Die Swiss Selection Edinburgh kehrt diesen Sommer zurück ans Edinburgh Festival Fringe: Die Solokünstlerin Lea Whitcher, das Duo Trixa Arnold & Ilja Komarov sowie die Performance-Gruppe Pintozor bringen einen ungewöhnlichen Mix an multidisziplinären Werken mit ans Festival.
Mit «Swiss Selection Edinburgh» ermöglichen wir ausgewählten Gruppen und Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz, ihre Werke am Edinburgh Festival Fringe zu präsentieren, dem wichtigsten Theater-, Tanz- und Performancefestival in der englischsprachigen Welt. Die Kunstschaffenden der diesjährigen Auswahl nehmen uns mit auf einen Audiowalk in die beklemmende Welt der “Incels”, teilen mit dem Publikum ihre ambivalenten Erfahrungen als Mutter und ihre Recherchen über Scham auf ungewohnte, konfrontierende und sehr humorvolle Weise.
Nach einem zweijährigen pandemiebedingten Unterbruch freut sich Pro Helvetia auf die Präsentation der folgenden Werke:
«Mama Love» von Lea Whitcher
«Mama Love» von Lea Whitcher ist eine Ein-Frau-Show, in der Lea Whitcher mit den Absurditäten von idealisierten und toxischen Mutterschaftsbildern spielt. Vor dem Hintergrund einer Abstimmung in der Schweiz, in der 2020 den Vätern ganze zwei Wochen an Vaterschaftsurlaub zugestanden wurde (18 Jahre nach dem oh-so-grosszügigen Angebot der Briten) verdichtet Whitcher persönliche Erfahrungen mit dem gegenwärtigen Mutterschaftsdiskurs zu einem künstlerischen Versuch, sich durch den Dschungel von Alltagssituationen, sozialen Klischees und utopischen Gesellschaftsmodellen jenseits patriarchaler Fesseln einen Weg freizuhauen.
«Shame On You!» von Trixa Arnold und Ilya Komarov
Sie beide haben über längere Zeit Geschichten über Scham gesammelt – von scheinbar banalen Alltagssituationen zu leidvollen Erfahrungen von Gewalt und Diskriminierung. «Man kann sich über viele Dinge schämen. Über sich selbst, seine Familie, sein Land, seinen Präsidenten. Über sein Handeln und Nicht-Handeln.» Dies schrieb das schweizerisch-russische Duo Trixa & Ilya vor drei Jahren. Und heute schämen sie sich zutiefst – über Russland und dessen Präsidenten. Ihre herausfordernde Show mit Live-Musik und persönlichen Schamgeschichten trifft in Edinburgh auf eine veränderte Welt.
«Guide to Surviving Masculinist Territory» von Pintozor
«Guide to Surviving Masculinist Territory» von Pintozor führt in einer Audio-Tour durch die Strassen von Edinburgh. Eine Frau lädt ihr Publikum ein, ihr zu folgen, während sie über einen «Incel» erzählt, einem Mitglied jener männlicher Splitter-Community, in der sich «involuntary celibates» (unfreiwillig zölibatär) übers Internet austauschen und ihren Hass auf Frauen kundtun. Als sich das Leben einer dieser «Incels» immer mehr in die Erzählung einer jungen, von dieser hochgradig gewaltbereiten Bewegung faszinierten Frau einnistet, verändert dies auch die Wahrnehmung der Zuhörenden auf ihre Umgebung.
Die «Swiss Selection» entwickelte im Zeitraum 2020 – 2021 verschiedene innovative Formate, um Schweizer Kunstschaffende mit der britischen Kunstszene in Kontakt zu bringen. Da das Edinburgh Festival Fringe zwei Jahre in Folge nicht stattfinden konnte, ersetzten virtuelle Residenzen, Podiumsgespräche und Workshops den Austausch vor Ort .
Das erfolgreiche Programm mit virtuellen Residenzen wird nun fortgesetzt und dabei drei Kunstschaffenden ermöglicht, ihre künstlerische Tätigkeit mit der Unterstützung einer Partnerorganisation in Grossbritannien weiterzuentwickeln. In den vergangenen Jahren wurden Residenzen unter anderem mit The Royal Court, Mayfest und LIFT Festival durchgeführt. Zu den dabei unterstützten Künstler*innen zählen Monika Truong, Ntando Cele und K7 Productions.
Schedule
Mama Love
Red Lecture Theatre 15:00
3.–28.8.2022
A Survival Guide to Masculinist Territory
Route TBA
20:30 (Mo – Do), 20:00 (Fr – So)
3.–28.8.2022
Shame on You!
Demonstration Room
13:30
3.–28.8.2022
@ Summerhall
Edinburgh