellini ist Direktor des Centre d’Art Contemporain Genève und künstlerischer Direktor der Biennale de l’Image en Mouvement in Genf. Zuvor hatte er die Co-Leitung des Castello di Rivoli, war Leiter der Kunstmesse Artissima, kuratorischer Berater am MoMA PS1 und Chefredaktor von «Flash Art International». Er hat einen Abschluss in Philosophie (1996) und besitzt ein Postgraduate-Diplom in Archäologie und Kunstgeschichte der Universität Siena (2002).

Bellini hat zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen kuratiert, unter anderem von Marina Abramović, Hannah Black, Lisetta Carmi, Roberto Cuoghi, Chiara Fumai, Ernie Gehr, Giorgio Griffa, Sonia Kacem, John McCracken, Nicole Miller, Philippe Parreno, Thomas Schütte und Hannah Weinberger. Er hat verschiedene Publikationen herausgegeben, zu denen er Essays oder Interviews beisteuerte, und hält regelmässig Vorträge an akademischen und Kunstinstitutionen weltweit. Er hat die Biennale de l’Image en Mouvement in eine Produktionsplattform verwandelt, dank der seit 2014 neue Werke in Auftrag gegeben werden konnten, etwa von Künstlerinnen und Künstlern wie Sophia Al Maria, Korakrit Arunanondchai, Ed Atkins, Alexandra Bachzetsis, Will Benedict, Hannah Black & Juliana Huxtable, Meriem Bennani, DIS, Simon Fujiwara, Kahlil Joseph, Emilie Jouvet, Pauline Boudry & Renate Lorenz, James Richards, Wu Tsang, Emily Wardill und anderen. Er hat gerade ein Buch über die Kunstwelt veröffentlicht, «Storie dell’arte contemporanea» (Timeo editions, Rom).

Künstler 
Guerreiro do Divino Amor  

Kurator
Andrea Bellini      

Kommissärin
Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
Sandi Paucic, Projektleitung
Rachele Giudici Legittimo, Projektmanagement

Ausstellung
20. April bis 24. November 2024

Pre-Opening
17. April bis 19. April 2024

Besichtigungstermin für die Medien
Mittwoch, 17. April 2024, 15:00 Uhr
Online-Anmeldung

Eröffnung
Donnerstag, 18. April 2024, 14:30 Uhr

Ort
Schweizer Pavillon, Giardini della Biennale di Venezia   

Medieninformation

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+41 44 267 71 30
upfander@prohelvetia.ch

Internationale Medien: Pickles PR
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+39 349 003 4359
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